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Früheres Ikea-Werk Früheres Ikea-Werk: Der große Retter endet vor Gericht

Von KATRIN LÖWE 28.07.2011, 19:31

GARDELEGEN/MZ. - Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), damals Wirtschaftsminister, übergab im Dezember 2010 persönlich einen Förderbescheid. Doch aus dem vermeintlichen Glücksfall wurde ein Desaster und Benkenwood-Geschäftsführer Andreas Benken wird bald vor Gericht stehen. Am 11. August beginnt laut Landgericht Magdeburg der Prozess gegen den 45-Jährigen wegen Subventionsbetrugs.

Dass es auf einen Hochstapler hereingefallen sein könnte, war dem Wirtschaftsministerium Ende 2010 nach einem Tipp aus Hamburg aufgegangen. Dort war Benken im Oktober wegen Betruges zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Ankläger hatten ihm unter anderem vorgeworfen, mit einem gefälschten Notarschreiben über ein vermeintliches 83-Millionen-Euro-Erbe bei zwei Banken Kredite über je 500 000 Euro beantragt zu haben. Das Urteil jedenfalls ließ die Förderer in Sachsen-Anhalt einen erneuten Blick auf die Papiere werfen - und den Geldhahn zudrehen.

Benken selbst sitzt nach Angaben des Gerichts seit Mai in Haft. Auch bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalts hat er laut Anklage gefälschte Urkunden vorgelegt. So habe er sich zunächst 15 000 Euro erschlichen, die - im Gegensatz zur damaligen Behauptung des Wirtschaftsministeriums, es sei kein Cent geflossen - auch ausgezahlt wurden. Das Ministerium bestätigte das am Donnerstag. Zwei Monate vor dem ersten Verdacht sei Anfang Oktober der Zuschuss für eine Machbarkeitsstudie geflossen, für die Benken eine bezahlte Rechnung vorgelegt habe.

Bei zwei weiteren Anträgen über 13,2 und 1,3 Millionen Euro hat das Land rechtzeitig eingegriffen. Dass sie nicht ausgezahlt wurden, könne sich nur in der Höhe der Strafe niederschlagen, so Gerichtssprecher Christian Löffler. "Ein Subventionsbetrug ist schon, wenn man im Förderantrag wahrheitswidrige Angaben macht." Die werden dem Familienvater auch in einem anderen Punkt vorgeworfen: Mit falschen Steuererklärungen soll er 7 000 Euro "gespart" haben.

Das Werk in Gardelegen ist inzwischen geschlossen. "Es gibt neue Interessenten", sagte Ministeriumssprecherin Beate Hagen am Donnerstag. "Wir warten derzeit auf die Vorlage von Konzepten."