Ungewöhnliches Experiment Ungewöhnliches Experiment: Nach mehr als 150 Jahren fließt wieder das erste Scheitholz

Ahlendorf/Wetterzeube - Was verbindet die Feuerwehr mit dem Förderverein Elsterfloßgraben? Richtig, das Wasser. So trafen sich Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Wetterzeube mit ihren Gleichgesinnten aus Crossen im kleinen Ahlendorf. „Gemeinsam haben wir an der Brücke den Floßgraben angestaut und eine alte Saugstelle aktiviert. Damit im Ernstfall hier wieder Löschwasser entnommen werden kann“, erklärt Robert Franke, stellvertretender Wehrleiter von Wetterzeube.
Zuvor wurde eine kleine Einstiegsstelle freigelegt, damit im Falle eine Brandes genau an dieser Stelle Löschwasser aus dem Graben entnommen werden kann. Mitglieder des Fördervereines Elsterfloßgraben nutzen diese Chance ebenfalls und probieren auf dem angestauten Wasser das Flößen aus. Der Floßgraben ist hier etwa zwei Meter breit und 1,50 Meter tief. An der ersten Brücke werfen die „Floßknechte“ Frank Thiel und Helmut Wunderlich zwölf Scheite ein. Etwa eine halbe Stunde später kommen sie an der zweiten Brücke und dem kleinen Stauwerk an.
„Das erste Mal nach 154 Jahren kommt in Ahlendorf wieder Flößerholz an“
„Das erste Mal nach 154 Jahren kommt in Ahlendorf wieder Flößerholz an“, freut sich Frank Thiel. Als Vorsitzender des Fördervereines hat er sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern auf die Fahne geschrieben, dass technische Denkmal zu erhalten und den Elsterfloßgraben wieder durchgehend bis Sachsen zu bespannen.
Gerade mal 47 Einwohner zählt das kleine Ahlendorf und jede Menge Schaulustige sind zu diesem historischen Ereignis gekommen. „Als Kind habe ich noch im Floßgraben gebaden“, erzählt Herbert Zimmermann. Er ist seit Januar neues Mitglied im Förderverein und will mal eben schauen. Jürgen Fuchs ist ebenfalls neu im Verein und nennt sich selbst „Flößerlehrling“. „Es ist einfach die herrliche Natur im Elstertal, dazu das ingenieurtechnische Meisterwerk, was mich fasziniert und zum Mitmachen animiert“, sagt Fuchs.
Weg zwischen Bahndamm und Floßgraben? Momentan scheitern die Pläne an den Eigentumsverhältnissen
Er trägt schon mal die schicke Flößeruniform, läuft parallel den Graben entlang und gibt dem Scheit gelegentlich mit seiner Flößerstange dem Scheitholz einen Anstoß. Früher sei der Floßgraben die Energieautobahn nach Sachsen gewesen. „Schön wäre es, wenn es zwischen Bahndamm und Floßgraben einen kleinen Weg geben würde, wo man spazieren gehen kann“, sagt Fuchs. Früher habe es solch einen Weg schon einmal gegeben. Momentan scheitern die Pläne an den Eigentumsverhältnissen.
Helmut Wunderlich ist mit Eifer bei der Sache und freut sich über das gelungene Experiment. Der Mann bewohnt auf Thüringer Seite das alte Flößerhaus, kümmert sich in vielen ehrenamtlichen Stunden um die Freihaltung des Gewässers, fischt Treibgut raus und schneidet gelegentlich Wege frei.
Am kleinen Stauwerk, der früher als Rechen diente und Treibgut stoppte, kommen alle zwölf Scheite unbeschadet an. „Jedes Scheit steht für einen Monat, deswegen haben wir zwölf gewählt“, erklärt Wunderlich. Seine Tochter Marie hat er mit der Begeisterung für die Flößerei schon angesteckt, so gesehen wächst die nächste Generation heran. (mz)