Neuer Friseursalon in Gröben Neuer Friseursalon in Gröben: "Ein Risiko gibt es immer"

Gröben - Anke El-Basyouni aus Gröben hatte am vergangenen Montagvormittag vor allen Dingen eins zu tun: Die Sektgläser zu füllen, Blumen entgegenzunehmen und Hände zu schütteln. Denn anlässlich ihrer Geschäftseröffnung waren zahlreiche Gäste und Kundinnen erschienen, um ihr zu gratulieren.
Auf Dauer hält so ein Zustand selbstverständlich nicht an und so widmete sich die 42-Jährige einen Tag später bereits morgens um 8 Uhr ihrem beruflichen Metier - dem Friseurhandwerk, dem sie in diesem Jahr seit 25 Jahren nachgeht.
Seit Montag vergangener Woche ist für sie nun alles ein bisschen anders: War Anke El-Basyouni, die eine 16-jährige Tochter hat, bisher angestellt, ist sie jetzt ihre eigene Chefin. Gab es eine Alternative? Sicher, ihre Chefin habe ihr angeboten, in einem ihrer Läden weiterzu- arbeiten. Aber genau das wollte sie nicht. Eine Beweggrund sei beispielsweise gewesen, dass sie gleich um die Ecke wohnt. „Außerdem wollte ich meine Kunden, die hier aus dem Ort sind, aber auch aus Teuchern, Zeitz, Weißenfels und sogar aus Leipzig kommen, nicht im Stich lassen“, berichtet die Gröbenerin. Als sie die Entscheidung getroffen habe, habe zu jener Zeit zudem noch ihre Mutter gelebt, die sie zu Hause pflegte.
In den früheren Jahren waren Friseure Bader, Perückenmacher, Barbier und Zahnarzt zugleich. Bis etwa 1550 galt der Beruf des Baders als „unehrlich“. Zusammen mit Abdeckern, Leinwebern, Scharfrichtern, Schäfern, Zöllnern, Nachtwächtern und Totengräbern waren auch die Bader von allen Zünften und Ämtern ausgeschlossen. Gaststätten durften sie nur besuchen, wenn keiner der Gäste etwas dagegen hatte.
Einmal den beruflichen Weg gedanklich und materiell neu geebnet, mochte Anke El-Basyouni, die mit einem ägyptischen Mann verheiratet ist, der als freiberuflicher Dozent arbeitet, nicht alles wieder rückgängig machen. Sie ist eine Frau der Tat: Gesagt, getan. Damit ihre Selbstständigkeit nicht scheitert, hat sie natürlich vorgesorgt: In der Geschäftsstelle Weißenfels der IHK Halle-Dessau wurde ihr geholfen. Hier eignete sie sich unter anderem Wissen in der Betriebswirtschaft an.
„Ich habe förmlich an den Lippen der Dozenten gehangen, um so viel wie möglich mitzukriegen.“ Aber auch Berater Volker Dietrich stand ihr zur Seite. „Er hat mich sprichwörtlich an die Hand genommen und ist mit mir beispielsweise zum Steuerberater gegangen. Also, das war äußerst hilfreich“, erzählt Anke El-Basyouni, die nach dem Besuch der 10. Klasse den Beruf einer Friseuse ergriff. „Eigentlich wollte ich Kindergärtnerin werden, aber meine Stimme war angeblich nicht so laut“, erinnert sie sich schmunzelnd. Aber das sei Geschichte, in ihrem Metier gehe sie mittlerweile zu hundert Prozent auf. „Ich möchte meinen Beruf auf gar keinen Fall mehr missen.“
Vorfreude bei Anke El-Basyouni
Mache es ihr nicht ein bisschen Angst, dass es in der näheren Umgebung schon mehrere Friseurgeschäfte gibt, allein vier in Teuchern? Schließlich komme nun eine weitere Konkurrentin hinzu? Doch das sieht die Gröbenerin nicht dramatisch. „Die haben alle zu tun“, erwidert sie und ergänzt: „Ein Risiko, dass etwas schiefgehen kann, gibt es immer.“
Und wie sich der Markt entwickelt, wisse keiner. Was anderes wäre es gewesen, wenn sie neu in das Dorf gezogen wäre. Jetzt freue sie sich erst einmal, dass es losgeht und sie sei gespannt, wie die Kunden die neuen Räume aufnehmen. Immerhin habe sie, abgesehen von der neuen Ladeneinrichtung, Neuerungen vorgenommen: Die Heizung ist modernisiert, wurde der Fußboden versiegelt, erhielten die Wände einen farblichen Anstrich und habe sie das Schaufenster neu hergerichtet. Und bei den Öffnungszeiten sei sie flexibel: „Starre Zeiten, in denen ich das Geschäft öffne und schließe, gibt es nicht.“ (mz)