Gastronomie Gastronomie: Wirte fordern Hilfe

Halle (Saale)/MZ. - Geht es nach dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), müssen sich die Organisatoren von Schul-, Vereins- oder Feuerwehrfesten in Sachsen-Anhalt bald auf verschärfte Regeln einstellen. Sie sollen etwa die Umsätze versteuern, die sie mit dem Verkauf von Bier und Kaffee erzielen. Außerdem sollen beim Ausschank die gleichen hygienischen Maßstäbe gelten wie in normalen Gaststätten. "Wir wollen den Getränkeverkauf während der Feste nicht verhindern, wir wollen nur Wettbewerbsgleichheit", sagte Wolfgang Schildhauer, Hauptgeschäftsführer des Dehoga-Landesverbands, am Montag auf MZ-Anfrage.
Hintergrund der Forderung ist die von der Landesregierung geplante Änderung des Gaststättengesetzes. Am Dienstag nach Ostern soll es dazu erstmals ein Spitzengespräch im Landeswirtschaftsministerium geben, an dem neben der Dehoga unter anderem auch Vertreter der Industrie- und Handelskammern teilnehmen werden.
Viele Gastwirte in Sachsen-Anhalt beklagen seit langem, ihre wirtschaftliche Lage sei nicht rosig. Dies belegen verschiedene Statistiken. Wie aus jetzt veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden und Berechnungen der "Welt am Sonntag" hervorgeht, hat in Sachsen-Anhalt zwischen 2001 und 2010 etwa ein Drittel der Schankbetriebe schließen müssen. Bundesweit hat im gleichen Zeitraum jedes vierte Wirtshaus dicht gemacht. Nach Erkenntnissen der Industrie- und Handelskammern gibt es im Gastgewerbe weiter mehr Ab- als Anmeldungen. Seit 2008 ist die gastronomische Landschaft zwischen Arendsee und Zeitz um rund 800 Gaststätten geschrumpft. Betroffen sind nicht zuletzt die ländlichen Regionen. In immer mehr Dörfern ist der Landgasthof mangels Kundschaft und ausreichender Umsatzzahlen längst geschlossen worden.
Dehoga-Vertreter Schildhauer macht dafür nicht nur, aber auch die starke Konkurrenz der Feste verantwortlich. Deren Veranstalter könnten Getränke und Speisen wesentlich günstiger anbieten. Sie müssten im Gegensatz zu Gastwirten weder Umsatzsteuer zahlen, noch sämtliche Auflagen erfüllen, die Gastwirte von den Ordnungs- und Gesundheitsämter auferlegt werden. Schildhauer sieht freilich auch Defizite im Gastgewerbe selbst. So hätten einige Wirte zu spät oder überhaupt nicht auf die geänderten Wünsche der Kundschaft reagiert. Anderen fehle freilich auch das finanzielle Polster für notwendige Investitionen. Ob die Wünsche des Interessenverbandes in das neue Gaststättengesetz einfließen werden, ist offen. Eine Sprecherin des Wirtschaftministeriums legte sich nicht fest.
Einen Silberstreif am Horizont gibt es indes für die Wirte: 2011 wurde nach Angaben der Dehoga erstmals seit Jahren wieder ein Umsatzplus (sechs Prozent) verzeichnet.
