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Zukunft  Zukunft : Arbeit in der Landwirtschaft als Chance

Von Heike Riedel 13.08.2016, 10:00
Sebastian Krüger sieht seine Zukunft in der Landwirtschaft. In Kleingöhren gehört auch Fleckvieh dazu.
Sebastian Krüger sieht seine Zukunft in der Landwirtschaft. In Kleingöhren gehört auch Fleckvieh dazu. Peter Lisker

Kleingöhren - Sebastian Krüger hat es gewagt. Er macht die Landwirtschaft zu seinem Beruf. Und das in Zeiten, wo Bauern darüber nachdenken, ihre Höfe aufzugeben. Denn die Preise für die Ernten sind im Keller, die Milchproduktion ist schon lange ein Minusgeschäft und der Fleischmarkt dümpelt an der Grenze des Erträglichen dahin. „Mir sind die Probleme bewusst“, sagt der 30-jährige Weißenfelser. Er sieht die Arbeit in der Landwirtschaft als seine Chance, selbstständig arbeiten zu können. Es unversucht zu lassen, den väterlichen Reiter- und Bauernhof Rippachtal in Kleingöhren weiterzuführen, das wäre ein Fehler, ist der junge Mann überzeugt.

Neuanfang nach dem Mauerfall

Ihn reizt die Herausforderung, sich Hindernissen mit eigenen Ideen und Engagement erfolgreich entgegenzustellen. So, wie es sein Vater Horst Krüger zu Beginn der 1990er Jahre getan hatte. Dieser hatte als Wiedereinrichter auf dem einstigen LPG-Gelände in Kleingöhren einen Neuanfang gewagt, kaufte und pachtete Flächen dazu und hat aus dem Hof eine Begegnungsstätte für Mensch und Tier gemacht.

Als Reiterhof Rippachtal nebst Pensions-, Gaststätten- und Kegelbahnbetrieb hat er sich einen Namen gemacht. Ein paar Hühner, Ziegen, Schweine, Katzen - was eben so alles auf einen Bauernhof gehört - sind auch noch zu erleben. Eine Handvoll Rinder wurden von Anfang an gehalten, weil Horst Krüger beruflich aus der Tierproduktion kam. Eine kleine Bullenmast mit 28 Tieren, Fleckvieh und Charolais, hat er aufgebaut.

Landwirtschaft als Freizeitangebot

Dass der Betrieb so breit aufgestellt ist, macht dem Junior den Hof attraktiv, sowohl weil die Arbeit sehr abwechslungsreich ist, aber auch weil es sich auf mehreren Beinen sicherer steht. Das zu bewirtschaftende Ackerland hat sich vor allem durch Auslaufen von Treuhandpachtverträgen mittlerweile von 380 Hektar auf etwa 220 Hektar reduziert, doch die Getreideproduktion bleibt Hauptzweig der Wirtschaft. Auf Wiesen und Weideflächen wird Futter gewonnen.

Den vom Vater beschrittenen Weg will Krüger fortsetzen. Denn: „Die klassische Landwirtschaft haben wir gut kombiniert mit dem Freizeitsektor.“ Zunächst arbeitet er noch an der Seite von Horst Krüger, denn er beendet erst in diesem Sommer sein Landwirtschaftsstudium in Bernburg. Vor drei Jahren hat er damit begonnen, nachdem er zunächst vier Semester auf Lehramt Sport und Geschichte gesetzt hatte. Denn Tanzen, Judo, Basketball, das hatte seine Jugend bestimmt. Ein Sportunfall und eine ihn selbst überraschende, tief in ihm sitzende Beziehung zur Landwirtschaft sowie gute Gespräche mit dem Vater haben die Entscheidung reifen lassen, das Studium in Bernburg aufzunehmen.

Unbeugsame Motivation

Parallel setzte er sich schon mit seiner Arbeitskraft im väterlichen Betrieb ein, die Freundin übernahm pädagogische Aufgaben bei der Betreuung der Ferienkinder. Er wuchs in den Betrieb rein, indem er die Konzepte für dessen Zukunft mitentwickelte. „Wenn man die Ausbildung hat und etwas unbedingt will, dann ist das die beste Voraussetzung, es zu schaffen“, sagt Krüger motiviert.

Und davon können ihn auch die Schicksale von Studienkollegen nicht abbringen, die miterleben mussten, wie Höfe die Milchproduktion aufgegeben haben. „Es gibt immer wieder einen Weg“, ist Sebastian Krüger überzeugt. Dabei geht es ihm nicht nur um das eigene Schicksal, sondern auch das von fünf Angestellten. Und nicht zuletzt bringt er sich ein, damit der Vater (65) im Alter noch Dinge tun kann, die er in der Vergangenheit zugunsten des Hofes immer zurückstellen musste: Zum Beispiel mal richtig Urlaub zu machen. (mz)