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Etappensieg Etappensieg: Preisträgerin hat beste Noten im IHK-Bezirk erreicht

Von Johannes Dörries 25.10.2012, 06:13

Halle (Saale)/MZ. - Stephanie Seidel hat einen Zehnjahresplan. Am Ende dieses Zeitraumes möchte die 22-Jährige einen Lebensmittelmarkt leiten, gerne auch als selbstständige Chefin. Dass sie eine wichtige Etappe auf dem Weg dorthin erfolgreich gemeistert hat, ist ihr am Mittwoch bescheinigt worden. Die junge Frau ist als beste Auszubildende des Jahres im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau ausgezeichnet worden.

98 Prozent der geforderten Leistung hat die junge Frau bei der Abschlussprüfung erreicht. Ein Ergebnis, mit dem sie über die Region hinaus Lob einheimsen kann. Bereits vor einigen Tagen erhielt sie bei einer Veranstaltung des Lebensmittelhändlers Edeka - ihrem Ausbilder - in Hannover eine Urkunde. Sie gehört zu den 100 besten der rund 1 000 Auszubildenden des Edeka-Verbundes Minden-Hannover. Und mit ihrem Ergebnis "ist sie ganz vorne dabei", sagt Edeka-Sprecherin Alexandra Antonatus. "Das ist super."

Stephanie Seidel hatte als Jugendliche noch ganz andere Berufsträume. Grundschullehrerin wollte sie werden. Doch dann gab es Dämpfer - die Abi-Noten am Gymnasium in Eisleben fielen suboptimal aus. Und höhere Mathematik, Teil des Lehrerstudiums, wäre ihr "zu viel Theorie". Seidel hält nach neuem Ausschau, sucht eine Alternative. Ihre Mutter, selber Verkäuferin, gibt ihr schließlich den letzen Schubs bei der Berufswahl. Die junge Frau entscheidet sich für die Ausbildung zur Verkäuferin in einem Edeka-Lebensmittelgeschäft in Halle. Dorthin pendelt sie seitdem von Röblingen am See im Landkreis Mansfeld-Südharz, wo sie weiter bei ihren Eltern wohnt. Und sie fuchst sich rein in ihre Aufgabe. Die 22-Jährige hat ihren Traumjob gefunden, fühlt sich wohl zwischen den Regalen.

Das eigene Sortiment

Stolz erzählt Stephanie Seidel von ihrer Zuständigkeit für ein eigenes Sortiment. Sie kümmert sich um Brötchen, Kuchen und Knäckebrot, sorgt für stets gefüllte Regale, überprüft die Haltbarkeits-Daten der Ware. Die Eigenverantwortung macht ihr Spaß, ebenso der Umgang mit den Kunden.

Und was ärgert sie? Nach längerem Nachdenken fällt ihr dann doch etwas ein: Wenn mal Ware fehlt, auf die die Kunden warten. Wenn gerade in der Erdbeerzeit die Tortenböden ausgehen. "Dann sind die Kunden unzufrieden". Für Seidel ein Graus.

Das Engagement zahlt sich aus, nicht zuletzt in den guten Noten bei der Abschlussprüfung. "Ich habe mich jetzt mehr angestrengt als in der Schule." Sie habe ja nun "ein richtiges Ziel", sie müsse schließlich irgendwann für sich selbst sorgen. Und sie fühlt sich gut von Edeka unterstützt, etwa mit begleitenden Seminartagen und einer einwöchigen Prüfungsvorbereitung während der Ausbildung. Da habe sie ein "gutes Rüstzeug" erhalten. Schließlich hat sie noch eine Woche lang "richtig viel gepaukt" - und war gewappnet.

Erfolgreiche Absolventen wie Stephanie Seidel bekommen bei Edeka die Möglichkeit, in weiteren Ausbildungsgängen ihre Karriere zu verfolgen, sagt Firmensprecherin Antonatus. Seit gut zehn Jahren werde das Junioren-Aufstiegs-Programm angeboten.

Mehr als das "übliche Ausbilden"

Auch andere Unternehmen bieten ihren Lehrlingen längst mehr als das "übliche Ausbilden", sagt Simone Danek, IHK-Geschäftsführerin für Aus- und Weiterbildung. Rund die Hälfte der von der Kammer im Frühjahr befragten Betriebe schicken ihre Auszubildenden zu Spezial-Kursen der Arbeitsagentur. Und mehr als jeder Dritte der Betriebe hat eigene Angebote. Es gelte, den künftigen Fachkräftebedarf zu sichern, sagt Danek. Denn "die Bewerber werden immer weniger und die Ergebnisse bei den Einstiegstests werden schlechter".

Stephanie Seidel hat die Offerte ihres Ausbildungsbetriebs längst angenommen. Sie ist mittlerweile im dritten Ausbildungsjahr. Ihr nächstes Etappenziel: Kauffrau im Einzelhandel. Wie schon während der ersten beiden Jahre lernt sie in dem Edeka-Geschäft in Halle.

Auch der einst so ungeliebte Umgang mit Zahlen hat viel von seinem Schrecken verloren. Er gehört zum Alltag in ihrem Traumjob. Rechnungswesen, das Kalkulieren von Preisen - das sei ja nicht so furchtbar kompliziert wie die höhere Mathematik, sagt Seidel. "Das mache ich gerne."