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Unstrut-Radweg  Unstrut-Radweg : "Pfosten heikel Stein geht gar nicht"

Von Gerd Stöckel 14.10.2016, 11:04
Poller sind gefährlich, sagt Johannes Müller, der als Vertreter des ADFC an den Verkehrsschauen auf dem Unstrut-Radweg teilnimmt. Das Foto zeige einen schweren Unfall am Mulderadweg.
Poller sind gefährlich, sagt Johannes Müller, der als Vertreter des ADFC an den Verkehrsschauen auf dem Unstrut-Radweg teilnimmt. Das Foto zeige einen schweren Unfall am Mulderadweg. Privat

Freyburg - Die Fürsorge, die man beim Straßenverkehrsamt des Burgenlandkreises derzeit dem Unstrut-Radweg angedeihen lässt, stößt in Kommunen auf Unverständnis. Das Amt hatte die Verbandsgemeinde „Unstruttal“ aufgefordert, einen Poller bei Nebra und einen großen Stein an der Zeddenbachbrücke bei Freyburg zu entfernen. Die Hindernisse sollten Autos die Zufahrt verwehren (Tageblatt/MZ berichtete). Das Amt hält sie für gefährlich.

Olaf Schuman, Bürgermeister von Karsdorf, kann nicht nachvollziehen, dass der Stein beseitigt werden musste und auch der Poller entfernt werden soll: „Die Radwege sind für den sanften Tourismus gedacht, so ist auch der Unterbau ausgelegt“, sagte Schumann am Mittwochabend in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderates „Unstruttal“. Man könne da nicht die Straßenverkehrsordnung (StVO) anlegen und teure Schilder fordern, seien das doch keine öffentlich gewidmeten Wege.

Irene Ißleb vom Straßenverkehrsamt des Burgenlandkreises sieht das anders. Grundsätzlich, so Ißleb, gelten Wege in Wald und Flur, also auch der Weg an der Zeddenbachbrücke, wenn sie nicht auf privatem Grund verlaufen, als „sonstige öffentliche Straßen“. Sie sind damit für jedermann nutzbar. Der Straßenträger, also die Gemeinde, kann diese Nutzung beschränken und Wege für Kraftfahrzeuge sperren. Wenn sie das tut, habe das aber gemäß der StVO zu erfolgen. Also mit den vorgeschriebenen Verkehrszeichen oder Warnbaken. Steine auf der Fahrbahn jedenfalls gehen gar nicht.

Kommunen haften im Schadensfall

Auch mit Pollern oder Schranken sei dass so eine Sache. Derartige Vorrichtungen, weiß Ißleb, haben schon die Gerichte beschäftigt. Es gebe ein „Pollerurteil“, das besagt, dass diese zwar zulässig seien, etwa um das Befahren von Brücken oder Straßen zu verhindern, doch sei auf die Hindernisse so aufmerksam zu machen, dass sie nicht übersehen werden können. Gegebenenfalls seien die Poller zu beleuchten. Das zu gewährleisten liege in der Verkehrssicherungspflicht der Kommunen, die im Schadensfall auch zu haften haben.

Ißleb versicherte: „Wir sehen durchaus, dass da jede Situation einzeln betrachtet werden muss, gerade angesichts des hiesigen Verkehrswegenetzes, wo die gut ausgebauten Radwege gern als Ausweichrouten genutzt werden“, bekundet die Amtsleiterin.

Die touristische Nutzung sowie die entsprechende Beschilderung erfolgt laut Ißleb unabhängig von den Regelungen der StVO, habe weder zusätzliche Einschränkungen zur Folge, noch befreie sie von diesen. Insofern gelten die Schilder mit dem Radweg-Logo nicht als Beschilderung im verkehrsrechtlichen Sinn, die das Befahren per Auto verbietet. Insofern sei es auch möglich, für den Unstrutradweg öffentliche Straßen zu nutzen.

Die nächste Verkehrssicherungsschau des Straßenverkehrsamtes, so Irene Ißleb, findet übrigens am 1. November auf dem Unstrut-Radweg zwischen Freyburg und Burgscheidungen statt.

Hindernisse wurden mancherorts bereits demontiert

Poller (und ähnliche Hindernisse) sind Ursache vieler schwerer Unfälle auf Radwegen, insbesondere bei Gruppenfahrten, weil die hinten fahrenden Radler den Poller nicht erkennen können, sagt Johannes Müller, passionierter Radfahrer und Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). In Saalfeld, Rudolstadt, Jena, Zeitz, Bernburg, Saalekreis seien inzwischen die Sperrpfosten, auf touristischen Radrouten zurück gebaut worden.

Beim Vennbahnradweg (Deutschland, Luxemburg, Belgien), dem europäischen Vorzeigeradweg, der 2013 eröffnet worden ist, seien die Sperrpfosten ebenfalls schon bald vollständig demontiert worden. Grund: Nach einem Jahr seien bereits 42 Unfälle, davon sieben mit Krankenhausaufenthalt, gemeldet worden. Darüber hinaus, so vermutet Müller, gab es wohl einen hohe Dunkelziffer. (ntb)

Poller sind gefährlich, sagt Johannes Müller, der als Vertreter des ADFC an den Verkehrsschauen auf dem Unstrut-Radweg teilnimmt. Das Foto zeige einen schweren Unfall am Mulderadweg.
Poller sind gefährlich, sagt Johannes Müller, der als Vertreter des ADFC an den Verkehrsschauen auf dem Unstrut-Radweg teilnimmt. Das Foto zeige einen schweren Unfall am Mulderadweg.
Privat