Fremdenverkehr Fremdenverkehr: Mehrdeutige Texte sollen Interesse der Gäste wecken

Salzwedel/dpa. - «Halt! Hier Grenze» - das Schild am Salzwedeler Bahnhof ist für Besucher der Hansestadt nicht zu übersehen. Um die winzige Schrift darunter lesen zu können, muss man aber näher hinsehen. «Zwischen Jetzt und Gleich» steht darunter geschrieben - samt einem Hinweis auf die von Nicolas Nowack konzipierte «LiteraTour». Insgesamt 50 Schilder mit witzigen und teils mehrdeutigen Texten sind auf einem Pfad in der historischen Innenstadt von Salzwedel zu finden.
Was auf den ersten Blick als amtliches Hinweisschild wahrgenommen wird, entpuppt sich schließlich als Tourismusaktion. Mit dem Rundkurs entlang der Schilder können die Besucher das Fachwerkstädtchen für sich entdecken. Die Schilder sind nicht immer so präsent wie am Bahnhof. Manche Texte verändern ihre Aussage, wenn man ihnen näher kommt, und offenbaren sich erst durchs Herangehen.
Oft genug nehmen diese Mehrdeutigkeiten und Wortspiele Bezug auf das Umfeld des Betrachters. Durch die Schilder rücken aber auch alltägliche Dinge wie Mülleimer, Mauern, Pflanzen oder Sitzbänke ins Blickfeld. Außerdem nimmt Nowack ironisch die Eigenart aufs Korn, die Nutzung öffentlicher Räume durch Vorschriften, Hinweise und Verbote zu reglementieren.
Wer alle Schilder entdecken, lesen und seinen Spaß daran haben will, muss schon mit Muße durch Straßen und Parks schlendern. «Eine Stunde ist da nichts», sagt Ursula Wolter, Chefin der Touristinformation Salzwedel. Wolter umschreibt die Tour als «Pfad der Poesie».
«Wir nutzen die Kunstaktion, um Touristen anzulocken und machen neugierig durch Irritation», sagt Joachim Mikolajczyk, Leiter des Kulturbetriebs der Stadt. Während der Initiator Nicolas Nowack die Schilder aus eigenen Mitteln finanzierte, kümmern sich Wolter und Mikolajczyk um Genehmigungen bei Ordnungsamt und Denkmalschutz. Wartung, Pflege und Öffentlichkeitsarbeit des Pfades besorgt nun die Stadt. Das ist vertraglich geregelt, und das ist auch nötig. «Die ersten Schilder sind schon geklaut worden», bedauert Nowack.
Die Resonanz bei Salzwedelern und Besuchern reicht Nowack zufolge von Begeisterung bis zum Kopfschütteln. Nowacks Intention hinter dem Projekt: «Wenn die Leser nicht zur Literatur kommen, dann kommt die Literatur eben zu den Lesern.»