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DDR-Kinderheime DDR-Kinderheime: Stasi-Akten als Quelle für Missbrauchsfälle

01.04.2010, 13:18

Torgau/dpa. - In DDR-Kinderheimen soll es Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben haben, die sogar in Akten notiert wurden. «Es gibt in Stasi-Unterlagen Hinweise darauf», sagte die Leiterin derGedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof im sächsischen Torgau,Gabriele Beyler, am Donnerstag der dpa. Sie hatte Mitte März unter dem Eindruck der Missbrauchsfälle in Berlin und in den alten Bundesländern Betroffene aufgerufen, über entsprechende traumatische Erlebnisse in DDR-Heimen zu berichten. Bislang haben sich 25 Männer und Frauen bei ihr gemeldet. «Wir müssen die Fälle für Ost und West zeitgleich aufklären», forderte die Gedenkstätten-Chefin.

«Wenn es so etwas in den DDR-Kinderheimen gegeben hat, wären dieStasi-Akten eine sichere Quelle», sagte der Leiter der LeipzigerStasi-Gedenkstätte «Runde Ecke», Tobias Hollitzer. Allerdings kenneer selbst nicht den Inhalt aller Akten. Um in diese Einblick zunehmen, könnten etwa Journalisten oder Wissenschaftler einen Antragstellen.

Die 25 ehemaligen Heimbewohner, die sich bisher bei Beyler und demBundestagsabgeordneten Manfred Kolbe (CDU) meldeten, berichteten vonmassiven sexuellen Übergriffen ihrer Erzieher. «Die Opfer warendamals zwischen 6 und 17 Jahren alt und heute zwischen 40 und 50»,sagte Beyler. «Es ist wichtig, auch diesen Teil der Vergangenheit,der in den Heimen passiert ist, aufzuklären.» Der Missbrauch sei abernur eine Facette dessen, was den Kindern und Jugendlichen in denHeimen angetan worden sei. «Es wurde auch versucht, Kinder mitPsychopharmaka "ruhigzustellen"», sagte Beyler.

Die Gedenkstättenleiterin und der CDU-Politiker habenBundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) in einem Briefaufgefordert, Vertreter der Gedenkstätte Torgau am geplantenRunden Tisch zur Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe zu beteiligen,der am 23. April erstmals tagen soll. «Es ist uns wichtig zu sagen:Den Ost-Heimkindern ging es genauso wie jenen im Westen», sagteBeyler.