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Riesen in Schieflage Warum so viele Bäume im Burgenlandkreis Sturm „Ignatz“ nicht standhalten konnten

Warum diesmal auffällig viele Bäume den starken Winden nicht standhielten.

Von A. Kempf und M. Heise 23.10.2021, 11:25
Im Stadtgebiet sind am Donnerstag einige Autos beschädigt worden.
Im Stadtgebiet sind am Donnerstag einige Autos beschädigt worden. Alexander Kempf

Weissenfels/MZ - Die ersten Herbststürme haben den Feuerwehren im Burgenlandkreis in dieser Woche eine Menge Arbeit verschafft. Allein die Weißenfelser Feuerwehr zählte zwischen Donnerstag und Freitag sturmbedingt rund 70 Einsätze. „Es war ganz schön was los“, berichtet Sprecher Sebastian Busch. Vornehmlich mussten sich die Kameraden um umgestürzte Bäume kümmern. Es gab so viel zu tun, dass die Einsatzkräfte auch noch am Freitag Gefahrenstellen sichern und Bäume zerlegen mussten. Beispielsweise an der Beuditzschleuse und im Lassalleweg.

Schon am Donnerstag war in der Weißenfelser Schulstraße ein Baum spektakulär auf einen Pkw gestürzt. Verletzt wurde dort wie anderswo glücklicherweise niemand. Dass es zu auffällig vielen Sachschäden durch heruntergefallene Äste oder gleich ganz umgestürzte Bäume kam, erklärt sich die Feuerwehr damit, dass die starken Windböen in diesem Jahr sehr früh kamen. Sie trafen auf Bäume, die noch viel Laub trugen. Das wiederum bot viel mehr Angriffsfläche für den Wind, wodurch mehr Bäume als sonst dem Sturm nicht standhielten.

Aus Sicht des Hohenmölsener Stadtwehrleiters könnte zudem der feuchte Boden dazu beigetragen haben, dass am Donnerstag ganze Bäume samt Wurzelwerk umstürzten. Auch ringsum die Drei-Türme-Stadt haben die starken Windböen viel Schaden verursacht. Zu 50 Einsatzstellen musste die Feuerwehr ausrücken. Am Donnerstagmittag war in Hohenmölsen extra eine Einsatzleitung eingerichtet worden.

Auch Äste sind schwer und können mühelos Zäune zerdrücken. Die Weißenfelser Feuerwehr hatte mehrerer solcher Einsatzstellen.
Auch Äste sind schwer und können mühelos Zäune zerdrücken. Die Weißenfelser Feuerwehr hatte mehrerer solcher Einsatzstellen.
Fotos (3): FFW WeiSSenfels

In Webau am Bahnhof und in Hohenmölsen wurden von Windböen jeweils ein Blechdach abgedeckt. Außerdem hat ein Ziegeldach in Hohenmölsen Schaden genommen. Hauptsächlich waren die Kameraden aber auch in Hohenmölsen wegen beschädigter oder entwurzelter Bäume unterwegs. Der vielleicht spektakulärste Fall ereignete sich in Werschen, wo ein Baum „mit kapitalem Durchmesser“ dem Wind nicht standhielt. Hier war die Feuerwehr dankbar über die Unterstützung der Naumburger Bauunion, die mit einem großen Bagger half, das Problem zu beheben. Trotz vieler Einsätze gab es in Hohenmölsen keine Personenschäden und auch größere Sachschäden seien ausgeblieben, so das erleichterte Fazit vom Stadtwehrleiter.

Welche Risiken so ein Sturm birgt, wurde der Naumburger Feuerwehr vor Augen geführt. Als die am Donnerstag einen durch einen Ast verletzten Mann mit einer Trage retten wollten, stürzte ein weiterer Ast hinab, landete auf dem Führerhaus der Drehleiter und schlug eine fußballgroße Kerbe ein. „Wenn das Fahrzeug nicht dagestanden hätte, dann wären auch unsere Einsatzkräfte zu Schaden gekommen“, ist sich Stadtwehrleiter Christian Schirner sicher. Bei dem geretteten Mann wurden später in einer Spezialklinik schwere innere Verletzungen festgestellt.

Vorsicht walten ließ man am Donnerstag im Weißenfelser Heimatnaturgarten. Der blieb geschlossen. Menschen, Tiere oder Gehege sind dort nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Alles sei „heile geblieben“, erklärt Leiterin Ute Radestock am Freitagvormittag. Geschlossen blieb der Tierpark dennoch einen zweiten Tag. Aus Vorsicht, aber auch um die Spuren des Vortages beseitigen zu können. Wege mussten von Ästen und Laub befreit werden. „Dass nach einem Sturm so viel unten liegt, das kenne ich nicht“, sagt die Leiterin. Am Samstag will der Heimatnaturgarten dann wieder Gäste empfangen.