Revision im Mibrag-Kraftwerk Revision im Mibrag-Kraftwerk: Riesen-Check für den Kessel

Wählitz - Was bei einem Auto die Durchsicht ist, ist bei einem Kraftwerk die Revision. Und die steht aktuell im Mibrag-Kraftwerk in Wählitz an. Dafür wurde der Betrieb auf das Minimum herunter gefahren. Einzig die Reserveanlage läuft weiter, um Fernwärme für die Stadt Hohenmölsen und die dortigen Bewohner zu erzeugen. Gut vier Wochen dauern die umfangreichen Arbeiten insgesamt an. Erst Anfang Oktober soll das Kraftwerk seine volle Fahrt aufnehmen. Dann wird wieder Rohbraunkohle aus dem Tagebau Profen in Energie, Fern- und Prozesswärme umgewandelt.
Erhöhtes Gefahrenpotential
Nach Angaben der Mibrag deckt das Kraftwerk den gesamten Fernwärmebedarf der Stadt Hohenmölsen und der dazugehörigen Ortschaften. Zudem liefert es Prozesswärme für den Industriepark Webau. Strom aus dem Kraftwerk wird zudem für die Energieversorgung der Tagebaue genutzt und ins öffentliche Netz eingespeist. Dafür wird Rohbraunkohle aus dem Tagebau Profen mittels Kraft-Wärme-Kopplung verwertet. Während der Revision werden die Tagebaue von Deuben versorgt und der Bedarf - so gut es geht - nach unten gedrosselt. Abfallprodukte des Kraftwerkes wie Flugasche werden beispielsweise als Füllmaterial im Altbergbau und Straßenbau verwendet. Das Kraftwerk wurde 1994 neu erbaut und war eine über 100 Million Euro Investition. clp
Für Betriebsführer Jens Becher sind die Wochen der Revision - dieses Mal liegt der Schwerpunkt auf dem Kessel - eine spannende, aber auch nervenaufreibende Zeit. „Die Koordination, der geordnete Ablauf und die Sicherheit sind dabei das A und O“, so Becher. Und eine Herausforderung zugleich, weil eine Revision ein erhöhtes Gefahrenpotenzial birgt. Immerhin arbeiten nun deutlich mehr Instandhalter und andere Fachkräfte auf dem Betriebsgelände. Zwischen 60 und 70 Mann sind momentan zusätzlich da, die normale Belegschaft besteht aus 33 Mann. Alle Handgriffe müssen da sitzen. „Aber wir haben erfahrene Partnerfirmen, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten“, so Becher. Dennoch ist die Abstimmung untereinander enorm wichtig, und die erfolgt mehrmals täglich, direkt auf der Baustelle.
Prüfung gleicht einer Darmspiegelung
Der Kessel des Kraftwerks ist das Herzstück der Anlage. Bevor es dort jedoch richtig zur Sache geht, muss dieser erst einmal abkühlen. Danach können die Bergsteiger reinklettern, Netze spannen, die wiederum der Sicherheit dienen. Als nächstes kommen die Gerüstbauer und dann wird kontrolliert, ob irgendwelche Teile verschlissen sind, es wird gewartet und ausgetauscht. Einige Mauerteile müssen abgetragen, neu gemauert und verputzt werden. Selbst die Rohrleitungen der Anlage werden mit einem Endoskop überprüft. „Das ist wie eine Darmspiegelung“, sagt der Betriebsführer. Darüber hinaus werden Relais an Trafos getauscht, das Leitungssystem ebenso wie der Kettenförderer gecheckt und gereinigt.
Vorsorge sichert Arbeitsplätze
Jährlich werden zudem Messungen durchgeführt. Dabei wird überprüft, ob Stoffe richtig verwertet werden. Gibt es Abweichungen zum Vorjahr, muss herausgefunden werden, woran das liegt, ob es einen Defekt gibt, Teile verschlissen sind. „So eine Revision stellt die zukünftige Versorgung sicher und dass wir konstant fahren können“, erklärt Becher. Denn werden Abnutzungen rechtzeitig erkannt, kann frühzeitig reagiert werden, ehe „der große Knall“ kommt und etwas ungeplant ausfällt. Kann die Anlage konstant und mit gleichbleibender Qualität fahren, sichert es langfristig auch Arbeitsplätze.
2018: Schwerpunkt Turbine
Die jetzige Inspektion dient aber auch dazu, die nächste vorzubereiten. Die ist für 2018 geplant, mit Schwerpunkt Turbine. Gleichzeitig wird es einen Retrofit geben. Damit ist eine Anpassung der Maschinen gemeint. „Wir wollen eine Leistungsänderung vornehmen und die Anlage an eine optimale Fahrweise anpassen“, erklärt Becher. Das muss jetzt schon geplant werden, damit Ersatzteile da sind und die Fachfirmen Zeit haben. (mz)