Flughafen Leipzig/Halle Flughafen Leipzig/Halle: Großeinsatz nach einem Flugzeugunglück erfolgreich geprobt

Leipzig/MZ. - Dann aber gehtes los: Gegen 8.40 Uhr fahren drei große roteLöschfahrzeuge der Flughafenfeuerwehr aufdem nördlichen Rollfeld vor. Sie spritzenetwas Wasser und Schaum auf eine alte IljuschinIl-62 der DDR-Fluglinie Interflug. Die Maschine,so das Szenario, musste notlanden und fingFeuer. An Bord: rund 200 Passagiere.
Das angenommene Flugzeugunglück ist nureins von mehreren Szenarien, die Einsatzkräftevon Feuerwehren, Polizei, Rettungsdienstenund Bundeswehr unter dem Titel "Lilienthal2008" proben - unter den wachsamen Augen vonmehr als 200 Katastrophenschutz-Experten ausder ganzen Bundesrepublik. Sie beobachtendas Geschehen aus 100 Metern Entfernung hintereinem Zaun.
Derweil fährt vor dem Flugzeug Feuerwehrautoum Feuerwehrauto vor, reihen sich mehr als30 Rettungswagen in eine lange Schlange ein.Feuerwehrleute stürmen die Iljuschin, obwohldie gar nicht wirklich brennt. "Die ist eintechnisches Denkmal", sagt Flughafen-SprecherUwe Schuhart, "die können wir ja nicht einfachanzünden." Während die Retter Passagiere aufTragen aus der Maschine bergen, sitzen andere"Verletzte" in Decken gehüllt auf dem Rollfeldoder laufen schreiend umher. Das wirkt genausorealistisch wie die Wunden und Verletzungen,die Sanitäter ihnen geschminkt haben.
Astrid Kubiciel etwa ist blutrot im Gesicht.Die junge Frau aus Zwickau liegt auf einerTrage vor einem von vier weißen Zelten, dieder medizinischen Erstversorgung dienen. Siegehört zu 250 Verletzten-Darstellern, diesich freiwillig gemeldet haben, meist Mitgliedervon Hilfsorganisationen. Kubiciel arbeitetehrenamtlich beim Roten Kreuz, es ist ihreerste Großübung. "Eine neue Erfahrung", sagtsie. Doch jetzt friert sie, schon eine halbeStunde vor Beginn hat sie auf dem Rollfeldgesessen und gewartet, dass es losgeht. EinFeuerwehrmann legt ihr eine Decke über.
Offiziell ist "Lilienthal" eine sächsischeKatastrophenschutz-Übung. So kommen nur vergleichsweisewenige Teilnehmer aus Sachsen-Anhalt, obwohldie Landesgrenze gleich hinter dem Flughafenliegt. Der Grund: Seit Juli hat Sachsen größereKreise. "Es ging vor allem darum, in diesenneuen Strukturen die Zusammenarbeit der Rettungskräftezu proben", erklärt Angelika Reichelt vonder Landesdirektion - vormals Regierungspräsidium- Leipzig.
Bei einem tatsächlichen Unglück auf dem Flughafenaber sei die Kooperation beider Länder gesichert,so Reichelt. So hielten Feuerwehren und Rettungsdiensteengen Kontakt, auch die Alarmpläne der Krankenhäuserin einem 70-Kilometer-Umkreis um den Airportseien aufeinander abgestimmt.
Zu den wenigen Einsatzkräften aus Sachsen-Anhaltgehört Jörg Thielscher von der halleschenBerufsfeuerwehr. Er führt einen kleinen Löschzugan, den Halle zum Flughafen geschickt hat.Für Thielscher und seine 14 Leute heißt esvor allem - Warten. Das sei durchaus realistisch,sagt der Feuerwehrmann, der mit zwei Kollegenan seinem roten VW-Bus lehnt und das geschäftigeTreiben beobachtet. "Man braucht bei großenEreignissen immer Reserven. Es kann ja sein,dass plötzlich mehr Kräfte benötigt werdenoder Leute ausgetauscht werden müssen, weilsie zum Beispiel dringend eine Pause machenmüssen."
Doch auf dem Flughafen ist an Pause noch nichtzu denken. Erst um 14 Uhr sind alle Szenarienbeendet. Eine detaillierte Auswertung solles in einigen Tagen geben. Die vorläufigeBilanz der Behörden fällt positiv aus: "Imwesentlichen ist die Übung gelungen", sagtStefan Barton von der Landesdirektion. Undauch die erwarteten Behinderungen auf denAutobahnen am Airport blieben aus.
