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Es fliegt Späne Wie Kettensägen-Künstler in Göbitz Kindern spielerisch Umweltbewusstsein schulen wollen

Kettensägen-Künstler treffen sich in Göbitz und schaffen Werke für die spielerische Umwelterziehung. Welche Gedanken haben sie sich gemacht?

Von Peter Zielinski 29.09.2021, 14:30
Holzbildhauen ist eine Arbeit, für die man besser ins Freie gehen sollte.
Holzbildhauen ist eine Arbeit, für die man besser ins Freie gehen sollte. Foto: Peter Zielinski

Göbitz/MZ - Nach einer gewissen Zeit gewöhnt man sich an den Lärm der vielen Kettensägen, der über die Wiese in der Elsteraue nahe des Herrenhauses Göbitz dröhnt. Doch hier werden keine Bäume gefällt oder Brennholz gemacht. Hier wird Kunst gemacht - oder besser gesagt - gesägt.

Der Betrachter ist gefesselt, wenn aus einem unförmigen, riesigen Eichenstamm eine Holzskulptur zum Leben erweckt wird. Es entstehen Tiere, die hier in der Umgebung heimisch sind. Die Kettensägenschnitzer hat der Landschaftspflegeverein Mittleres Elstertal zur jährlichen Umweltwoche eingeladen. Ohne feste inhaltliche Vorgaben sollen sie sich mit dem Thema „Natur und Umwelt in den Augen der Kinder“ auseinandersetzen.

Eine  Säge reicht  nicht. 20 Sägen gehören zur Standardausrüstung.
Eine Säge reicht nicht. 20 Sägen gehören zur Standardausrüstung.
Foto: P. Zielinski

Spielerische Erfahrung der verschiedenen Themenbereiche beste Art der Umwelterziehung

So stehen nun vier Holzbildhauer und eine Bildhauerin im Nieselregen auf der Wiese und sägen, schleifen und raspeln, was das Zeug hält. Die weiteste Anreise von 400 Kilometern hatte Sylvia Itzen aus Buchholz in der Nordheide. Sie stellt eine Libelle her, die dann als Spielgerät für Kinder dienen soll. Alle hier entstehenden Skulpturen werden später einmal gegenüber dem Herrenhaus auf einer Spielplatzwiese stehen. Spielerisch sollen Kinder dort mit dem Thema Natur-, Arten- und Klimaschutz vertraut gemacht werden.

Für den Vorsitzenden des Landschaftspflegevereins Mittleres Elstertal, Rainer Helms, ist „die spielerische Erfahrung der verschiedenen Themenbereiche die beste Art der Umwelterziehung.“ Holzbildhauer Christian Schmidt aus Eisenberg geht einen Schritt weiter. „Ich will auch zeigen, dass in der Natur nicht alles in Ordnung ist. Dass es auch Zerstörung gibt.

Elster inspiriert zu Holzskulptur

Der Fisch, den ich gerade mache, hat in seinem Körper Löcher. Er ist schon krank. Damit will ich die Kinder zum Nachdenken anregen, Dinge zu verändern, damit Natur und Umwelt sich erholen können.“ Rainer Helms ergänzt: „Naturschutz ist eine Aufgabe von Generationen und man kann nicht früh genug damit anfangen.“

Damit die Freude an den Spielgeräten nicht verloren geht, hat sich Sylvia Itzen eine stabile Befestigung der Libellenflügel ausgedacht. „Mit Holzdübeln und Spezialleim werden die Flügel abbruchsicher“, erklärt sie. Die nahe Elster hat sie auf die Idee gebracht, das am Wasser lebende Tier aus dem Stamm zu sägen.

Tino Schuberts Igel auf der Stehle ist schon deutlich zu erkennen. Doch was trägt er auf dem Kopf?
Tino Schuberts Igel auf der Stehle ist schon deutlich zu erkennen. Doch was trägt er auf dem Kopf?
Foto: Peter Zielinski

Igel als Wegweiser und Waschbären im hohlen Baumstamm

Besonders robust ist die Schnecke von Peter Duus aus Thum im Erzgebirge. Für ihn, der schon seit über 20 Jahren als Holzbildhauer arbeitet, sind die Schnecken die Tiere der Feuchtwiesen. Also wie geschaffen für einen Biotop-Lehrspielplatz. Ganz nebenbei kommt er auch gerne wegen der Kollegen zu diesen Treffen. „Coole Location und ein gutes Team - das macht Spaß. Besonders am Abend, wenn gefachsimpelt wird“, beschreibt Peter Duus die Zeit in der Elsteraue.

Auch wenn die Waschbären nicht originär zu den heimischen Tierarten gehören, so sind sie mittlerweile hier beheimatet. Ein hohler Baumstamm in dem ein Waschbärenpärchen wohnt, das gerade aus dem Baumloch lugt, ist Tino Schuberts Beitrag. Zusammen mit einer Stele auf dem ein Igel sitzt, an dessen Stacheln ein Fußball aufgespießt ist, sollen sie die Wegweiser zum Spielplatz werden.

Christian Schmidt nimmt es mit den Maßen ganz genau.
Christian Schmidt nimmt es mit den Maßen ganz genau.
Foto: Peter Zielinski

Arbeiten an der zweiten Fassung der Thienemann-Bank

Im ersten Augenblick möchte man meinen, dass Ricardo Villacis etwas aus der Reihe tanzt. Seine Figur hat vordergründig nichts mit Tieren zu tun. Doch eben nur vordergründig. Villacis arbeitet an der zweiten Fassung der Thienemann-Bank. Jene Bank, die dem berühmten Ornithologen Johannes Thienemann, im Volksmund auch als „Vogelprofessor“ bezeichnet, gewidmet ist. Leider ist die erste Bank vor einiger Zeit einem Diebstahl zum Opfer gefallen, was den Künstler Ricardo Villacis traurig stimmt.

„Ich hoffe, dass die Bank diesmal stehen bleibt.“ Seiner Thienemann-Figur hat der seit fast 25 Jahren in Deutschland lebende und arbeitende Ecuadorianer eine Tabakspfeife, Bücher und Vögel als charakterisierendes Beiwerk hinzugefügt. Wenn alles nach Plan läuft, werden die Erdarbeiten für den Lehrspielplatz laut Rainer Helms schon im November beginnen.