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Theater Naumburg Theater Naumburg: Auf einem Stuhl durchs All

Von Jana Kainz 04.09.2017, 13:57

Naumburg - Mit der Fantasie ist das so eine Sache. Die einen haben sehr viel davon, die anderen fast keine. Während Kinder kurzerhand in andere Welten eintauchen können, stapfen Erwachsene nüchtern durch die eine, die reale, und - schlimmer noch - reißen - Trampeltieren gleich - die Kinder aus ihren Fantasiewelten. Genau darum dreht sich alles in dem neuen Kinderstück „Der blaue Stuhl“, das in einer witzigen, temporeichen, musikalischen und letztlich sehr fantasievollen Inszenierung von Barbara Schöne Sonnabendnachmittag im Theater Naumburg eine gelungene Premiere erlebte.

Dabei steht die Naumburger Inszenierung für Kinder ab fünf Jahren einmal mehr als gelungenes Beispiel dafür, dass weniger durchaus mehr sein kann. In einem sehr schlichten Bühnenbild, mit nur wenigen, dafür originellen Requisiten und umso liebevoller gestalteten Kostümen und stimmungsvoller Lichttechnik ziehen die drei Schauspieler das große und kleine Publikum hinein in eine andere Welt - in die von Frau Klops und Herrn Schwärzlich, wie sich die zwei Schulkinder (hinreißend gespielt von Gastschauspielerin Stephanie Petrowitz und Michael Naroditski) nennen. Und die beiden haben - so ein Mist - den Schulbus verpasst. Schlimmer ist aber noch: An der Haltestelle ist irgendwie nix los. Lediglich ein Straßenmusiker (Adrien Papritz) - den es in der Bilderbuchvorlage von Claude Boujon nicht gibt - versucht vergebens, mit seinem Trompetenspiel Geld zu erbetteln. Doch weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen - außer den beiden Kindern. Aber denen ist der Mann nicht geheuer. Zuflucht suchen sie auf einem herumstehenden blauen Stuhl. Ja, und dann passiert erst einmal nix. Aber dieses gefühlt einige Minuten währende Nix füllen die drei Schauspieler mit einer Mimik und Gestik aus, dass die kleinen und großen Zuschauer gar nicht anders können, als herzhaft zu lachen.

Zu kurz kommt das Staunen nicht, wenn Klops und Schwärzlich aus der Wüste kommend in die Unterwasserwelt abtauchen, über Wolken spazieren, den Dschungel durchqueren, vom Leben in der Manege träumen oder mit einer Rakete durchs Weltall fliegen. Da platzt es aus dem Musiker heraus, dass das doch nur ein Stuhl sei, mit dem man nicht durchs All fliegen kann. Doch Klops und Schwärzlich lassen sich nicht beeindrucken. Durch ihre Fantasie wird der Stuhl ein magisches Objekt. So schweben sie unbeirrt an Sternen vorbei dem Ende der Welt entgegen. Oder ist es doch der Anfang, der hinter der Saaltür auf sie wartet? Mit diesem philosophischen Gedanken endet Barbara Schönes Inszenierung, für die ihr Ehemann die zauberhafte Musik ausgewählt und teils komponiert hat.

Für Familien zu sehen ist „Der blaue Stuhl“ wieder am 14. Oktober, 15 Uhr. In den Wochen zuvor geht es im Theatersaal jeweils in den Vormittagsstunden ab 9.30 Uhr auf die fantasievolle Reise - so am morgigen Dienstag, 5. September, sowie am 6., 12. und 14. September und am 10., 11. und 12. Oktober. Eintrittskarten gibt es in der Tourist-Information Naumburg, Markt 6, Telefonnummer 03445/273480.