Playmobil-Schau in Arche Nebra Playmobil-Schau in Arche Nebra: Saurier, Ägypter, Ritter und Piraten

Wangen - Die Katze hat den Fisch verputzt. Nur die Gräten sind übriggeblieben. Wenige Zentimeter weiter bangt eine Gans um ihr Leben. Ein gut gekleidetes Ehepaar führt derweil seine zwei Dalmatiner aus. Auf den Balkons zeigen Blumen ihre rote Blütenpracht. Es ist die historische Welt um 1900, wie sie derzeit in der Arche Nebra in Wangen bestaunt werden kann. Nicht in Form von Fotografien oder sehr frühen Filmaufnahmen. Das Besucherzentrum lässt vielmehr das Spielzeug erzählen - besser gesagt: Playmobil-Figuren und -Zubehör. Ein farbenfrohes und wimmelbuchartiges Universum im Kleinstformat ist entstanden.
Ab heute kann die neue Sonderschau „Playmobil-Spielgeschichte(n)“ besucht werden. Alle Teile stammen aus der Sammlung von Oliver Schaffer. Mit dem Aufbau hat der Hamburger vor zwei Wochen begonnen, allein für das Diorama „1900“ hat er vier Tage gebraucht. Zu sehen sind neun Schaubilder mit historischen Bezügen - von der Ära der Dinosaurier und die Steinzeit über die Ägypter und das alte Rom bis hin zu Rittern und Piraten. Die jüngste Geschichte wird mit dem Thema Raumfahrt gestreift.
Schaffer nennt 10000 Figuren und mehr als 100000 Zubehör-Teile sein Eigen. Wenn dieser Schatz nicht in Museen und Einkaufszentren aufgebaut ist, wird er in Kartons und Setzkästen in einem Lager in der Hansestadt verwahrt. „Allerdings ist es für mich eine große Freude, meine Sammlung öffentlich zu zeigen. Ich mag es dann, inkognito eine Ausstellung zu besuchen und die Besucher zu beobachten und zu belauschen, wie sie über die Szenen sprechen“, erzählt der 37-Jährige. Das Playmobil-Fieber packte ihn, als er ein Kind war. Vor allem von den Zirkus-Szenen war der Fan der Manege begeistert. Im Teenager-Alter ebbte indes die Spielfreude ab, die erst wieder geweckt wurde, als das Unternehmen Geobra Brandstätter aus dem fränkischen Zirndorf, Hersteller des Spielzeugs, für eine Jubiläumsausstellung zum 30-jährigen Bestehen den Kontakt zum Sammler suchte und um Hilfe bat. „Von da an war ich wieder infiziert“, so Schaffer. Seitdem hat er 19 Ausstellungen geplant und aufgebaut, die Schau in Nebra ist seine 20. Ein Vermögen hat Schaffer bisher in seine Sammlung investiert. „Es könnten zwei Mercedes-Limousinen sein, aber ich mache mir nicht viel aus Autos“, sagt der Norddeutsche. Früher hat er sein Geld als Musical-Darsteller verdient, heute ist er im Auftrag von Aida-Cruises für das Casting der Bühnendarsteller zuständig.
Bettina Pfaff, Geschäftsführerin der Arche Nebra, nennt die neue Sonderausstellung ein Fest für die Familie: „Ich glaube, auch Erwachsene werden sehr viel Freude an der Schau haben. Jedes Schaubild ist ein Kunstwerk.“ Aufmerksam auf die Sammlung sei sie geworden, als Playmobil vor zwei Jahren sein 40-jähriges Bestehen gefeiert hat und Museen dieses Jubiläum mit Ausstellungen begangen haben. „Die Häuser haben Besucherrekorde aufgestellt“, so Pfaff. Trotz einer Exposition rund um Spielzeug und Spielzeuggeschichte wird die Himmelsscheibe nicht vergessen. „In jedem Diorama ist eine versteckt“, verrät die Arche-Chefin. Doch im Besucherzentrum darf nicht nur geschaut, sondern auch gespielt werden. Mehrere Spieltische haben im Foyer Platz gefunden. Außerdem ruft das Haus nahe des Mittelbergs zu einem Wettbewerb auf. Gesucht werden die schönsten „Playmo-Boxen“, mit denen Kinder ihre eigene Fantasiewelt in einem Schuhkartons gestalten. „Eine Figur wird gestellt, die Szenerie drumherum kann frei erfunden werden“, erklärt Pfaff. Die schönsten Werke werden in einer späteren Schau präsentiert.
Umrahmt wird die aktuelle Ausstellung von einem bunten Veranstaltungsreigen aus Themen- und Familientagen sowie speziellen Führungen. Zu Expertenführungen mit Oliver Schaffer wird bereits für Ostersonntag und -montag eingeladen. Eine Tauschbörse steht am 25. September auf dem Programm. Der ungekrönte König unter den Sammlern hat indes auch noch Träume: eine japanische Achterbahn aus dem Sortiment sowie den Fürsten mit der Himmelsscheibe. Den gibt es indes noch nicht in XXS. (mz)

