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Gebietsreform Gebietsreform: Platzt der künftige Großkreis Anhalt aus allen Nähten?

Von Hendrik Kranert 09.05.2005, 19:24

Magdeburg/MZ. - Zu dem Großkreis sollen dann die zu Wittenbergstrebenden Gemeinden des Kreises Anhalt-Zerbsthinzustoßen, der übrige Teil Anhalt-Zerbstswürde mit dem Jerichower Land fusionieren.Ursprünglich war eine Fusion der Kreise Anhalt-Zerbstund Wittenberg sowie Köthen und Bitterfeldgeplant. Ministerpräsident Wolfgang Böhmer(CDU) hatte dann überraschend vorgeschlagen,einen Anhalt-Kreis aus Köthen, Bernburg undAnhalt-Zerbst zu bilden.

Im Koalitionsausschussherrschte heiterer Fatalismus: Mankönne noch lange diskutieren, am Ende gebees aber doch keinen Vorschlag, der alle Betroffenender Gebietsreform glücklich machen würde,hieß es. Die Runde nahm schließlich den Vorschlagvon Innenminister Klaus Jeziorsky (CDU) füreinen Großkreis aus Köthen, Bitterfeld undWittenberg interessiert zur Kenntnis.

Denn bislang ist jeder Versuch einer Einigungzwischen den Kreisen - einschließlich Bernburg- gescheitert: Bernburg lehnt eine Fusionmit Köthen und Anhalt-Zerbst strikt ab. Bitterfeldorientiert sich zwar weiterhin nach Köthen,will aber auch Gespräche mit dem LandkreisWittenberg führen. Köthen wiederum geht mittlerweileauf Distanz zu Bitterfeld. "Jeder will einenKreis Anhalt, aber jeder einen für sich",umreißt ein FDP-Parlamentarier die Situation."Die Dreier-Lösung mit Teilen von Anhalt-Zerbsthat durchaus Charme", heißt es auch in derCDU. Schließlich sei eine Vollfusion, wieeigentlich laut Gesetz geplant, mit Anhalt-Zerbstnicht mehr zu realisieren. Das Problem: Derneue Großkreis würde nach Ansicht von einigenKoalitionsmitgliedern nicht nur zu "einerUnwucht im Land führen" - er wäre möglicherweiseauch nicht gesetzeskonform.

Denn in dem erst vor drei Wochen vom Landtagbeschlossenen Gesetz zur Raumordnung ist voneiner durchschnittlichen Kreisgröße von 2500Quadratkilometer die Rede, die maximalum zehn Prozent überschritten werden dürfen.Doch es scheint, als würde der Großkreis imRaum Anhalt diese Zahl übersteigen. Würdeder Landtag einem solchen Kreis zustimmen,wären Klagen möglich. Die Chancen, dass dasKabinett in der kommenden Woche Jeziorskysneue Idee in den endgültigen Gesetzentwurfzur Kreisreform aufnimmt, stünden - so heißtes in Koalitionskreisen - daher bei 50 zu50.

Unterdessen seien Bemühungen um einen Kompromissmit der Landesregierung bei der Kreisreform"endgültig gescheitert", teilte SPD-FraktionschefJens Bullerjahn gestern nach einem Gesprächmit Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU)mit.