Novalis verbindet Steinerne Troika und Spezialprojekte der Denkmalpflege
Planer Jörg Kowalski hat seit Jahrzehnten seine Lieblingsobjekte und Novalis verbindet zwei von ihnen. Was der 68-Jährige noch vor hat.

Goseck - Gut 35 Jahre ist es her, als Jörg Kowalski auf dem Gosecker Schlosshof stand. Damals musste das Weinbergfest ausfallen, weil der Dachreiter herunterzustürzen drohte. Bei den Sicherungsarbeiten halfen seinerzeit auch die Höhlenforscher aus Naumburg und Weißenfels. Der Mann war Anfang 30 und hatte ein Studium zum Bauingenieur in Weimar und dann eines der Denkmalpflege an der Technischen Universität Dresden hinter sich.
Denkt er heute zurück, dann sieht er das Gosecker Schloss in einer Reihe mit dem Zeitzer Dom und dem Geburtsort von Novalis in Oberwiederstedt. Er bezeichnet sie als Spezialprojekte der Denkmalpflege, an denen er mitgewirkt hat. Diese Troika ist ihm ans Herz gewachsen. Doch seine ersten Erfahrungen in der Branche sammelte er in Oberwiederstedt, wo Friedrich von Hardenberg (Novalis) geboren wurde. Anfang der 1980er Jahre gehörte er zu einer Gruppe, die sich dafür einsetzte, dass das heruntergekommene Kleinod nicht abgerissen wird. Sie ging später im Kulturbund auf, weil die DDR-Funktionäre wohl meinten, dass sie dort gut aufgehoben ist. Seinerzeit war er freiberuflicher Lyriker.
Enthusiasten bekamen nach der Wende den Konrad-Adenauer-Preis
Die Enthusiasten bekamen nach der Wende den Konrad-Adenauer-Preis und seit vielen Jahren ist Kowalski Mitglied der internationalen Novalisgesellschaft und als deren Schatzmeister im Präsidium tätig. Er war dann auch federführend bei der Sanierung des Schlosses und von Novalis’ Taufkirche. Außerdem hat er auch eine Aktie daran, dass dessen Taufmützchen in Oberwiederstedt wohl behütet ist. Und angesichts dessen, dass es in der Vergangenheit immer mal wieder Missstimmungen gab, hofft Kowalski, dass im nächsten Jahr Oberwiederstädter und Weißenfelser zu Novalis’ 250. Geburtstag an einem Strang ziehen. Aber was hat Goseck mit Novalis zu tun? Der Dichter schrieb hier bei einem Ausflug in der Nacht zum 6. Oktober 1791 zwei Briefe.
Noch heute ist Kowalski froh, dass mit der Wende Horst-Dieter Brandt Bürgermeister in Goseck geworden ist. Er hat die Weichen für die Sanierung gestellt. Bis zur Wende war das Schloss voll belegt: Es gab Jugendherberge und Touristenstation und die Schule war gegenüber im sogenannten Hofmeisterhaus untergebracht. Dann wurden Setzungserscheinungen an Kirche sowie Stützmauern sichtbar und Teile der Terrasse drohten abzustürzen. Brandt sorgte dafür, dass Fördermittel beantragt wurden und Metallanker das Mauerwerk des Gotteshauses zusammenhielten. Kowalski hatte sich inzwischen mit einem Kollegen zusammengetan und übernahm die Planungen.
Geniestreich in der Kirche
Mit dem Auszug der Grundschule war das historische Gemäuer leer. Dann gab es Mitte der 1990er Jahre die Idee, eine DenkmalpflegeAkademie zu etablieren - erfolglos. Erst als kurz vor der Jahrtausendwende die jetzige Landeskulturstiftung die Immobilie übernahm, der Schlossverein aktiv wurde und Veranstaltungen auch mit internationalen Künstlern organisierte, ging es wieder aufwärts. Schloss Goseck wirkte wie ein kultureller Magnet. Einher ging das mit der Eröffnung der Schloss-Schenke und dem Informationszentrum zum Sonnenobservatorium sowie dem Einbau von Toiletten. Nach Brandt wurde Sebastian Pank einer, der sich mit seinem Verein fürs Schloss einsetzte.
Immer wieder war Jörg Kowalski dabei und brachte sich ein. „Toll war, dass ein Aufruf ein Erfolg wurde, die verschwundenen Köpfe des Pölnitz-Epitaphs in die Kirche zurückzubringen.“ Daneben wurde die im 17. Jahrhundert geteilte Krypta in ihren Urzustand versetzt. Das darf man ebenso als Geniestreich werten wie die Installation von Hörstationen und Bildschirmen in der Schlosskirche.
Luthers katholisches Ende
Zuletzt hat der Hallenser mit seinem Engagement die Sanierung des St.-Annen-Klosters in Eisleben geleitet. Es war der letzte katholische Bau, den Martin Luther geweiht hat. Und am Tag unseres Gesprächs kam er von der Einweihung des Schlossparks Ettersburg, für den er die Pläne für die Stützmauersanierung erarbeiten konnte. Zuletzt hatte Jörg Kowalski in Goseck einen zweiten Fluchtweg für die sanierten Fremdenzimmer projektiert. Weitere Arbeiten stehen bald mit der Sanierung des Raumes mit der Renaissancedecke und später mit dem Festsaal an.
Doch der Fachmann liebäugelt mit dem Ruhestand. Er möchte sich wieder mehr noch schöneren Dingen widmen. So könnte er Ausstellungen wie im Romantikerhaus Jena organisieren, als Lyriker arbeiten und sich der Vorbereitung des Geburtstages von Novalis im kommenden Jahr widmen. (mz)