Trauerfeier in Naumburg Trauerfeier in Naumburg: Bewegender Abschied von Curt Becker

Naumburg - Im Naumburger Dom haben am Montag rund 700 Trauernde mit einer bewegenden Zeremonie Abschied genommen von Curt Becker. Der Dechant der Vereinigten Domstifter, einstige Naumburger Oberbürgermeister und frühere Landes-Justizminister war am Dienstag vergangener Woche im Alter von 81 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben.
Vor dem im Ostchor aufgebahrten Sarg haben neben der Witwe und Familie des Verstorbenen Weggefährten, Vertreter aus Kirche, Gesellschaft und Politik Platz genommen, unter ihnen Ministerpräsident Reiner Haseloff sowie Ministerpräsident a.D. Wolfgang Böhmer (beide CDU), in dessen Landesregierung Becker als Minister vier Jahre wirkte. Zuvor bereits bestand die Möglichkeit, am offenen Sarg zu kondolieren.
„Grundpositive Lebenseinstellung und Weltoffenheit“
In seiner Predigt würdigte Propst Johann Schneider den Verstorbenen als einen Menschen mit der besonderen Gabe, andere durch seine grundpositive Lebenseinstellung und Weltoffenheit, seine Toleranz und Güte beeindruckt und mitgezogen, seinen Glauben zudem nicht auf den Lippen getragen, sondern im Herzen und in der Tat gelebt zu haben.
Becker, so der Propst, sei auf der Höhe des Tages entschlafen und aus dem irdischen Leben gerissen worden. Nichts habe darauf hingedeutet, dass dessen immer dienstags fälliger Gang ins Büro bei den Domstiftern der für immer letzte sein werde. Hingegen sei er für den Nachmittag zu einem ökumenischen Empfang in Magdeburg angemeldet gewesen.
Becker, so Schneider, habe drei Leben gelebt. Zunächst das in der Familie. „Diese Gemeinschaft und auch die eines Schülers in Schulpforte hat seinen weiteren Lebensweg geprägt“, so der Propst. Das zweite Leben in Baden-Württemberg, wohin Beckers Familie aus der sowjetischen Besatzungszone geflüchtet war, habe ihn vor allem als Juristen und Politiker geformt. Die Wende- und folgende Zeit markierte das dritte Leben Beckers.
„Nach 37 Jahren ist er dem Ruf in die Heimat gefolgt. Sein Wunsch als Jugendlicher, einmal Oberbürgermeister von Naumburg zu werden, ging in Erfüllung. Die tiefe Verbundenheit zu dieser Stadt ist seine bleibende Konstante im Leben gewesen“, so Schneider. „Respekt, Wertschätzung und ein herzlicher Umgang zeichneten ihn aus - privat wie dienstlich.“ Ähnliche Worte hatten zuvor Domprediger Michael Bartsch und Superintendentin Ingrid Sobottka-Wermke gefunden.
Stadt trägt seine Handschrift
Ministerpräsident Reiner Haseloff nannte Curt Becker einen Kommunalpolitiker der ersten Stunde, einen, der den Prozess der Wiedervereinigung aktiv gestaltet habe. „Naumburg trägt seine Handschrift. Er hat der Stadt zu einer modernen Infrastruktur und effizienten Verwaltung verholfen.
Ihm ist zu verdanken, dass Naumburg heute schöner ist, als es je war.“ Die friedliche Revolution, so Haseloff, habe Becker sofort als eine neue Herausforderung in seinem Leben gesehen, die Heimkehr für ihn außer Frage gestanden. Stadt, Kreis und Land hätten ihm viel zu verdanken. „Findet jetzt noch der Dom den Weg auf die Welterbe-Liste, dann ist das zweifelsfrei auch ein großes Verdienst von Curt Becker.“
Etwa eineinhalb Stunden dauerte die Trauerfeier, die getragen wurde von Musik, die Curt Becker - nichts dem Zufall überlassend - selbst ausgesucht hatte. Der Dom war erfüllt vom großen Klang seines Kammer- und des Jugendchores der Domsingeschule, ergänzt vom Spiel an Violoncello, Violine und selbstverständlich der Orgel.
Am Ende stand, auch das ein Wunsch des Verstorbenen, das Tragen seines Sarges zum Domfriedhof, begleitet vom Geläut der Glocken. Curt Becker hat das irdische Leben verlassen und - so nannte es Propst Schneider - die himmlische Bürgerschaft angetreten.
Curt Becker und sein vielfältiges Wirken
Curt Becker wurde am 19. Juni 1936 in Naumburg geboren. Er besuchte die Landesschule Pforta, bevor seine Familie 1953 die DDR nach Baden-Württemberg verließ. Nach der Wende in seine Heimatstadt Naumburg zurückgekehrt, wurde er von 1990 an für elf Jahre zu deren Oberbürgermeister gewählt.
CDU-Politiker Becker wirkte zudem in der Zeit von von 2002 bis 2006 als Landes-Justizminister, darüber hinaus und bis zuletzt als Mitglied der Stiftung Schulpforta und der Nietzsche-Stiftung. Sein Schaffen wurde mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse gewürdigt. Dechant der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz war er seit 2013.
Die Stadt hat in der Rathausdiele ein Kondolenzbuch ausgelegt. Einträge sind zu den Sprechzeiten möglich. (mz)


