1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Fehler bei Sprengung: Fehler bei Sprengung: Plötzlich regnete es am Petersberg Steinbrocken

Fehler bei Sprengung Fehler bei Sprengung: Plötzlich regnete es am Petersberg Steinbrocken

Von Diana Dünschel und Jan Möbius 30.06.2003, 16:09

Petersberg/MZ. - Neun Häuser und ein Pkw wurden beschädigt,als es bei einer Sprengung im PetersbergerQuarzporphyr-Betrieb, der zur MitteldeutschenBaustoffe GmbH gehört, zu einem Zwischenfallkam. Bis zu zehn Kilogramm schwere Gesteinsbrockenwurden mehrere hundert Meter weit vom Steinbruchbis zur angrenzenden Wohnbebauung geschleudert.Sie blieben in Hausfassaden stecken, durchschlugenDächer und regneten auf die Straßen herab.Ein Stein ging neben dem Kindergarten nieder.Die Kinder hielten aber gerade Mittagsschlaf.Verletzt wurde niemand.

Seit längerem gibt es in Petersberg Protestevon Anwohnern, die durch die von den Sprengungenausgelösten Schwingungen Schäden an ihrenGebäuden befürchten. Deshalb befand sich geradegestern ein Gutachter auf dem Steinbruch-Gelände,der die Sprengung beobachtete und so durchZufall filmte, wie die Explosion offensichtlichmisslang. Material, das nun zur Aufklärungdes Vorfalls beitragen kann.

Daran hat auch Augenzeuge Georg Kleeblattgroßes Interesse. "Die Erde bebte plötzlich",berichtete Kleeblatt sichtlich geschockt.Direkt neben ihm schlugen zwei zehn Kilogrammschwere Gesteinsbrocken ein. "Ich hatte Glück",betonte er. Doch sein Auto, das neben ihmstand, ist Schrott. Die Steine trafen denMazda mit voller Wucht, ließen eine Scheibezersplittern und zerbeulten die Beifahrertür.

Entsetzte und erschrockene Petersberger nahmendie Schäden in Augenschein. Gerhard Zimmermannbetrachtete kopfschüttelnd sein Dach, in demnun ein großes Loch prangte und Ziegel fehlten.Ein stabiler Zaunpfeiler war ebenfalls getroffenworden und hatte sich verbogen.

"So etwas darf einfach nicht passieren", kommentierteder Petersberger Bürgermeister Dieter Bock(parteilos) die schlimmen Folgen dieser Sprengung.Dies sei ein Zeichen für den fehlenden Weitblickder Steinbruch-Betreiber, die zu nah an Wohnbebauungenden Porphyr abbauen würden. "Muss es dennerst so weit kommen, das jemand verletzt wird",fragte er.

Von anderen Anwohnern war immer wieder dasselbezu hören: Seit Jahrzehnten lebe man mit demSteinbruch und den Sprengungen. So extremseien die Auswirkungen aber nie gewesen. "Wiekonnte das passieren", fragten sich alle.Darauf wusste Aloys Schulz, Leiter der technischenProduktion beim Petersberger Quarzporphyr,keine Antwort. Die Sprengung, die im Schnitteinmal in der Woche stattfinde, sei zunächstganz normal verlaufen, bis die Steine wegflogen.

"Ich kann zur Ursache dieses Vorfallsnoch nichts sagen", betonte auch Gert-DieterSabinarz, Prokurist der Mitteldeutsche BaustoffeGmbH. Möglich wäre, dass die verwendete Sprengstoffmengezu hoch oder die notwendigen Bohrungen fehlerhaftwaren. Er mache sich ein erstes Bild von denSchäden, die er auf rund 20000 Euro schätze.Das Unternehmen sei bemüht, den Betroffenenschnell zu helfen. Der Besitzer des beschädigtenWagens könne sich auf Betriebskosten einenLeihwagen nehmen. Außerdem sei bereits Verbindungmit einem Dachdecker aufgenommen worden.

Laut Polizeisprecherin Ulrike Diener kanndie Auswertung der misslungenen SprengungWochen dauern. Erst werde das Bergamt eingeschaltetund voraussichtlich ein Gutachten erstellt.