Pilotprojekt Pilotprojekt: Elsteraue tauscht testweise Benziner gegen Elektroauto

Alttröglitz - Nagelneu in glänzendem Metallic mit blauen Streifen steht das Elektroauto vor dem Verwaltungsgebäude der Gemeinde Elsteraue. Der kleine Flitzer hat 170 PS und schafft bis zu 150 Kilometer pro Stunde (km/h). Seit Montag rollt das Elektroauto auf den Straßen der Gemeinde. Fünf Leute, darunter der Bürgermeister, Mitarbeiter des Bau- und Ordnungsamtes und der inneren Verwaltung dürfen das Fahrzeug für 15 Tage auf seine Alltagstauglichkeit testen.
„Die Elsteraue ist eine von 89 Kommunen, die im Rahmen des Programms Elektromobilität erfahren solch ein Elektrofahrzeug ausprobieren dürfen“, erklärt Stefan Buscher, Pressesprecher der Envia M Mitteldeutsche Energie AG. „Denn wir werden die Klimaschutzziele nur erreichen, wenn die Energiewende mit einer Verkehrswende einhergeht“, fährt Buscher fort. So hat das Unternehmen Pressevertreter zu einer Energiewende-Tour durch den Burgenlandkreis eingeladen, besucht dabei verschiedene regionale Firmen und die Gemeinde Elsteraue beispielsweise.
Bauamtsleiter Elsteraue: Das Thema Elektroauto spielte in unserer Gemeinde bisher noch keine Rolle
„Das Thema Elektroauto spielte in unserer Gemeinde bisher noch keine Rolle, aber ich freue mich, dieses Fahrzeug einmal zu testen“, sagt Dirk Kaufmann, Leiter des Bauamtes der Elsteraue. Er gehört zu den möglichen Fahrern. Dabei wird es schon eine kleine Umstellung, dieses Fahrzeug zu lenken. In acht Sekunden ist es von 0 auf 100 kmh. Einmal komplett aufgeladen, schafft das Auto bis zu 250 Kilometer. Allerdings verbrauchen zusätzliche Funktionen wie Navigationsgerät, Klimaanlage oder Sitzheizung auch zusätzliche Energie. Zur Reserve gibt es aus diesem Grund noch einmal einen neun Liter fassenden Benzin-Tank, der etwa für weitere 100 bis 150 Kilometer reicht.
Ein rund 74.000 Kilometer langes Stromnetz betreibt die Envia-M-Gruppe in Mitteldeutschland und beliefert damit rund 1,3 Millionen Kunden mit Energie. Das Unternehmen aus Chemnitz verbuchte 2017 steigende Gewinne. Mit 326,7 Millionen Euro lag das Ergebnis 40 Prozent höher als im Vorjahr. Der Umsatz bleib fast unverändert bei knapp fünf Milliarden Euro. Durch den Ausbau der Stromleitungen für die Energiewende dürften die Umsätze noch weiter steigen. Die Envia-M-Gruppe selbst setzt bei ihren Dienstfahrzeugen verstärkt auf Elektroautos. So gehören bereits 57 Exemplare davon zum Fuhrpark der Firma.
„Geht man vom Gaspedal runter, bremst das Auto ähnlich wie bei einer Motorbremse“, erklärt Fachfrau Julia Schibbe. Auf der Straße hört man es nicht. Zum neuen Fahrzeug gibt es auch eine entsprechende Ladesäule dazu. An einer Schnellladesäule ist das Fahrzeug in nur 20 Minuten komplett aufgeladen, normal dauert es etwa vier Stunden.
Rund 80 Elektroautos gibt es derzeit im Burgenlandkreis
„Wir überlegen bereits seit einiger Zeit, im Industrie- und Chemiepark Zeitz eine Ladesäule für Elektrofahrzeug zu bauen“, sagt Geschäftsführer Arvid Friebe. Eine Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen.
Rund 80 Elektroautos (Stand Juli 2018) gibt es im Burgenlandkreis. Die Zahl steigt nur langsam. Zum Vergleich: 2016 waren es 19 Autos. Die Elektroautos sind aufgrund des geringen Ausstoßes von Treibhausgasen sehr umweltfreundliche Autos. So gibt ein Elektroauto pro Jahr etwa 4.000 bis 5.000 Kilogramm weniger Treibhausgas in die Atmosphäre ab als ein dieselbetriebenes Auto. Envia M betreibt zwei Elektroladesäulen in der Region. Sie befinden sich in Naumburg. Weitere gibt es zum Beispiel bei den Stadtwerken Zeitz, am Hotel Amadeus Osterfeld und an der Autobahnraststätte in Osterfeld. (mz)