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Preiswert, aber ungesund? Preiswert, aber ungesund?: Osterfelder Küche versorgt Kitas und die Grundschule

Von Iris Richter 21.01.2018, 08:00
Benny Krosse (l.), Willi Töpfer (r.) und Ringo Gerber lassen sich die Spaghetti schmecken. 95 Prozent der Osterfelder Grundschüler essen mit.
Benny Krosse (l.), Willi Töpfer (r.) und Ringo Gerber lassen sich die Spaghetti schmecken. 95 Prozent der Osterfelder Grundschüler essen mit. Hartmut Krimmer

Osterfeld - Gegen Dreiviertel 12 wird es voll im kleinen Speiseraum der Osterfelder Küche am Schützenplatz der Kleinstadt. Dann kommen die Schüler der nahen Grundschule, um ihr Mittagessen einzunehmen.

Heute gibt es Spaghetti Bolognese. Benny Krosse (9), Willi Töpfer (8) und Ringo Gerber (7) lassen es sich genau wie ihre Mitschüler aus der 2. Klasse schmecken. „Hier schmeckt eigentlich alles gut“, schwärmt Willi Töpfer aus Mertendorf und schiebt eine Gabel mit Nudeln genießerisch in den Mund.

Gerade einmal 2,50 Euro bezahlen die Eltern der Grundschüler für die warme Mahlzeit in Osterfeld. Zu wenig, um gesundes und qualitativ gutes Essen zu kochen?

Erst zu Beginn dieser Woche hatte die Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt die Ergebnisse einer landesweiten Befragung vorgestellt, aus denen hervorgeht, dass Kindergartenkinder und Schüler nirgendwo in Deutschland so günstig essen wie in Sachsen-Anhalt. Durchschnittlich 2,22 Euro kostet ein Mittagessen in sachsen-anhaltinischen Kitas (in Osterfeld sind es zwei Euro).

In Schulen bezahle man 2,52 Euro im Durchschnitt. Doch der günstige Preis hat auch seinen Preis, so die Umfrage. Die Verpflegungsangebote würden deutlich unter dem für eine gesunde Ernährung nach wissenschaftlichen Empfehlungen nötigen Niveau liegen - sprich zu viel Fleisch, zu wenig Gemüse.

„Es ist schon ganz schön schwer, für das Geld entsprechend gesunde Zutaten zu kaufen. Für uns ist das immer ein Spagat“, sagt Petra Reimann, Betriebsleiterin der Osterfelder Küche, die seit 2009 zur Landküche Dothen gehört.

Doch man bemühe sich, biete frisches Obst an oder Rohkostsalat, den die Kinder gar nicht so sehr lieben. Zudem würde jeden Tag ein vegetarisches Gericht auf dem Speiseplan stehen. Aber beispielsweise Bio-Zutaten zu kaufen, sei für das Geld gar nicht drin, so Petra Reimann, die seit 34 Jahren in der Küche Osterfeld arbeitet.

„Vor einem Jahr mussten wir den Essenspreis um zehn Cent erhöhen, weil die Nebenkosten einfach zu hoch geworden sind. Doch noch höhere Preise zu nehmen, trauen wir uns gar nicht“, sagt Petra Reimann.

Dabei würden von den 2,50 Euro noch 19 Prozent an Umsatzsteuer weggehen, die man zahlen muss, weil die Kinder im Speisesaal der Küche ihr Essen einnehmen. Zudem war vor einem guten Jahr eine Investition in Höhe von 30.000 Euro fällig.

Die Kühltechnik musste erneuert werden, zudem waren verschiedene Umbauten in der Küche nötig, um die gesetzlich vorgeschriebenen Hygienerichtlinien einhalten zu können. Das sei wichtig und notwendig gewesen, um die EU-Zertifizierung zu bekommen, die den Weiterbetrieb der Küche absichert.

Immerhin werden hier in Osterfeld von Montag bis Freitag täglich 700 Essen gekocht, die neben der Grundschule an zehn Kitas, Betriebe und private Haushalte geliefert werden.  „Das Essen wird frisch gekocht, auch die Salate bereiten wir selbst zu.

Für die Schüler fangen wir beispielsweise erst gegen halb 11 an zu kochen. Frischer kann es nicht sein“, so Petra Reimann. Und die Kunden danken es, denn gut 95 Prozent der Osterfelder Grundschüler essen in der Einrichtung mit. Zudem sei man mit der Menge der Essen wieder auf dem Level wie vor knapp zehn Jahren.

Damals stand die Küche kurz vor dem Aus, weil ein Großabnehmer der Einrichtung den Vertrag kündigte und plötzlich 400 Essen weniger zu Buche standen. „Wir gehen regelmäßig hier essen. Ich benötige glutenfreie Kost. Das bekomme ich hier“, sagt Horterzieherin Kerstin Blechschmidt. (mz)