1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Feuer in Pretzien untersagt: Feuer in Pretzien untersagt: Festverbot aus Angst vor Nazis

Feuer in Pretzien untersagt Feuer in Pretzien untersagt: Festverbot aus Angst vor Nazis

Von Kai Gauselmann 28.09.2006, 18:50

Schönebeck/MZ. - Hintergrund der Absage der Herbstfeuer am 2. Oktober sind Vorfälle im Juni, als Rechte bei einer Sonnenwendfeier in Pretzien ein Anne-Frank-Tagebuch verbrannten. "Das ist aber kein Rückzieher vor Rechtsradikalen", sagte Hans-Peter Wannewitz, Sprecher der Verwaltungsgemeinschaft Schönebeck.

Personen mit "unerwünschten politischen Ansichten" dürfe keine "Auftrittsfläche" geboten werden, so die Verbotsbegründung. Außer in Pretzien wurde auch ein Feuer in der Gemeinde Ranies untersagt. "Es hätte sein können, dass die Rechten dahin ausweichen", so Wannewitz. Roman Ronneberg vom Verein Miteinander reagierte darauf mit Kritik. "Die Rechten verstehen das sicher als Einknicken des Staates." Es sei besser, "ordentlich Präsenz zu zeigen". Der Verein engagiert sich gegen Rechtsextremismus. Der Schönebecker Verwaltungsleiter Hans-Jürgen Haase (CDU) verteidigte das Verbot. Er habe Zweifel, ob selbst ein "massives Polizeiaufgebot" Untaten verhindert hätte.

"Die Bürger sind sauer", sagte Pretziens Bürgermeister Siegfried Harwig (parteilos). "Was sollen wir denn machen? Sollen wir keine öffentlichen Veranstaltungen mehr machen?" Das Verbot sei nicht angemessen. "Wir sind wach geworden. Wir hätten dafür gesorgt, dass es nicht wieder zu Vorfällen kommt." Harwig war im Juni in die Kritik geraten, weil er rechtsradikale Jugendlichen in einen Dorfverein eingebunden hatte.

Nach der Bücherverbrennung hatte Innenminister Holger Hövelmann (SPD) die Kommunen aufgefordert, stärker darauf zu achten, ob Feste von Rechten missbraucht werden könnten. Er äußerte sich am Donnerstag nicht ausdrücklich zur Schönebecker Entscheidung, begrüßte aber, dass sich Kommunen "verstärkt Gedanken" machten. Es müsse jedoch geprüft werden, ob es tatsächlich Risiken gebe. Der Verfassungsschutz habe keine Erkenntnisse, dass Rechte die Herbstfeuer für Propaganda nutzen wollten.