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Keine heiße Spur Fall Inga bleibt ungelöst

Von Julius Lukas 19.12.2016, 21:41
Die vermisste Inga zum Zeitpunkt ihres Verschwindens.
Die vermisste Inga zum Zeitpunkt ihres Verschwindens. DPA/Archiv

Halle (Saale) - Die Polizei hat die Suche nach der vermissten Inga (damals fünf Jahre alt) aus Schönebeck eingestellt. Wie am Montag bekannt wurde, haben die Ermittler alle Akten an die Staatsanwaltschaft Stendal übergeben.

Dort wird nun das weitere Vorgehen im Fall des vor mehr als eineinhalb Jahren verschwundenen Mädchens geprüft. Bereits im August wurde auch die Sonderkommission „Wald“ aufgelöst, die bis dahin allen Spuren nachgegangen war und der zeitweise dutzende Beamte angehört hatten. Vorerst ist damit die Fahndung in einem der bewegendsten Vermisstenfälle der vergangenen Jahre beendet.

Die Hoffnung, die kleine Inga doch noch zu finden, hat die Polizei damit aber noch nicht aufgegeben. „Der Fall bleibt offen und wird von einem Kollegen auch weiter betreut“, sagt Marc Becher, Sprecher der zuständigen Polizeidirektion Nord. Die Ermittlungsgruppe sei aufgelöst worden, weil die Mitarbeiter in den Monaten seit dem Verschwinden alle Spuren und Tipps aus der Bevölkerung abgearbeitet hatten. „Allerdings ergaben sich dabei keine Hinweise auf den Verbleib von Inga“, so Becher.

Rund 2.000 Tipps zu Ingas Verschwinden gingen bei der Polizei ein

Die Fünfjährige war im Mai 2015 bei einem Ausflug in das Diakoniewerk Wilhelmshof bei Stendal spurlos verschwunden. Von der Feuerholzsuche im angrenzenden Wald kehrte sie nicht mehr zurück. Die anschließende Suchaktion gilt als größte in der Geschichte Sachsen-Anhalts. Tausende Polizisten waren beteiligt. Die eingesetzte Soko hatte zeitweise 40 Mitarbeiter. Etwa 2.000 Tipps gingen bei den Beamten ein.

Bei ihren Ermittlungen überprüften die Polizisten auch Verbindungen zu anderen Kriminalfällen. Eine der spektakulärsten Spuren wurde erst jetzt durch einen Bericht der „Bild“-Zeitung bekannt. Bereits Mitte November 2015 durchsuchten Berliner Ermittler ein heruntergekommenes Haus in Lausigk bei Köthen. Es gehört Martin H., einem 35-Jährigen, der zuvor im Zuge von Ermittlungen im Kinderporno-Milieu festgenommen worden war.

Verschwundene Inga aus Schönebeck: Pädophiler wohnte in Stendal

H. lebte und arbeitete damals in Berlin. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden die Polizisten neben pornografischen Material auch Silikonpuppen, die Mädchen nachempfunden waren sowie Werkzeug zum Fesseln und Knebeln. Eine mögliche Verbindung zu Inga ist die Herkunft von Martin H. Er stammt nämlich aus Stendal.

Bei der Durchsuchung des Hauses in Lausigk waren deswegen auch Ermittler der Soko „Wald“ anwesend. Was sie entdeckten, lässt auf ein geplantes Verbrechen schließen: Das Grundstück umgab ein blickdichter Zaun, die Fenster waren zugemauert und viele Türen schalldicht isoliert. Allerdings fanden die Ermittler keine Hinweise auf ein Verbrechen. Und auch eine Spur zu Inga ergab sich nicht.

Martin H. wurde bereits im November 2015 zu einer Geldstrafe wegen Besitzes kinderpornografischen Materials verurteilt. Allerdings befindet sich das Urteil in der Revision und ist damit noch nicht rechtskräftig. Martin H. wurde in ein psychiatrischen Haftkrankenhaus eingewiesen, wo er heute noch ist.

Wie es mit dem Fall Inga weiter geht, muss nun die Staatsanwaltschaft Stendal entscheiden. „Die Akten werden jetzt gesichtet und dabei geschaut, ob sich noch Ermittlungsansätze finden lassen“, erklärt ein Behördensprecher. Da die Unterlagen 16 Kartons füllen, werde eine Entscheidungen aber wohl erst in einigen Monaten getroffen.  (mz)