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Zu Tisch  Zu Tisch : Kost in der Post

Von Wieland Führ 11.08.2019, 09:57
Auch ein hausgemachtes Postmeisterschnitzel wird aufgetischt.
Auch ein hausgemachtes Postmeisterschnitzel wird aufgetischt. Führ

Einst wurden nahezu ein Dutzend Gaststätten in Stößen betrieben, geblieben ist der „Gasthof zur Post“ schräg gegenüber des Rathauses. Auch zur späten Mittagszeit an einem Sonnabend sind die Räumlichkeiten des Lokals gut gefüllt. Der wohl seit nahezu 100 Jahren bestehende Gasthof im Herzen der Stadt befindet sich in den Gasträume der ehemaligen Poststation von Stößen.

Einer der Gaststätteninhaber in der Nachwendezeit hatte die Idee, die Räumlichkeiten des Gebäudes vor etwa 20 Jahren mit postalischen Erinnerungsstücken auszustatten - es ist überaus gut gelungen! So sitzt man auf stabilen und geschmackvoll den Räumlichkeiten angepassten historisierenden Mobiliar im Stil der 1920er Jahre unter zahlreichen historischen Utensilien aus der großen Postgeschichte. Einer Zeit, als das Telefon noch eine Wählscheibe hatte und der Briefträger zweimal am Tag Briefe und Postkarten in der Wohnung ablieferte. Gehängt und gestellt sind diese Gegenstände und Bilder mit sicherem Blick, so dass die liebevoll zusammengetragene Sammlung nicht kitschig wirkt. Zwischendurch hängen auch einige regionale Erinnerungsgeschenke.

Mit dieser Inneneinrichtung übernahm vor zwölf Jahren am 1. April 2007 Wolfgang Müller den Gasthof, der zuvor reichlich gastronomische Erfahrungen als Inhaber des Gasthofs „Goldener Rabe“ in Wethau gesammelt hatte. Diese einst so beliebte Gaststätte befand sich an der ehemaligen Gabelung von B180 und B 87 in Richtung Weißenfels beziehungsweise zur Autobahn.

Schnell bringt die freundliche Bedienung die Speisekarte, auf dem Tisch stehen frische Gartenblumen. Die Karte bietet das klassische Repertoire einer Küche, wie sie seit den 1970er/80er Jahren hier zu Lande häufig geboten wird und heute offensichtlich immer noch viele Freunde hat. Die Vorspeisen stehen im besonderen Maße dafür, und so gibt es neben Würzfleisch (3,80), Gulaschsuppe (3,00), Zwiebelsuppe (3,00) oder dem gebackenen Camembert (3,50) natürlich auch die in Ostdeutschland seit langer Zeit obligatorisch gewordene Soljanka (3,00), alles mit Toast.

Bei den Fleischgerichten punkten Rostbrätel mit Bratkartoffeln und Beilage (9,90) sowie Schnitzelvarianten. Das Zigeunerschnitzel (12,50) trägt noch unverändert seinen Namen, das „Hawaii“ ist mit Ananas und Käse überbacken (12,50) und ebenso ein echter Klassiker ist das Schnitzel „au four“ (12,50), welches mit Würzfleisch und Käse überbacken ist. Damals ein bisschen „französisch“ im DDR-Alltag. Gereicht werden die Variationen jeweils mit Pommes Frites und Salatbeilagen. Bei den Fischgerichten gibt es unter anderem Wels- (10,90) oder Zanderfilet (14,50). Beide werden mit Dillsoße, Kartoffeln und Salat gereicht.

Unter den „Spezialitäten des Hauses“ finden sich die „Hausgemachte Rindsroulade“ (12,90) oder Gulasch (8,90). Zu beiden gibt es Rotkohl und Klöße. Zum Hirschbraten (15,50), werden zusätzlich noch Pilze gereicht.

Ich entscheide mich für die an erster Stelle der Karte stehende Spezialität des Hauses, das „Postmeisterschnitzel, gefüllt mit Kassler und Käse dazu Mischgemüse und Kroketten“. (16,50). Das Fleisch ist zart, schmackhaft und offensichtlich ein hausgemachtes Produkt, aber in einer Portionsgröße, die selbst von einem guten Esser nicht zu meistern ist.

Kurzum: Es sitzt sich gemütlich im Gasthof zur Post bei klassischer, üppiger Hausmannskost und begleitet von amüsanten Sprüchen des Wirts.

In einem schönen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert befindet sich der Gasthof zur Post.
In einem schönen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert befindet sich der Gasthof zur Post.
Wieland Führ