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Reaktionen zur Schießanlage Reaktionen zur Schießanlage: Keine Ruhe im Zeitzer Forst

Von Yvette Meinhardt 17.02.2016, 15:30
Alle Jahre wieder ruft die Bürgerinitiative „Kein Schuss im Zeitzer Forst“ zum Ostermarsch auf, so auch in diesem Jahr.
Alle Jahre wieder ruft die Bürgerinitiative „Kein Schuss im Zeitzer Forst“ zum Ostermarsch auf, so auch in diesem Jahr. Hartmut Krimmer

Wetterzeube/Zeitz - In so manchem Anrainerdorf wird die Ankündigung der Bundeswehr, weiterhin am Neubau der Standortschießanlage festzuhalten, viel diskutiert. Und auch Frank Jacob (parteilos), Bürgermeister von Wetterzeube, treibt das Thema Sorgenfalten auf die Stirn. „Bei uns an der Basis sind die Fronten verhärtet. Der Kontakt mit der Bundeswehr ist seit zwei Jahren komplett eingeschlafen. Wir haben einen Stillstand, der keiner Seite nützt“, sagt Jacob. So liegt das Wegekonzept seit Jahren auf Eis, die Wege in Richtung Thüringen liegen brach. „Ich möchte, dass wir wieder miteinander ins Gespräch kommen, Argumente austauschen und die Entwicklung wieder in Gang bringen“, sagt Jacob. Dabei sei ihm klar, dass die Entscheidungen über die Zukunft des Zeitzer Forstes weder in der Kaserne in Gera noch in der Gemeinde Wetterzeube getroffen werden, kurzum nicht an der Basis oder im Zeitzer Forst. „Aber wir müssen mit diesen Entscheidungen leben und sollten uns das Leben nicht gegenseitig schwer machen“, sagt Jacob.

Einwohner lieben „ihren Wald“

Die meisten Einwohner lieben „ihren Wald“. „Seit ich fünf Jahre alt bin, gehen wir in den Zeitzer Forst, sammeln Walderdbeeren, Heidelbeeren und Pilze“, erzählt Harald Barth. Der 61-Jährige wohnt schon immer in Dietendorf, seine Eltern besaßen Felder und Wiesen direkt am Rande des Zeitzer Forstes. „Wir waren froh, dass die Russen endlich raus sind, dabei haben uns die Russen auf unseren Streifzügen durch den Wald nie gestört. Dass jetzt die Bundeswehr auf Biegen und Brechen in den Wald will, halte ich für ungeheuerlich“, sagt der gelernte Elektriker. Auf der einen Seite würden bundesweit so manche Übungsplätze aufgegeben. „Für das neue Bauvorhaben im Zeitzer Forst scheint Geld keine Rolle zu spielen. Hier werden Millionen verbrannt, die Bundeswehr kann dabei machen, was sie will“, kritisiert Barth. Er möchte wieder ganz ohne Beschränkungen im Wald wandern gehen.

Aus Sicht des Nabu Sachsen-Anhalt ist es unwahrscheinlich, dass es irgendwann zu einer Genehmigung der Schießanlage im Zeitzer Frost kommen wird. Dies erklärt der Nabu auf seiner Internetseite zur Rücknahme der Baugenehmigung durch den Landkreis. Selbst wenn die Bundeswehr einen neuen Genehmigungsantrag stellen und alle formellen Schritte einhalten würde, würde es ihr voraussichtlich nicht gelingen, die Alternativlosigkeit des Standorts nachzuweisen.

Die Landesvorsitzende des Nabu, Helene Helm, freut sich, dass es mit den Naturschutzargumenten gelungen sei, auch die Belange der von dem Schießlärm betroffenen Menschen mit zur Geltung zu bringen. „Es ist erfreulich, wenn Natur- und Menschenschutz Hand in Hand gehen. Der Nabu hat nicht nur den Natur-, sondern auch den Umweltschutz in seiner Satzung verankert. Im Fall der Schießanlage gehört dies zusammen.“

Jörg Stöver, Geschäftsinhaber in Zeitz, versteht den ganze Ärger um den Forst nicht. „Ginge es nach mir, wäre die Bundeswehr längst schon drin. Denn nur die Bundeswehr ist in der Lage, den Forst weiter von Altlasten zu beräumen“, sagt Stöver. Die Bundeswehr sei für ihn der größte Arbeitgeber in Deutschland, potenziell ein guter Verbündeter, um eine Region voranzubringen. Aus diesem Grund sieht Stöver vor allem Vorteile durch die geplante neue Standortschießanlage. Es würden dann nicht nur Soldaten aus Gera auf den Übungsplatz kommen, sondern aus ganz Mitteldeutschland. Die wiederum müssten hier versorgt werden, gehen vor Ort einkaufen. „Und wenn wir die Bundeswehr jetzt schon im Zeitzer Forst hätten, wäre in wenigen Stunden eine Behelfsbrücke über den Mühlgraben fertig, ein leidiges Thema endlich samt Verkehrschaos vom Tisch“, sagt Stöver. (mz)