Entführung bei Meißen Entführung bei Meißen: Wo ist die 17-jährige Anneli?

Käbschütztal - Stunden der Ungewissheit: In Sachsen wird ein 17 Jahre alter Teenager vermisst. Die Polizei glaubt, dass das Mädchen entführt wurde. Es gibt auch eine Lösegeldforderung.
Die Entführung des eigenen Kindes ist eine Horrorvorstellung. Spektakuläre Fälle mit hohen Lösegeldforderungen sind in Deutschland allerdings relativ selten. „Eins haben die Fälle immer gezeigt: die Täter sind fast immer gefasst und später zu hohen Strafen verurteilt worden. Das hat auch abschreckende Signalwirkung“, sagt der Vize-Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Ulf Küch. Und dennoch: In einem sächsischen Dorf bei Meißen lässt das Verschwinden der 17-jährigen Unternehmertochter Anneli Schlimmes befürchten.
Staatsanwalt ermittelt
Die Staatsanwalt ermittelt wegen erpresserischen Menschenraubes, auch die Polizei geht von einer Entführung aus. Anneli hatte Donnerstagabend ihr Elternhaus verlassen, um mit dem Hund Gassi zu gehen. Seither ist der Teenager mit den langen braunen Haaren verschwunden. Nach Eingang einer Lösegeld-Forderung ging die Polizei an die Öffentlichkeit. In einem offenen Brief appellierten Annelis Eltern an die Entführer, sich zu melden - und schickten ihrer Tochter eine Botschaft: „Anneli, wir vermissen Dich. Wir sind bei Dir.“
Letzte Spur führt zum Dorf Luga
Die letzte Spur führt zum Dorf Luga. Die Polizei glaubt, dass Anneli auf einem Feldweg zwischen dem kleinen Ort und der Bundesstraße 101 entführt wurde. Ein Spürhund führte die Ermittler zu einem am Feldrand gelegenen Hof. Bereits am frühen Freitagmorgen hatte ein SEK-Einsatzkommando das Anwesen durchkämmt. Allerdings vergeblich - gefunden haben die Beamten nichts.
Fahndung läuft auf Hochtouren
Nicht weit entfernt, im Wohnort der verschwunden 17-Jährigen, gibt es nur ein Gesprächsthema: Anneli. „Sie ist ein freundliches Mädel, eher ruhig“, beschreiben eine Mutter und ihre 14 Jahre alte Tochter den Teenager. Die Kinder seien zusammen auf die Grundschule gegangen. Zuletzt hatte die Frau, die nicht weit entfernt von der Bushaltestelle im Dorf wohnt, Anneli am vergangenen Montag oder Dienstag gesehen. „Sie hat freundlich gegrüßt.“ Die Frau ist schockiert. „Dass so etwas auf dem Land passiert, daran denkt man doch nicht.“
Die Fahndung läuft auf Hochtouren. Die Beteiligung der Öffentlichkeit erschwert aber nach Einschätzung von Kriminalisten die Suche nach 17-Jährigen. „Das macht es jetzt nicht einfacher, ganz im Gegenteil“, sagt Kriminalist Küch. Noch nicht einmal eine Handvoll spektakulärer Entführungsfälle mit hohen Lösegeldforderungen sind seit 2010 bekanntgeworden. „Ich will nicht ausschließen, dass es Entführungen gab, von denen wir überhaupt nichts mitbekommen haben. Wenn die Polizei nicht eingeschaltet wird und Lösegeld bezahlt wird, bleiben manche Fälle ganz geheim. Wenn alle dichthalten, bleibt das auch so.“
(dpa)