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Deutlich über Bundesschnitt Deutlich über Bundesschnitt: Besonders viele Herzinfarkt-Tote in Sachsen-Anhalt

28.01.2015, 13:56
Seit Jahren ist die Sterblichkeit in Folge von Herzerkrankungen in Sachsen-Anhalt besonders groß.
Seit Jahren ist die Sterblichkeit in Folge von Herzerkrankungen in Sachsen-Anhalt besonders groß. dpa Lizenz

Berlin/Magdeburg - In Sachsen-Anhalt sterben deutlich mehr Menschen am Herzinfarkt als im Bundesdurchschnitt. Von 100.000 Einwohnern seien im Jahr 2012 103 Menschen an einem Herzinfarkt gestorben, teilte die Deutsche Herzstiftung mit. Das geht aus dem aktuellen Herzbericht hervor, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Deutschlandweit lag die Sterbeziffer nur bei 65.

Leiden Menschen in Sachsen-Anhalt wirklich häufiger an der ischämischen Herzkrankheit? Oder ist die Versorgung im Land einfach besonders schlecht? Möglich wäre auch, dass die Statistikfehleranfällig ist – und in anderen Teilen der Bundesrepublik beispielsweise Todesursachen nicht korrekt registriert wurden. Letzteres schließen Wissenschaftler aus.

Auffällig ist, dass Sachsen-Anhalt auch bei Schulabschlüssen schlecht da steht. Elf Prozent der Jugendlichen im Land haben gar keinen. Der Anteil der Menschen mit Hochschulreife ist einer der niedrigsten bundesweit, die Arbeitslosenquote dafür eine der höchsten. Besteht hier ein Zusammenhang zur Herzgesundheit?

Auch sonst scheint es um die Gesundheit in Sachsen-Anhalt schlecht zu stehen: Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit kommen überdurchschnittlich häufig vor. Zwischen diesen Erkrankungen und der ischämischen Herzkrankheit werden Zusammenhänge vermutet. In Halle leiden zwölf Prozent der Menschen zwischen 45 und 74 Jahren an Diabetes mellitus. Außerdem leben in der Saalestadt die Menschen mit dem größten Taillenumfang - bundesweit. In Halle haben Männer kommen Männer auf 103,6 Zentimetern Taillenumfang, die Frauen stehen ihnen mit 95,6 Zentimetern kaum nach.

Diese Erkenntnisse stützen sich auf eine Studie aus dem Jahr 2005.In zufällig ausgewählten Hausarztpraxen wurden dabei kanpp 36.000 volljährige Patienten befragt. Für die Forscher sind es auch "ungünstige soziale Faktoren", die eng mit gesundheitlichen Risiken verbunden sind. "Sachsen-Anhalt ist hinsichtlich der sozialen Faktoren in einer besonders ungünstigen Lage", schreiben die Autoren der Studie, die jetzt im Deutschen Ärzteblatt erschienen ist. Drohende und bestehende Arbeitslosigkeit sowie geringe Bildung würden den Lebensstil beeinflussen. Rauchen, Adipositas und Diabetes mellitus wären bei Menschen mit niedrigem Sozialstatus deutlich öfter anzutreffen.

Wann wähle ich die 112?

Bei Notfällen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall und schweren Unfällen. Der Rettungsdienst leistet also Menschen in lebensbedrohlichen Fällen Hilfe; und auch wenn es brennt. (uli)

Die Zahlen variieren je nach Bundesland sehr stark - das gilt auch für die Sterbeziffer durch andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders in den östlichen Ländern sind die Zahlen höher als im Westen. Als mögliche Ursachen nannten die Experten beispielsweise eine geringere Ärztedichte und ein geringeres Gesundheitsbewusstsein. (dpa)