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Uhrmacher in Bad Bibra Uhrmacher in Bad Bibra: Mann läuft wie ein Uhrwerk

Von Andreas Löffler 20.01.2019, 10:14
Fritz Kathert steht vor verschiedenen Wanduhr-Modellen in seinem jüngst geschlossenen Geschäft in der Ortsmitte von Bad Bibra.
Fritz Kathert steht vor verschiedenen Wanduhr-Modellen in seinem jüngst geschlossenen Geschäft in der Ortsmitte von Bad Bibra. Andreas Löffler

Bad Bibra - Dieser Mann spult sein Pensum buchstäblich ab wie ein Uhrwerk: Wenn es das Wetter zulässt, setzt sich Uhrmacher Fritz Kathert jeden Morgen nach Frühstück und Zeitungslektüre sowie noch einmal nach dem Abendbrot aufs Rad. Er fährt bis zum Schwimmbad Bad Bibra, stiefelt den dortigen Berg hinauf und absolviert die genannte Strecke wieder retour bis zu seinem Wohnhaus in der Laucher Straße 79. Dieses beherbergt auch Katherts Uhren- und Schmuckgeschäft, das der 84-Jährige trotz seiner Fitness zum 31. Dezember 2018 geschlossen hat. „Schweren Herzens zwar - aber irgendwann muss eben einfach auch mal Schluss sein“, kommentiert Fritz Kathert. Aus purem Spaß an der Freude bastelt er freilich nach wie vor ein wenig in seiner Werkstatt rum - und weist enge Freunde und Bekannte mit einem (uhren)technischen Anliegen auch nicht an der Tür ab.

Fritz Kathert bezeichnet sich selbst ganz bewusst als „Dorfuhrmacher“ und will sich damit keineswegs klein machen: „Ich war immer gern für die Bewohner hier aus Bad Bibra und den umliegenden Finne-Dörfern da und habe neben der Uhrenreparatur auch Batterien von Hörgeräten oder Fernbedienungen gewechselt und sogar mal das verloren gegangene Schräubchen an einem Brillengestell ersetzt. Reich werden Sie damit ganz bestimmt nicht. Aber gerade älteren, nicht mehr so mobilen Leuten habe ich damit den Wegaufwand ins ferne Naumburg gespart. Und deren Freude über einen solchen Anlaufpunkt mitten im Ort, wo sie auch mal ihre Einkaufstasche abstellen oder nur ein kleines Schwätzchen halten konnten, waren mir ein schöner Lohn - jenseits aller finanziellen Aspekte“, bekundet der „Kümmerer“.

Seiner treuen Kundschaft fühlte sich Fritz Kathert so sehr verpflichtet, dass er selbst während einer schweren, inzwischen überstandenen Krebserkrankung zwischen seinen OP- sowie Bestrahlungsterminen Geschäft und Werkstatt zumindest punktuell öffnete. „Auch in dieser kräftezehrenden Zeit wenigstens ein bisschen in meinem geliebten Beruf arbeiten zu können und die Dinge wieder zum Laufen zu bringen, hat mich gestärkt, nicht geschwächt“, betont er.

Fritz Kathert ist ein Handwerker vom alten Schlag. Für seine noch immer absolut ruhigen Hände - „ein Geschenk“, wie er sagt - konnte der Mechanismus eines Uhrwerks gar nicht komplex und fein ziseliert genug sein. „Quarz- und erst recht Digitaluhren waren nicht so sehr mein Ding. Viel Uhr, wenig Strom - das waren die von mir favorisierten Modelle“, unterstreicht der Fachmann, der nach der Wende von Kennern und Sammlern ein paar sehr schöne Aufträge zur Instandsetzung und Aufarbeitung einiger aufwendiger mechanischer Regulatoren bekam. Er selbst trägt an seinem Handgelenk übrigens ein Kaliber 13 aus Ruhla. „Ich bin ein Fan schlichten, zurückhaltenden Designs.“

Überhaupt waren er und seine Frau Margarete, die die Buchführung erledigte, über all die Jahre bestrebt, im Geschäft „die Kirche im Dorf zu lassen“. „Den Ladenbauer, der uns eine superschick durchgestylte Einrichtung aufdrängte, haben wir wieder weggeschickt. Sowas passt genauso wenig hierher wie wenn mein Mann plötzlich Schlips getragen hätte. Jetzt drehen sie durch, hätte es geheißen“, so Margarete Kathert.