Schädlinge auf Vormarsch Schädlinge auf Vormarsch: Bäume in Gefahr?

Naumburg - Während aus vielen Gegenden Mitteldeutschlands geradezu Invasionen von Schwammspinner-Raupen gemeldet werden, ist der Burgenlandkreis wahrscheinlich noch einmal glimpflich davongekommen. „Zum Schwammspinner sind bisher nur wenige Meldungen aus dem Kreisgebiet eingegangen“, teilt das Landratsamt auf Tageblatt/MZ-Anfrage mit. Von dieser Art sei, neben kleineren Vorkommen an Einzelbäumen, bisher nur ein Befall mit flächendeckenden Fraß-Schäden an einer Eichenkultur in Cauerwitz festgestellt worden. Im angrenzenden Landkreis Leipzig sieht die Lage dagegen anders aus. Allein in Markranstädt, nur fünf Kilometer von Lützen entfernt, fraßen die Raupen ein Areal von rund 20 Hektar Wald leer.
Schwammspinner befällt Roteichen
Bewusst einen Bogen um den Burgenlandkreis machen die Schädlinge natürlich nicht, schmunzelt Jürgen Hartung, Leiter des Betreuungsforstamtes Naumburg beim Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt. „Es wird wohl daran liegen, dass der Schwammspinner vorzugsweise Roteichen befällt“, vermutet er. Und die gibt es im benachbarten Bundesland häufiger: „Infolge der Aufforstung ehemaliger Tagebaugebiete gibt es dort hektarweise reine Roteichen-Bestände. Ideale Voraussetzungen für den Schwammspinner.“
Mit wesentlich mehr Sorge beobachtet Hartung hingegen schon seit Jahren die Ausbreitung des Goldafters. „Ich könnte über 50 Straßen in unserer Region nennen, an denen die Bäume befallen sind“, meint er. Auch das Landratsamt bestätigt: „Ein Befall mit dem Goldafter, insbesondere an den Straßenbegleitbäumen an den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, wird derzeit aus dem gesamten Kreisgebiet gemeldet.“ In der Regel erholen sich die Bäume nach einem solchen Kahlfraß, manchmal entwickeln sie schon Wochen später neues Blattgrün. Aber Hartung warnt: „Wenn das mehrere Jahre in Folge passiert, geht der Baum ein.“ Auch für den Menschen ist ein Kontakt mit den Raupen sowohl des Schwammspinners als auch des Goldafters nicht ungefährlich. Raupenhaare und Puppengespinste können auf Grund ihrer Nesselwirkung Hautreizungen und allergische Reaktionen auslösen. „Man sollte den direkten Kontakt mit den Raupen unbedingt vermeiden“, warnt Jürgen Hartung.
Goldafter breitet sich rasant aus
Für eine Bekämpfung des Goldafter sei es in diesem Jahr allerdings zu spät. Die Tiere verpuppen sich jetzt und werden ab etwa Anfang Juli als Falter durch die Lüfte flattern. Das Problem ist damit jedoch nicht gelöst. „Das Klima sorgte in der Vergangenheit immer wieder dafür, dass die Populationen zusammenbrachen. Das hat sich unter den jetzt vorherrschenden Temperaturen geändert. Der Goldafter breitet sich seit Jahren rasant aus“, hat Jürgen Hartung festgestellt. Er plädiert deshalb für eine aktive Bekämpfung. Die müsse bereits in den ersten beiden Entwicklungsstadien, etwa im April bis Mai, erfolgen. „Es gibt eine Reihe zugelassener Pflanzenschutzmittel, deren Wirkung auf diese Schädlinge abgestimmt ist“, argumentiert er. Vor dem Hintergrund der Schäden, die durch einen Befall der Bäume entstehen, könne Hartung ein „bloßes Zusehen, wie es bislang der Fall ist“, nicht verstehen.
Gefahr allergischer Reaktionen
Dem Hobby-Gärtner und Grundstücksbesitzer rät Hartung allerdings von solchen Maßnahmen ab. „Dazu braucht man ohnehin den Pflanzenschutznachweis“, weiß er und sieht beim aktuellen Entwicklungsstadium der Raupen als einzig mögliche Alternative, entweder eine mit dem Pflanzenschutznachweis qualifizierte Person zurate zu ziehen oder die Gespinste zu entfernen. Das sollte man wegen der Gefahr allergischer Reaktionen jedoch ebenfalls nicht selbst machen. „Es gibt Firmen, die sowas fachgerecht absaugen. Allerdings ist das in der Regel auch nicht billig“, räumt Jürgen Hartung ein.
Bliebe ansonsten noch die Hoffnung auf einen Klimawandel des Klimawandels. Wenn die Temperaturen wieder wie einst schwanken würden, könnte es die Natur selbst regeln. Die Populationen würden dezimiert und Raupenplagen bestenfalls alle paar Jahre auftreten.
