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Cocktails Cocktails: Sommer im Glas

Von Barbara Breuer 06.07.2013, 11:12
Barkeeper Matthias Straka ist amtierender Mitteldeutscher Cocktailmeister und mixt im Leipziger „Bellinis“ die Drinks.
Barkeeper Matthias Straka ist amtierender Mitteldeutscher Cocktailmeister und mixt im Leipziger „Bellinis“ die Drinks. Barbara Breuer Lizenz

Hugo und „Aperol-Spritz“ wird man auch in diesem Sommer noch überall in den Bars begegnen: Die beliebten Cocktails aus Prosecco, Holunderblütensirup und Minze (Hugo) oder Prosecco mit Aperol (Aperol-Spritz) sind weiterhin gefragt. Allerdings haben der Tiroler und die Mailänderin wohlschmeckenden Nachwuchs bekommen. „Wir mischen den ,Hugo blue’ mit Curaçao und Holundersirup oder den ,Hugo Hibiscus’, bei dem wir den Holunder- durch Hibiskus-Sirup ersetzen“, sagt Barkeeper Matthias Straka aus dem Leipziger „Bellinis“.

Erst vor kurzem hat der 36-Jährige sich den Titel „Mitteldeutscher Cocktailmeister“ erkämpft – mit einem Drink namens „Jack Sparrow“ aus braunem und weißem Rum, Schokoladensirup, frisch gepresstem Limettensaft und einem Whiskey mit torfiger Note. Bei den Wettbewerben begutachten die Juroren nicht nur Geschmack, Aussehen oder Aroma eines Mischgetränks – eine saubere Technik ist ebenso wichtig.

Nach nur 15 Minuten Vorbereitung müssen Teilnehmer wie Straka in sechs Minuten fünf Cocktails mixen. „Da ist natürlich fachlich korrektes Arbeiten an der Bar gefragt. Dazu gehört, dass man nichts direkt mit den Händen anfasst, das Eis mit der Eisschaufel ins Glas gibt, die Gläser und den Shaker vorkühlt und einfach sehr professionell arbeitet. Außerdem muss man sich die Zeit gut einteilen, die sollte man auf keinen Fall unterschätzen“, erklärt Jurymitglied Lysann Gutenmorgen. Sie selbst ist ebenfalls leidenschaftliche Barkeeperin und nordostdeutsche Meisterin im Cocktailmixen.

Matthias Straka hat seinen „Jack Sparrow“ nicht allein kredenzt, sondern auch gleich noch ein passendes Häppchen dazu serviert. „Das ist in der Cocktailwelt gerade sehr angesagt“, sagt er. Grundlage seines „Jack-Sparrow-Canapes“ war ein dunkles Roggenbagel, darauf setzte er Räucherfisch mit Parmesan. Das ist bei Lysann Gutenmorgen und ihren Jury-Kollegen gut angekommen. Und so darf Straka Mitteldeutschland am 15. Juli beim deutschen Finale in Stuttgart vertreten. Wer dort gewinnt, repräsentiert Deutschland 2014 bei der Weltmeisterschaft der Barkeeper in Kapstadt.

Bis dahin steht längst fest, welcher Drink die Menschen in diesem Sommer hierzulande bezaubert hat. Noch ist es für eine Prognose zu früh, denn wegen der langanhaltenden kühlen Temperaturen ist die Cocktail-Saison gerade erst gestartet. Die 31-jährige Lysann Gutenmorgen steht seit vielen Jahren in ihrem eigenen Hotel hinter dem Tresen. Eine Vorhersage wagt sie nicht, aber Tendenzen ließen sich bereits erkennen: „Die meisten Menschen versuchen, sehr gesundheitsbewusst zu leben. Und das spiegelt sich auch in ihrem Getränkekonsum wider: ,Bio-Cocktails’ sind gerade sehr im Kommen. Damit meine ich vor allem aromareiche Drinks mit frischen Kräutern wie Salbei oder frischer Minze. Außerdem landen häufig regionale Früchte der Saison in den Gläsern wie Erdbeeren oder Himbeeren, die oft biologisch angebaut wurden.“ Auch bei Matthias Straka werden ähnliche Drinks häufig nachgefragt: „Und auch unser ,Holunder Mojito’ mit weißem Rum, Holunderblütensirup, Minze und Limette oder der ,Leipzig Julep’ mit Aperol, Rohrzucker, Tonic, Limette und Minze kommen sehr gut an.“ Der frische Limettensaft und die ätherischen Öle der Minze sorgten bei den Gästen für Wohlbefinden.

Außerdem gebe es einen klaren Trend hin zu mehr Qualität. „Die Gäste verlangen immer häufiger nach hochwertigen Spirituosen, auch wenn sie mehr kosten. Und sie wünschen sich für ihre Drinks oft frische Kräuter, frische Säfte und von uns selbst püriertes Früchte-Mark“, sagt der Barkeeper. Exotische Kultgetränke aus den 80er Jahren wie die Piña Colada werden indes kaum noch nachgefragt. Zu ihrer Rettung hat ihnen der preisgekrönte Bartender Oliver von Carnap aus München eine Diät verordnet: Er entsaftet für die Piña Colada süße Ananas und setzt in den mit Rum gemischten Saft eine Insel aus Kokos-Eis. Am Ende reibt er noch herben Kakao und Tonkabohnen über den Drink. „Das ist eine leichtere Variante, weil die Sahne komplett wegfällt“, erklärt er. Er will damit auch jüngere Genießer wieder für die Klassiker begeistern.

Sie sind auch die Zielgruppe für ein neues Produkt aus den USA: „Cocktails vom Fass“. Lysann Gutenmorgen hat sie schon probiert: „Für Großveranstaltungen und Gartenpartys ist das ein Super-Hingucker. Wer die Getränke ausschenkt, hat einfach weniger Arbeit bei gleichbleibender Getränke-Qualität.“ Und der Geschmack? „Die Drinks sind in Ordnung, aber nicht überdurchschnittlich gut oder sensationell.“ Wer etwas mehr wagen möchte, dem empfiehlt Matthias Straka für einen Cocktail-Abend den „Erdbeer-Daiquiri“. „Dazu müssen Anfänger lediglich ein bisschen Zucker mit Erdbeeren, Rum oder Wodka, Eiswürfeln und Zitronensaft in einen Mixer geben und gut durchmischen. Fertig ist der leckere Cocktail.“

Woher übrigens der englische Begriff Cocktail kommt, ist nicht eindeutig belegt. Lysann Gutenmorgen kennt eine mögliche Erklärung: „Wenn man das Wort übersetzt, dann ist der Cocktail ja der Hahnenschwanz. Und es soll so gewesen sein, dass sich früher nach den Hahnenkämpfen der Besitzer des siegreichen Tieres an der Bar die Hahnenfeder des Verlierer-Hahns an sein Glas stecken durfte. Der Cocktail war demnach so eine Art Triumph-Getränk.“

Und was gönnt sich der Mitteldeutsche Cocktailmeister nach Feierabend? Matthias Straka muss nicht lange überlegen: „Mein Lieblingsdrink ist der Gin Tonic, aber noch lieber mag ich ganz einfach ein Bier.“

Bunt und exotisch, so erwartet man Cocktails: Hugo blue (links) und Leipzig Julep sind in diesem Sommer Trend.
Bunt und exotisch, so erwartet man Cocktails: Hugo blue (links) und Leipzig Julep sind in diesem Sommer Trend.
Barbara Breuer Lizenz