Verhärtete Fronten Was die Busfahrer fordern und wie der Verband reagiert
Ein Streik hat am Montag den öffentlichen Personennahverkehr im Burgenlandkreis lahmgelegt. Was die Busfahrer fordern und wie der Verband reagiert.

Weissenfels/MZ - Ein von der Gewerkschaft ver.di organisierter Streik im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat am Montag den Bus- und Bahnverkehr im Burgenlandkreis und weiteren Teilen Sachsen-Anhalts lahmgelegt. „Meine Kollegen und ich stehen auf, damit sich endlich was verbessert“, erklärte der Weißenfelser Busfahrer Robert Biczysko, warum er und weitere Beschäftigte der Personennahverkehrsgesellschaft im Burgenlandkreis (PVG) ihre Arbeit niederlegten.
Die Liste an Forderungen ist lang und umfasst mehr als ein Dutzend Punkte. Wichtig seien sie alle, exemplarisch nannte er eine Begrenzung der Schichtzeiten auf zehn Stunden sowie eine Ruhezeit zwischen zwei Dienstschichten von mindestens elf Stunden. Robert Biczysko ist als Mitglied der Tarifkommission selbst bei den bisherigen zwei Verhandlungsrunden dabei gewesen und zeigt sich davon enttäuscht. „Wir sind mit unseren Forderungen schon runtergegangen, aber der Arbeitgeberverband ist uns nicht entgegengekommen“, kritisierte er. Auch sei ein neuer Manteltarif, der ab den 30. Juni in Kraft treten sollte, „nicht zustande gekommen“.
Diana Häseler-Wallwitz, Geschäftsführerin des kommunalen Arbeitgeberverbands Sachsen-Anhalt (KAV), ist anderer Meinung und bezeichnet den Streik als „völlig unverhältnismäßig“. Die Arbeitsniederlegung stelle „zum jetzigen Zeitpunkt ein unangemessenes Arbeitskampfmittel dar und belastet die weiteren Tarifverhandlungen schwer“, zumal sich die Tarifpartner bereits in der vergangenen Woche auf eine Fortsetzung der Verhandlungen am 12. und 13. Oktober verständigt hätten, so Diana Häseler-Wallwitz. Bei der Begrenzung der Arbeits- und Ausweitung der Ruhezeiten ist sie optimistisch, eine Einigung finden zu können. „Nicht abbildbar“ seien aber Forderungen wie eine Jahressonderzahlung in Form eines kompletten 13. Monatsgehalts. Derzeit würden die Mitarbeiter ein halbes Monatsgehalt zusätzlich bekommen.
„Während der Corona-Pandemie sind die Fahrgastzahlen um circa 25 Prozent zurückgegangen“
Als Grund dafür nannte sie die wirtschaftliche Lage der Verkehrsunternehmen. „Während der Corona-Pandemie sind die Fahrgastzahlen um circa 25 Prozent zurückgegangen“, sagte die KAV-Geschäftsführerin und ergänzte, dass die Beschäftigten trotzdem einen Corona-Bonus in Höhe von 1.300 Euro bekommen haben. Das bestätigte Paul Schmidt, ver.di-Verhandlungsführer für den Nahverkehr. Er verwies aber zugleich darauf, dass der Bund einen milliardenschweren ÖPNV-Rettungsschirm auf den Weg gebracht hat, der die Verluste kompensiert habe. Diana Häseler-Wallwitz wies auch auf weitere Forderungen von ver.di hin, deren Umsetzung bereits vereinbart worden seien, so etwa 30 Urlaubstage pro Jahr. Auch das stimme, sei jedoch „ein Taschenspielertrick“, so Paul Schmidt. Den Beschäftigten seien sogar 31 Urlaubstage angeboten worden, „aber dafür sollen der 24. und 31. Dezember, die bisher als freie Tage bezahlt wurden, künftig nicht mehr bezahlt werden“.
Wenngleich eine Einigung noch in den Sternen stehen, zeigte sich Busfahrer Robert Biczysko zufrieden mit dem Streik: „Wir hatten eine sehr hohe Beteiligung und konnten damit ein Zeichen setzen.“ In Weißenfels wie auch auf den anderen Betriebsgeländen der PVG in Zeitz, Naumburg und Bad Bibra hätten sich fast alle Fahrer daran beteiligt, Streikbrecher habe es seines Wissens nach nicht gegeben, äußerte sich auch Paul Schmidt zufrieden und kündigte zugleich weitere Streiks an, „sollte sich der Arbeitgeberverband nicht bewegen“. Abschließend baten er sowie Robert Biczysko „alle Fahrgäste um Verständnis für den Streik“.