Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge: Spenden und gedenken

Naumburg - „Ist denn schon wieder ein Jahr herum?“ Eine Mitarbeiterin im Reiseland in der Naumburger Herrenstraße weiß, warum vier Herren in Uniformen im Geschäft stehen. Drei von ihnen haben eine Spendendose in der Hand. Stabsunteroffizier David Spangenberg, Hauptfeldwebel Tino Reuter und die beiden Oberstabsgefreiten Marcel Baack und André Lempke besuchen seit einigen Tagen wieder Geschäfte, Unternehmen und Verwaltungen.
Die drei Soldaten der ersten Kompanie des Weißenfelser Sanitätsregiments sammeln freiwillig für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge - und das schon seit Jahren. Spangenberg hat 2009 begonnen, die anderen stießen in der Folgezeit hinzu. „Wir sind mittlerweile hier bekannt. Für uns ist das schon ein Heimspiel“, sagt der Stabsunteroffizier aus Roßbach im Gespräch mit Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU).
Eigene Erfahrungen auf Kriegsfriedhöfen
Das Stadtoberhaupt hat die Soldaten empfangen. Sie unterhalten sich, sprechen über die Arbeit des Volksbundes, eigene Erfahrungen auf Kriegsfriedhöfen. Wie jenen bei Verdun, das auf dem Weg nach Les Ulis, der künftigen Partnerstadt Naumburgs liege, so Küper. André Lempke hat sich 2012 an einem Einsatz des Volksbundes auf einem Friedhof im niederländischen Ysselsteyn beteiligt. Auf rund 28 Hektar haben hier mehr als 31.700 Gefallene des Zweiten Weltkriegs ihre letzte Ruhe gefunden. „Diese Dimensionen sind erschreckend“, sagt der Naumburger.
Doch noch immer werden Überreste von Kriegstoten gefunden. Zuletzt rund 800 im russischen Wolgograd (Stalingrad) in einem Massengrab, das bei der Verlegung einer Wasserleitung entdeckt wurde. Die sterblichen Überreste sollen auf die Kriegsgräberstätte Rossoschka überführt werden. Die 150 gefundenen Erkennungsmarken dienen der Identifizierung der Opfer. „Da stecken Schicksale dahinter“, so Küper.
Entgegenkommen, aber auch auf Ablehnung und sogar pampige Worte
Die Soldaten ziehen weiter, seit der vergangenen Woche sind sie unterwegs. Sie stoßen auf Spendenfreude und Entgegenkommen, aber auch auf Ablehnung und sogar pampige Worte. Obwohl sie jedem von der Arbeit des Volksbundes und deren Bedeutung ausführlich berichten können. „Ein ’Nein’ können wir ja akzeptieren, aber Unfreundlichkeit verstehen wir nicht“, so Spangenberg. Die Enttäuschung wird allerdings mit der Aussicht auf einen Spendenrekord gemildert.
„Wir haben schon jetzt mehr als im Vorjahr. Und vor uns liegen noch einige Stationen“, sagt der Roßbacher. So steht unter anderem noch die Verwaltung des Krankenhauses auf dem Plan. Zum ersten Mal empfängt Kerstin Beckmann, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Wethautal, die Soldaten. Im vergangenen Jahr konnten sie in Naumburg 1850 Euro einsammeln. Die Gedenkfeiern am Volkstrauertag in Naumburg bilden den Abschluss der mehrtägigen Aktion. Die Soldaten werden sich an den Veranstaltungen auf dem Neuen Friedhof und am Stadtpark beteiligen. (mz)
