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Hohe Inzidenzzahlen Testpflicht für Ungeimpfte: So sehen die Gastronomen im Burgenlandkreis die neuen Corona-Regeln

Gäste, die nicht geimpft oder genesen sind, müssen wieder negative Tests vorzeigen. Die Wirte haben Verständnis, doch wünschen sich mehr Unterstützung.

Von Martin Walter Aktualisiert: 09.11.2021, 12:33

Weissenfels/Zeitz/MZ - Wer nicht geimpft oder genesen ist und ein Restaurant oder eine Bar im Burgenlandkreis besuchen möchte, muss seit Montag einen negativen Coronatest vorweisen. „Das ist natürlich nicht erbaulich, aber als Prävention schon sinnvoll“, sagt Olaf Brückner, der die Gaststätte „Geleitshaus“ in Weißenfels betreibt.

Testpflicht für Ungeimpfte in öffentlichen Räumen wie eben Gaststätten wird wieder eingeführt

„Wenn es die Corona-Zahlen nicht anders zulassen, müssen wir das so hinnehmen“, sagt auch Lucia Tran, Inhaberin des Restaurants „Peking“ in Grana. Ebenso hält Michael Schmidt, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands in Sachsen-Anhalt (Dehoga) und Inhaber des Hotels „Zur Henne“ in Naumburg, die Wiedereinführung der Testpflicht für eine „logische Schlussfolgerung“.

Seit dem 27. Juni war die Testpflicht in Gaststätten im Burgenlandkreis ausgesetzt worden. Möglich machte dies vor allem die niedrige Sieben-Tage-Inzidenz, die an diesem Tag kreisweit bei 1,68 lag. Inzwischen hat sich die Lage komplett gewandelt. Während es am Freitag 764 Infizierte im Burgenlandkreis gab, ist die Zahl bis Montag laut Kreisverwaltung auf 857 gestiegen, womit die Sieben-Tage-Inzidenz bei 305,76 lag. Um der steigenden Infektionszahlen Herr zu werden, wurde die Testpflicht für Ungeimpfte in öffentlichen Räumen wie eben Gaststätten wieder eingeführt.

Gastronomen kaufen selbst Schnelltest

Diese können laut Landrat Götz Ulrich (CDU) auch vor den Gaststätten durchgeführt werden, doch müsse das Ergebnis dann von den Wirten überprüft werden. Ist das überhaupt praktikabel? „Ja, das sind wir bereits gewohnt“, sagt Lucia Tran. Denn von Ende Mai, als die Innengastronomie wieder öffnen durfte, bis Ende Juni haben die Wirte bereits Erfahrungen mit den Tests und deren Kontrolle gemacht.

Außerdem diene ihre Gaststätte auch als Ort für Veranstaltungen, bei denen ohnehin durchweg die 3G-Regel galt. Auch habe sie selbst Schnelltests gekauft, denn es gibt ja auch „Gäste, die ganz spontan bei uns essen wollen“. Diesbezüglich findet es die Gastronomin, „schade, dass diese Kosten nicht vom Staat übernommen werden.“

Dehoga-Chef begrüßt kleinere Testzentren für Gastro

Olaf Brückner ist froh, dass das Testzentrum in der Kleinen Kalandstraße in Weißenfels nicht weit entfernt ist, hat aber auch kein Problem damit, wenn Kunden die Tests vor Ort durchführen: „Das ist zwar ein wenig umständlicher, aber bis das Ergebnis feststeht, dauert es ja bloß zehn Minuten, die die Gäste in unserem Biergarten warten können.“

Dehoga-Chef Michael Schmidt begrüßt dieses Vorgehen sogar ausdrücklich, denn „die Testzentren haben ja nicht immer geöffnet, beispielsweise, wenn die Leute abends noch in eine Gaststätte gehen möchten“. Auch zeigt er sich froh darüber, dass Schnelltests inzwischen schon für rund einen Euro zu bekommen sind. „Das dürfte ungeimpfte Menschen nicht allzu sehr von einem Gaststätten-Besuch abhalten“, meint er.

Neuen Corona-Maßnahmen erschweren Konzerte

Lucia Tran befürchtet indes „natürlich“, dass durch die Testpflicht weniger Gäste kommen. Andererseits habe sie schon mit vielen Besuchern über das Thema geredet und kommt so zu dem Schluss, dass circa 90 Prozent von ihnen bereits geimpft seien. Uwe Brückner ist der Ansicht, dass ein Großteil der Ungeimpften trotz Testpflicht weiter Gaststätten besuchen wird. Zwar gebe es einen harten Kern, der sich dem verweigern wird, doch „die Revoluzzer bleiben ohnehin mehr unter sich“.

Nächste Woche Donnerstag findet in seiner Gaststätte mehr oder weniger notgedrungen sogar ein Konzert komplett unter Ausschluss von Ungeimpften statt. Dann gilt also 2G, während zugleich die Abstandsregelung in seinem relativ kleinen Lokal entfällt. „Ich muss den Laden möglichst voll bekommen, um die Gage für die Musiker reinzubekommen“, begründet es der Wirt.

Das „Vor-Corona-Niveau“ an Gästen haben die Wirte trotz des gut laufenden Sommergeschäfts noch nicht erreicht und blicken besorgt auf den Winter. Vor diesem Hintergrund sei es „auf jeden Fall richtig, erst einmal alle anderen Maßnahmen auszuschöpfen, bevor es erneut zu Schließungen und Kurzarbeit kommen muss“, resümiert Michael Schmidt.

Acht Covid-Patienten im Zeitzer Klinikum

Allein in den SRH-Kliniken Zeitz und Naumburg werden derzeit 20 Menschen behandelt, die an Covid-19 erkrankt sind. Ein Patient in Naumburg befindet sich laut Kliniksprecherin Marika Hesse in intensivmedizinischer Betreuung. In Naumburg ist nach ihren Worten bereits eine Covid-Station mit 28 Betten eingerichtet worden, um der steigenden Patientenzahl gerecht werden zu können. In Naumburg gab es am Montag zwölf Covid-Patienten.

In Zeitz erfolge die Versorgung der acht Covid-Patienten auf der Infektionsstation M2. Das bleibe auch vorerst so, so Marika Hesse. Ob letztlich der gesamte M2-Bereich als Covid-Station eingerichtet werde, sei von der aktuellen Entwicklung abhängig.

In den SRH-Kliniken hier sind nach Unternehmensangaben derzeit 13 Mitarbeiter coronabedingt ausgefallen. Zusammen mit den Genesenen seien aber 85 Prozent der Mitarbeiter immunisiert - also geimpft oder genesen.

Nicht nur Hausärzte bieten derzeit Grippeschutzimpfungen an. Laut Kreisdezernentin Ariane Körner, der unter anderem das Gesundheitsamts untersteht, ist es möglich, sich gleichzeitig gegen das Coronavirus und gegen Grippe impfen zu lassen. Die Grippeimpfung sei zu empfehlen, vor allem für Menschen über 60 Jahre, für Personen mit Vorerkrankungen und mit vielen Kontakten zu vielen Menschen. Eine Grippewelle, so Körner, wäre gefährlich. Schließlich gebe es ja bereits eine hohe Virenbelastung durch das Coronavirus. Gefahren seien neue Mutationen oder das nicht unmögliche Aufeinandertreffen beider Erkrankungen.