Fernsehshow aus Leipzig Fernsehshow aus Leipzig: Hektik, Lob und flotte Sprüche bei «Wetten, dass..?»
Leipzig/MZ. - Franz Beckenbauer und Fußballstar Pele saßen am frühen Samstagabend in einem Nebenraum und sahen sich im Fernsehen die Berichte der Fußball-Bundesliga an, da zwängten sich die Zuschauer schon in Scharen durch die Eingänge. Die Besucher wurden genau kontrolliert, Sicherheit war Trumpf. Absperrungen allerorten, Hunderte von Ordnern regelten den Andrang.
Auch bei den Stars überließ das ZDF nichts dem Zufall. Sie wurden mit einem besonders gesicherten Wagen bis zum Bühnenrand gefahren. Derweil achteten Männer peinlich genau darauf, dass niemand digitale Aufnahmen der Musik-Acts mit Fotoapparaten oder Handys machte. Kameraleute hetzten quer durch die Kulissen und behielten die drei Bühnen im Auge. An den Mischpulten liefen die Regler heiß, um die optimale Bildauswahl zu bieten. Und im Mittelpunkt stand wie immer Thomas Gottschalk. "Ich habe dreieinhalb Kilo abgehungert", verkündete er vor Beginn der Show. Der eigens für ihn entworfene Anzug in Schlangenmuster war dennoch zu eng.
Das störte Gottschalk freilich nicht. Er spulte routiniert die 151. Ausgabe der Show ab, trank bei den Filmeinblendungen schnell mal einen Schluck Kaffee und verteilte vor laufender Kamera Komplimente. Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) nannte er "einen der wenigen Politiker, die man im Fernsehen zeigen kann - und es wird geklatscht". Gottschalk lobte sich selbst ("Allein mit den Stars, die zu mir kommen, macht Sat.1 sieben Sendungen") und geizte auch nicht mit spitzen Bemerkungen gegen ZDF-Verantwortliche. Ab und an glitten seine Sprüche - wie gewohnt - ins Schlüpfrige ab.
Am Ende der Show war sich das Publikum einig: Unbestrittener Wettkönig wurde Matthias Ludwig. Im Spagat war der 21-jährige Student, ein Tablett mit einer Flasche Wasser balancierend, ohne Hilfsmittel einen fünf Meter hohen Schacht emporgeklettert.
Der wahre Wettkönig war freilich der siebenjährige Achim Kustermann. Der blinde Junge aus Schwaben outete sich als Tonspezialist. Er erkannte allein durch die Tastentöne eines Telefons die dazugehörigen Nummern samt Vorwahl und brachte sogar Gottschalk aus der Fassung. Stars wie Tina Turner, Seal, Destiny's Child und Elton John ließen den jungen Kandidaten kalt: "Ich höre lieber Volkstümliches", meinte er trocken.
Auch Donnie Lindenman aus Amerika hatte es in die Show verschlagen. Der Fotograf vom "Hollywood-Reporter" verfolgt weltweit alle Kinopremieren und dazu gehörige PR-Kampagnen. Deutsche Gäste wie Ottfried Fischer oder Kai Pflaume auf der Bühne interessierten ihn nicht. Mit dem Teleobjektiv zoomte er sich die auf der Couch sitzenden Schauspielerinnen Colin Farrell, Angelina Jolie ("Alexander") und Renée Zellweger ("Bridget Jones") heran. "Für daheim", so sein Kommentar.
Lindenman war längst wieder auf dem Weg in der USA, als Gottschalk gestern Überstunden machte. Er löste seine verlorene Saalwette in der Leipziger Innenstadt ein. Aus dem Moderator wurde ein Taxifahrer - aber nur ganz kurz.