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Dreharbeiten Dreharbeiten: Schicksale der kleine Leute

Von Günter Werz 26.02.2001, 18:24

Berlin/MZ. - "In Düben bei Coswig bin ich aufgewachsen, meinem Vater gehörte der Gasthof ,Zum grünen Baum'. Heute, mit 62, fühle ich mich, als sei ich heimgekehrt." Peter Steinbach, 1938 in Leipzig geboren und heute in Dänemark zu Hause, kann seine Begeisterung für Sachsen-Anhalt kaum bremsen. "Ich freue mich, dass endlich im TV eine Landschaft zu sehen ist, die von vielen verkannt ist und doch so ihren ganz besonderen Reiz hat."

Steinbach schrieb jetzt die Drehbücher zum vierteiligen TV-Film mit dem Arbeitstitel "Liebesau ? mitten in Deutschland", der 2002 vom ZDF ausgestrahlt wird. Weg von den großen politischen Ereignissen und fern von Interpretationen der Historiker will Steinbach das Schicksal der "kleinen Leute" in Ostdeutschland nachzeichnen und vor allem von der Heimat erzählen, "wie sie sich wandelt und bleibt, was sie ist". Heute beginnen nahe Wittenberg die Dreharbeiten zu dem aufwendigsten TV-Projekt, das in Ostdeutschland nach der Wende gedreht wurde: Zehn Millionen Mark steckt das ZDF in diese "Zeitreise", weitere vier Millionen die Mitteldeutsche Medienförderung. In den Hauptrollen glänzen u. a. Katharina und Anna Thalbach, Martin Wuttke, Jörg Schüttauf und Michael Gwisdek.

Unter Regie von Wolfgang Panzer ("Broken Silence") soll an über 100 Drehtagen bis Ende August die Chronik des fiktiven Ortes Liebesau im Bezirk Halle lebendig werden. ZDF-TV-Spielchef Hans Janke gestern: "Es ist ein Projekt, das mit Warmherzigkeit, Menschlichkeit und viel Humor die jüngste deutsche Geschichte an menschlichen Einzelschicksalen wiederspiegeln soll." Man habe bewusst lange gewartet: " Wir wollten keine Schnellschüsse und nicht die unmittelbar nach der Wende vielfach anzutreffende Schwarz-Weiß-Malerei." Die Ereignisse des 17. Juni 1953, der Bau der Mauer 1961, die Feiern zum 30. Jahrestag der DDR im Oktober 1979 und schließlich der Mauerfall 1989 bilden den äußeren Rahmen, um vom Alltag in Liebesau zu erzählen: Vom Landwirt Schönstein, der 1953 aus dem Westen wieder zurückkehrt und Vorsitzender der "LPG Einheit" wird, von der großen Liebe zwischen Sohn Karli und Greti, von ihrem Vater dem "Großbauern" Fechner, vom zweiten Kreissekretär Hammer und von den vielen anderen "kleinen Leuten", die dieses Dorf ihre Heimat nannten.

Steinbach, der u. a. mit Edgar Reitz die TV-Chronik "Heimat" drehte und das Drehbuch für Uwe Johnsons "Jahrestage" entwickelte, will in dem Vierteiler "von vergeblicher Liebe erzählen, niederträchtiger Denunziation, von Fleiß und Idealen, von aufrechten Kommunisten ebenso wie von Spitzeln der Stasi." Aus über 200 Orten Sachsen-Anhalts wurden für die Dreharbeiten schließlich die Dörfer Bösewig, Sackwitz und Gommlo ausgewählt, die im Film zum fiktiven Ort Liebesau verschmelzen. Katharina Thalbach, die mit Tochter Anna die Greti spielt: "Für mich ist das eine tolle Herausforderung, aber auch eine persönliche Geschichte, da ich ja die Hälfte meines Lebens in der DDR verbracht habe."