Elbfähre in Aken Elbfähre in Aken: Zeugen retten Ehepaar nach Unfall aus dem Fluss
Aken/MZ. - Doch dergrüne VW Golf hielt nicht an. Er durchbrachdie geschlossene Schranke auf der Flussseiteund stürzte in die Elbe. Die beiden Insassenaus Zerbst - der 82-jährige Fahrer und seine81-jährige Ehefrau - gerieten in höchste Not.
Tino Höpner hatte gegen 18.30 Uhr sein Motorradauf die Fähre gelenkt. Was sich dann abspielte,konnte der 33-jährige aus Steutz (LandkreisAnhalt-Zerbst) zunächst gar nicht fassen."Das war so, als wäre man plötzlich mittendrinin einem Action-Film", schildert der Landschaftsplaner.Der Wagen der beiden Senioren habe schon beimAuffahren auf die Fähre ein polterndes Geräuschgemacht und sei dann mit "Karacho" weitergefahren."Ich habe noch schemenhaft das Gesicht desFahrers vorbeihuschen sehen." Dann krachtedas Auto auch schon durch die Schranke undkippte in den Fluss. Gleich darauf wurde derWagen, der mit der Motorhaube bereits unterWasser geraten war, von der Strömung erfasstund trieb stromabwärts.
Auch Fährmann Eugen Burian fuhr der Schreckin die Glieder, als er sah, wie der Golf ungebremstüber die Fähre sauste und über das Ende hinausschoss.Er machte sofort das Beiboot klar, starteteden Motor. Tino Höpner, der sich schon seinerMotorradjacke entledigt hatte, sprang mitin das Boot. "Ich wollte einfach helfen",erzählt er. In wenigen Augenblicken erreichtendie Männer den abtriftenden Wagen. Gemeinsammachten sie sich daran, die Verunglücktenherauszuholen. Durch die Heckklappe, eineandere Möglichkeit gab es nicht. "Glücklicherweisewar die Klappe nicht abgeschlossen, so dassich sie leicht öffnen konnte", sagt der Steutzer.Die Wageninsassen hatten sich inzwischen aufdie Rückbank gerettet.
Ein Seil wurde ihnen gereicht, das der 82-Jährigezu fassen bekam. Die beiden Männer zogen ihnzuerst aus dem Auto. Die Rettung der Frau,so Höpner, sei schwieriger gewesen. "Siehatte Probleme mit einem Armgelenk, so dasswir sie regelrecht herausheben mussten."
"Zwei oder drei Minuten, dann war alleserledigt und die alten Leute in Sicherheit",berichtet Eugen Burian. Viel länger hättees nach seiner Schilderung auch nicht dauerndürfen. "Wir hatten die Frau kaum an Borddes Beibootes, da ging das Auto komplett unter."
Während sich die beiden Männer auf der Elbeum die Golf-Besatzung bemühten, wurden weitereHilfskräfte zur Fähre beordert. Rettungssanitäternahmen das unter Schock stehende Ehepaar inEmpfang, versorgten es und brachten es zurBeobachtung in ein Krankenhaus. Mitgliederder Freiwilligen Feuerwehr Aken fuhren miteinem Boot auf die Elbe und markierten mitzwei Bojen die Stelle, an der das Auto versunkenwar. Der Wagen wurde gestern in den Morgenstundenmit Hilfe eines Schiffskrans aus dem Flussgeborgen.
Warum der Autofahrer die Schranke der Fähredurchbrochen hat, ist noch nicht endgültiggeklärt. Er selbst, so die Polizei Köthen,gab an, dass das Gaspedal geklemmt habe under deshalb den Wagen nicht habe stoppen können.Das Unglücksauto soll nun technisch untersuchtwerden, kündigte gestern Marcus Benedix, Sprecherder Polizeidirektion Dessau, an. Der Schiffsverkehrauf der Elbe wurde durch den Unfall nichtbeeinträchtigt, da das Auto nicht in die Fahrrinnegeraten war. Benedix: "Über den nautischenInformationsdienst wurden in der Nähe befindlicheSchiffer von der Gefahrenstelle in Kenntnisgesetzt."
Tino Höpner hat sich nach dem Unfall die Fragegestellt, ob es nicht sicherer ist, wenn Autofahrerallein auf eine Fähre fahren und andere Insassenvorher aussteigen müssen. Höpner: "Diese Regelunghat es früher mal gegeben."