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Das Wunder von Bern - WM 1954 Das Wunder von Bern - WM 1954: «Wir wollten keine Helden sein»

Von Günter Werz 10.06.2004, 18:15

Berlin/MZ. - "Wir waren keine Heldenund wollten es nie sein. Wir sind ganz normaleSpieler und Menschen." Horst Eckel legt, umgebenvon Sachsen-Anhalts Farben, ein glühendesBekenntnis zur Kameradschaft ab. Der 72-jährigeFußballstar, 1954 Jüngster beim "Wunder vonBern", erklärt bei einem Gespräch über "Fußballund Zeitgeschichte im geteilten Deutschland"das Geheimnis des Erfolgs so: "Wir haben fürDeutschland gespielt - nicht für Geld."

Ein halbes Jahrhundert später sitzt Eckelin der Landesvertretung Sachsen-Anhalts inBerlin und plaudert so mitreißend, als seider sensationelle 3:2-Sieg über Ungarn geradeerst gestern gewesen. Was bei dichtbesetztenZuhörerreihen herauskam, war einer der vergnüglichstenAbende in der Landesbotschaft seit ihrem Bestehen.

Bernd Heynemann, WM-Schiedsrichter 1998, RudiMichel, legendärer West-Reporter (1954 bis1986) und Karl-Heinz Heimann, Herausgeberdes "Kicker", erinnerten sich mit Eckel andie Fußballereignisse in der Zeit der deutschenTeilung. "Die Mannschaftsaufstellungen derBundesliga kannte fast jeder im Osten", bestätigtHeynemann. "Wir wohnten im Neubau. Wenn Torjubelausbrach, wussten wir: Bayern München hatgerade ein Tor geschossen." Rainer Eppelmann,Vorsitzender der "Stiftung Aufarbeitung",erinnerte daran, wie die Ostdeutschen dasWM-Endspiel 1954 mit "ihrer" Mannschaft durchlitten,obwohl von Staatsseite her das Herz eher fürUngarn zu schlagen hatte. Wie politisch-kuriosvieles ablief, habe im November 1973 auchdas Rückspiel der Bayern bei Dynamo Dresdengezeigt: Der 1. FC bezog auf dem Weg nachDresden in Nürnberg Quartier. Begründung:Man wolle den "Höhenunterschied zwischen Münchenund Dresden" (ganze 424 Meter) etappenweiseüberwinden. Und 1974, beim Europapokalspielgegen den 1.FC Magdeburg, speisten die BayernSelbstzubereitetes im eigenen Reisebus.