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Senioren im Burgenlandkreis Senioren im Burgenlandkreis: Ein Methusalem unter den Landkreisen

Von Petra Wozny 03.05.2017, 05:00
Stehen auch im Alter voll im Leben: die Mitglieder der Tauchaer Seniorengruppe
Stehen auch im Alter voll im Leben: die Mitglieder der Tauchaer Seniorengruppe Peter Lisker

Hohenmölsen - Als die Puhdys 1976 ihren Hit „Alt wie ein Baum“ sangen, ahnte wohl damals noch keiner, dass aus diesem Wunsch 40 Jahre später ernüchternder Alltag geworden ist. Kein anderes Bundesland hat so eine alte Bevölkerung wie Sachsen-Anhalt. Das ist vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungsgesellschaft auf der Grundlage von Statistiken von Bund und Ländern zu erfahren.

Ein Methusalem unter den Landkreisen in Sachsen-Anhalt wiederum ist der Burgenlandkreis, wo das Durchschnittsalter in den letzten 25 Jahren  fast um ein Jahrzehnt gestiegen ist. Mit durchschnittlich 48,7 Jahren zählt das Burgenland zu den zehn Kreisen und kreisfreien Städten, die deutlich gealtert sind. Bereits jetzt ist jeder vierte Einwohner älter als 65 Jahre. Hinzu kommt, dass der Anteil der Hochbetagten mit über 80 Lenzen um fast 40 Prozent gestiegen ist.

Hohenmölsen trägt mit seiner Seniorenstatistik deutlich zur Überalterung des Burgenlandkreises bei

Die Einheitsgemeinde Hohenmölsen trägt mit seiner Seniorenstatistik deutlich zur Überalterung des Kreises bei. Sie nimmt in der Region Weißenfels den Spitzenplatz ein. Jeder zweite ist hier schon über 45 Jahre. Die ältesten Ortsteile sind Zembschen und Oberwerschen, wo jeder Dritte im Rentenalter ist. Diese Zahlen liegen dem Städtebaulichen Entwicklungskonzept zugrunde, haben sie doch Auswirkungen auf den Wohnungsbau, den Handel, die Gesundheitspflege, aber auch das Freizeitverhalten.

Der Senioren- und Behindertenbeirat der Einheitsgemeinde nimmt sich des Problems an und versucht durch engagierte Arbeit gegenzusteuern. „Senioren brauchen eine Lobby und die haben sie mit unserem Senioren- und Behindertenbeirat“, schildert Detlef Rölke, der nicht nur in diesem Gremium aktiv ist, sondern auch in der Landesseniorenvertretung Sachsen-Anhalts seine Stimme für die Alten erhebt. Im Hohenmölsener Stadtrat sitzen Vertreter des Beirates im Bau- und Sozialausschuss.

Landesseniorenvertretung: Wir machen uns stark für noch mehr behindertengerechte Wohnungen

„Wir machen uns stark für noch mehr behindertengerechte Wohnungen, für kurze Wege zu den Handels-einrichtungen, für Arztpraxen im ländlichen Raum, aber auch für Sprach- und Computerkurse, und viele andere Freizeitangebote“, gibt Rölke Einblick in die Arbeit des Beirates. Hohenmölsen sei mit seinem hohen Anteil alter Menschen kein Einzelbeispiel wie der gesamte Burgenlandkreis verdeutlicht. „Die Politik muss sich der Überalterung stellen. Es gibt nicht nur junge, dynamische Menschen“, findet Rölke. Immerhin gebe es im Burgenlandkreis außer in Lützen in allen Städten eine Seniorenvertretung.

In der Stadt der drei Türme sei man jedoch in der glücklichen Lage, dass Vertreter der Kommune als auch Seniorengremien an einem Strang ziehen. Dies bestätigt Landrat Götz Ulrich (CDU), der am Dienstag dem dritten Seniorennachmittag der Einheitsgemeinde im Bürgerhaus Hohenmölsen beiwohnte. Mehr als 250 ältere Menschen aus elf Ortsteilen, aber auch aus dem Betreuten Wohnen und Pflegeeinrichtungen kamen hier zusammen.

In der Einheitsgemeinde Hohenmölsen gibt es derzeit vier Seniorengruppen

„Das ist wichtig, dass die ältere Generation weiß, dass sie ihren Platz in unserer Gesellschaft hat und gebraucht wird“, meint Bürgermeister Andy Haugk (parteilos). Das beschwerlicher werdende Leben dieser Generation müsse erleichtert werden. In Hohenmölsen geschehe dies zum Beispiel über das angelaufene Projekt „Ortsbus“, aber auch durch die Schaffung von Räumlichkeiten für Senioren im Haus der Stadtgeschichte.

In der Einheitsgemeinde gibt es derzeit vier Seniorengruppen. Eine davon ist die aus dem Ortsteil Taucha unter Federführung von Renate Pötzsch. „Nicht nur Jugendliche brauchen ihre Treffs, auch wir Alten“, findet die 74-Jährige. Ihr erscheint es wichtig, dass die alten Menschen, zum Teil verwitwet, sich nicht isolieren. „In unserer Gruppe wollen wir gemeinsam am Ball bleiben und uns stützen“, sagt sie. Das gebe Mut, helfe bei der Lösung von Problemen und helfe gegen das Versauern. Das älteste Mitglied dieser Seniorengruppe ist Waltraud Zimpel mit stolzen 89 Jahren. (mz)