Sonderschau auf der Leuchtenburg Sonderschau auf der Leuchtenburg: Ein Schatz der Moderne

Seitenroda - Der Schatz lag in 1100 Bananenkisten. Der Berliner Museumskurator und Designhistoriker Dieter Högermann (1934 - 2012) vermachte kurz vor seinem Tod seine Sammlung mit rund 20000 Objekten der Stiftung Leuchtenburg. Ein Teil wird nun erstmals der Öffentlichkeit auf der Leuchtenburg nahe Kahla aus Anlass des Jubiläums „100 Jahre Bauhaus“ gezeigt. „Diese Ausstellung ist ein Ankerpunkt innerhalb des Jubiläumsjahres“, sagte Wolfgang Tiefensee, Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Thüringens, während der feierlichen Eröffnung. „Das Bauhaus ist vielfältig. Es ist nicht nur Architektur und Design, sondern auch eine bestimmte Haltung.“
Zahlreiche Designer vertreten
Versammelt sind etwa 220 Objekte innerhalb der sechs, von dem Keramikkünstler Gunnar Jakobson kuratierten Ausstellungsbereiche, die den Besucher durch mehrere Jahrzehnte führt - von der neuen Formenwelt der 30er- und 40er-Jahre bis in die 70er- und 80er-Jahre und darüber hinaus. Die Liste der bekannten Designer, die selbst in der Zeit des Bauhauses gewirkt haben oder von ihr inspiriert wurden, ist lang. Sie reicht von Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks über Trude Petri und Walter Gropius bis hin zu Wilhelm Wagenfeld, Heinrich Löffelhardt und Raymond Loewy.
Die Palette der verschiedenen Formen und Farben ist groß. Die Stücke aus der Privatsammlung werden ergänzt von Leihgaben, um auch die Porzellan- und Produktgestaltung der frühen DDR zu zeigen. Zu sehen ist auch das bekannte „Mitropa-Geschirr“. „Die Leuchtenburg wird mit diesem spannenden Gang durch 90 Jahre Designgeschichte um eine bedeutende Attraktion reicher“, sagte Sven-Erik Hitzer von der Stiftung Leuchtenburg.
Auf der Höhenburg nahe Kahla hat das weiße Gold und seine spannende Geschichte von der ersten Herstellung bis zur heutigen Produktion ein Zuhause gefunden. Sukzessive entstanden in den vergangenen Jahren die Porzellanwelten, zuletzt die Porzellankirche sowie der Steg der Wünsche, von dem Besucher ganz nach dem Motto „Scherben bringen Glück“ Teller mit ihren darauf geschriebenen Hoffnungen, von der Eins in Mathe bis hin zur großen Liebe, hinabwerfen können.
Mit der aktuellen Ausstellung kommt Leben in einen Bereich der Burg, der seit nunmehr 22 Jahren auf eine neue Nutzung gewartet hat. Im Kontrast zu den avantgardistischen Formen des Geschirrs und weiterer Gebrauchsgegenstände erinnern die Räume im Westflügel noch immer an ihre einstige wechselvolle Geschichte (siehe auch Beitrag „1997 wegen maroden Zustands...“). Der Blick fällt auf unverputztes Mauerwerk, Tapetenreste und den rustikalen Holzboden. Das Gebäude wurde in den Jahren 1720 bis 1724 als Arbeitshaus für die auf der Leuchtenburg ansässigen Häftlinge errichtet. In engen und vergitterten Zimmern haben die Insassen genäht, Wolle gelesen, Tabakblätter gerollt und Porzellanpüppchen hergestellt. Aus dem Haus wurde 1873 ein Hotel mit 25 Zimmern und zwei Massenschlafsälen. 1951 übernahm die Jugendherberge die Räume.
Fotografien und Texttafeln
In einem dieser Zimmer stapeln sich Bananenkisten, nur ein kleiner Bruchteil der 1200 Stücke aus dem Besitz Högermanns, der mit sehr viel Aufwand aufgearbeitet wurde. „Das Auspacken und die wissenschaftliche Bestimmung der Designschätze war ein Mammut-Projekt“, sagte Ulrike Kaiser, Direktorin der Stiftung Leuchtenburg. „Doch die Mühe hat sich mehr als gelohnt. All unsere Erwartungen wurden übertroffen.“ Begleitet werden die Ausstellungsstücke - von Kaffeekannen über Vasen und Schalen - durch Fotografien und Texttafeln. Einige mit Zitaten Högermann. So heißt es an einer Stelle: „Alles gegenständliche Gestalten beginnt mit der Form.“ Man kann gespannt sein, ob weitere Ausstellungen, spannend wie diese, folgen werden. Material ist reichlich vorhanden.
Zur Ausstellung werden ein umfangreicher Ausstellungskatalog und ein Begleitprogramm angeboten. Näheres unter: www.leuchtenburg.de

