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Tischtennis Tischtennis: Dem Tanz mit dem Ball kann und will er nicht widerstehen

Von PETRA WOZNY 27.02.2011, 17:55

HOHENMÖLSEN/MZ. - "Ich war dann als Kind eher der Lausbub und Dirk der ruhigere von uns beiden", plaudert Jens und lacht.

Er habe zum Beispiel zwei Hausaufgabenhefte gehabt: eins für die Hausaufgaben und eins für die Einträge. Nee, sehr viel mehr Unterschiede zwischen ihnen beiden gebe es nicht, sagt Jens.

Die Jungen gehen gern in die Schule, sind im Fußball dicke da und beide fast gleichgroß. Beide haben eine Hüftgelenkskrankheit, beide kommen gut damit klar. "Wir haben uns das nicht anmerken lassen. Nur beim Rennen ging es eben nicht so wie bei anderen", schildert Jens Schinol. Als sie in der zweiten Klasse sind, entdecken sie die Platte samt Schläger und Ball. Von da an gibt es kein Halten mehr für die Schinols. Jens schwingt die Kelle mit rechts, sein Bruder mit links - beide mit Leidenschaft.

Freizeit ist Tischtennis - auf diesen Nenner bringt Jens seine Kindheit und Jugend. Seit 1983 ist er im SV Hohenmölsen 1919. Er schätzt die Gemeinschaft, die Atmosphäre beim Training der rund 30 Mitglieder, die gemeinsamen Fahrten zu Punktspielen, die Geburtstagsfeiern. Jens Schinol bezeichnet sich als einen Spieler am Tisch. Dem Tanz mit dem Ball kann und will er nicht widerstehen.

Bis zu dreimal in der Woche geht Jens Schinol nach der Schule trainieren. Manchmal schwingt er die Kelle auch bei Pfarrer Hempel, der im Gemeindehaus eine Tischtennisplatte stehen hat. Zu Hause zieht er mit seinem Vater und Bruder den Wohnzimmertisch aus. Und wieder wird der kleine weiße Ball fixiert, stundenlang geht es plong, plong, plong - Musik in den Ohren von Schinols.

Auch während der Lehre und nun nach der Arbeit als Bürokaufmann im beruflichen Rehabilitationszentrum Bad Dürrenberg kann Jens Schinol vom Tischtennis nicht loslassen. Seit elf Jahren hat er eine eigene Wohnung und lebt mit seiner Freundin Kerstin Rübener zusammen. Die hat Verständnis für seine Hobbys, denn ihr Jens spielt nicht nur Tischtennis, sondern auch Schlagzeug.

An seinen ersten großen sportlichen Erfolg denkt er gern zurück. Im Herren-Einzel des Kreises Weißenfels wird er mit 24 Jahren Sieger. "So einen jungen Champion gab's noch nie", erklärt er, und seine Augen glänzen. Jahr um Jahr purzeln die Titel: Vereinsmeister, Landesmeister, Deutscher Meister. Vor drei Jahren hat Jens Schinol Platz 26 der offiziellen Weltrangliste des IPTTC inne. Sein jüngster Titel stammt aus dem vergangenen Jahr: Er ist Deutscher Meister der Wettkampfklasse acht im Einzel im hessischen Dietzenbach. "Auch nach all den Jahren bleibt das Lampenfieber", sagt Schinol.

Und so manche Wünsche sind offen: Zum Beispiel, einmal gegen den Tischtennisprofi und Weltranglistenersten Timo Boll spielen zu dürfen. Jens Schinol grinst, weil er sich sicher ist, dass der Tischtennisprofi ihn in wenigen Minuten "wegputzen" würde. "Aber Spaß würde es schon machen", meint er und setzt seinen schalkhaften Blick auf. Und dann will er in die Seniorenmannschaft - das wäre in vier Jahren. Sich öfter mit seinem Zwillingsbruder Dirk treffen, wäre super. Der wohnt seit vier Jahren bei Nürnberg, spielt dort Tischtennis und Gitarre. Ja, und freilich, die Kelle noch mindestens 50 Jahre in der Hand halten.