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Entdeckung Entdeckung: Sonnenobservatorium Goseck hatte natürliche Entwässerung

Von Thomas Schöne 05.03.2006, 13:33
Das mit 7000 Jahren älteste Sonnenobservatorium der Welt in Goseck im Kreis Weißenfels (Sachsen-Anhalt) in einer Luftaufnahme vom 20.12.2005. (Foto: dpa)
Das mit 7000 Jahren älteste Sonnenobservatorium der Welt in Goseck im Kreis Weißenfels (Sachsen-Anhalt) in einer Luftaufnahme vom 20.12.2005. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Goseck/dpa. - Das ist das Ergebnis vonaufwändigen Bohruntersuchungen. «Es handelt sich um rund 350 000Jahre alten Schotter aus der Elster-Eiszeit. Das Besondere daran ist,dass sich diese etwa 50 Zentimeter dicke Schotterschicht in Gosecknur auf einer kleinen, nierenförmigen Fläche von 600 Meter mal 200Meter erhalten hat und genau dort steht die Kreisanlage», sagte derGeo-Archäologe Gregor Borg von der Universität Halle in einem dpa-Gespräch.

Laut Borg ist der Bau des Sonnenobservatoriums auf dereiszeitlichen Kiesschotterung mit Sicherheit kein Zufall. «DieSteinzeitmenschen hatten beobachtet, dass nur auf diesem Areal Regen-und Schmelzwasser schnell abfließen und die Fläche relativ trockenund immer begehbar bleibt, während im Umkreis alle Menschen imLehmboden versanken», sagte der Wissenschaftler und erklärte:«Außerdem hatten die Palisaden in dem Schotterbett einen wesentlichbesseren Halt.» Die Geo-Archäologie bezeichnet so etwas als«naturräumlichen Vorteil».

Um das Phänomen nachzuweisen sind in der Gegend um Goseckinsgesamt 204 so genannte «Peil-Stangen-Bohrungen» in eine Tiefe vonzwei Metern getrieben worden. Die Bohrkerne wurden im Rahmen einerDiplom-Kartierung akribisch ausgewertet und in einer speziellengeologischen Karte grafisch veranschaulicht. «Im Laufe derJahrhunderte wurde der Boden bei Goseck unzählige Male überpflügt, sodass die Ende 2005 rekonstruierte Anlage den einstigenEntwässerungseffekt nur noch zum Teil wiedergibt», sagte Borg.

Beim Sonnenobservatorium handelt es sich um eine Kreisgrabenanlagemit einem Durchmesser von 75 Meter. Das im Vorjahr rekonstruierteAreal ist von zwei jeweils etwa zweieinhalb Meter hohen Eichenholz-Palisadenzäunen umgeben. Zudem ist die gesamte Fläche von einem fast1,50 Meter tiefen und 3,50 Meter breiten Graben mit vorgelagertemErdwall umfasst. Die Anlage verfügt über drei Tore und spezielleAussparungen im Holzpalisadenzaun als Visiereinrichtungen. Mit Hilfeder Tore und Visiere konnten die Steinzeitmenschen den längsten undden kürzesten Tag des Jahres festlegen.

Neben der astronomischen Bedeutung wurden im Sonnenobservatoriumnach Erkenntnissen der Archäologen auch rituelleFruchtbarkeitszeremonien abgehalten. Die Spuren der Anlage wurden1991 beim Erkundungsflug eines Luftbildarchäologen entdeckt.Goseck liegt nur 25 Kilometer vom Fundort der Himmelsscheibe vonNebra entfernt, die als archäologischer Sensationsfund gilt und dieälteste konkrete Himmelsabbildung der Welt zeigt.