Saale in Bad Kösen Saale in Bad Kösen: Mehr Fragen als Antworten

Bad Kösen - Die Angelegenheit ist komplex und verworren: Rund einen halben Meter Pegel hat die Saale oberhalb des Wehres in Bad Kösen verloren, seitdem Anfang April die Aufstaubretter von dessen Krone genommen worden waren - mit Auswirkungen auf Schifffahrt und Fährbetrieb (wir berichteten). Eine Reparaturmaßnahme, die der Unteren Wasserbehörde bereits im Dezember letzten Jahres angezeigt und ohne Widerspruch zur Kenntnis genommen worden war - meint Thilo Mücke. Der Unternehmer, der in Almrich eine Turbine betreibt und Vertragspartner des Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHW) wegen des Wehraufsatzes ist, bezog jetzt im Ortschaftsrat Stellung, zeichnete aber unterm Strich ein Bild, das mehr Fragen aufwirft als es Antworten gibt und wonach „Rechte und Pflichten ungeklärt“ sind, „viele Köche drin rumrühren“.
Jedenfalls: Mücke spricht von unaufschiebbaren technischen Arbeiten, um den in die Jahre gekommenen Aufsatz erneuern zu lassen. Dafür sei eine Begutachtung notwendig. Dass er den Abbau nicht im Winterhalbjahr vollzogen habe, begründet er mit erforderlichen niedrigen Wassermengen und Pegelständen - beides sei im Sommer zu erwarten und für den Wiedereinbau unerlässlich. Wann dieser kommt, wollten die Ortschaftsräte wissen - vor allem vor dem Hintergrund knapper Niederschläge und eines damit möglicherweise so niedrigen Saalestandes, dass Schifffahrt und Wassertourismus oberhalb des Wehres Schaden nehmen. Einen klaren Zeitraum könne er nicht benennen, sagte Mücke, doch mutmaßte er, dass der Sommer verstreichen wird.
Nicht deutlich wurde, warum der Unternehmer den Wehraufsatz überhaupt betreibt. Nach eigenem Bekunden bräuchte er diesen für die Mühle in Almrich jedenfalls nicht. Hingegen seien die Wasserbehörden in der Pflicht, einen Mindestdurchfluss der Kleinen Saale von einem Kubikmeter in der Sekunde zu gewährleisten - auch während der aktuellen Arbeiten an den Abschlagbauwerken in Bad Kösen (wir berichteten). Mücke: „Diese Menge kommt - obwohl versprochen - derzeit in Almrich nicht an.“ Bei den Behörden interessiere man sich dafür nicht. „Man duckt sich lieber vor den Problemen ab“, so Mücke. Darüber hinaus sei die Mühle in Almrich „ein Zuschussgeschäft“. Warum er sie dann unterhalte, wollte beispielsweise Frank Doering (BBK) wissen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, so Mücke, der angab, seit 2001 rund 80000 Euro für die Wehrnutzung an das Land gezahlt zu haben - ohne adäquaten Effekt für ihn. Und: „Die Stadt und andere Nutznießer beteiligen sich nicht an den Kosten.“
Diffus bleibt auch der behördliche Werdegang. Die beim Landesverwaltungsamt ansässige Obere Wasserbehörde konnte lediglich mitteilen, dass sie von einer „Abbretterung“ seitens der Unteren Wasserbehörde nicht informiert worden sei, ließ aber auch offen, ob es dafür eine Notwendigkeit gab. „Was wir wissen, ist, dass es Gespräche zwischen dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Herrn Mücke gegeben hat“, so Pressesprecherin Gabriele Städter. Das LHW sei als Vertragspartner übrigens zuständig, dieser wiederum sah es - wie berichtet - genau umgekehrt.
Der Bad Kösener Ortschaftsrat erhofft sich indes Aufklärung von der Stadtverwaltung Naumburg. Er hat diese aufgefordert, entsprechende Auskünfte bei zuständiger Stelle einzuholen. Welche das auch sein mag.