Neuer Belag auf der A9 Neuer Belag auf der A9: Warum es für die Anwohner nun lauter geworden ist

Osterfeld - Weil im Sommer dieses Jahres die Autobahn A9 im Bereich Roda/Kleinhelmsdorf repariert wurde, haben viele Bewohner dieser Osterfelder Ortsteile nun mit deutlich höheren Lärmbelastungen zu kämpfen als ohnehin schon. „Ja, es ist lauter geworden. Das sage nicht nur ich. Auch viele Kunden, die zu mir in den Salon kommen, klagen über noch mehr Lärm“, sagt Birgit Berthold. Die 63-Jährige betreibt seit über 25 Jahren an der Eisenberger Straße in Roda einen Friseursalon.
Noch im Herbst vergangenen Jahres konnten sich die Friseurmeisterin und weitere Anwohner darüber freuen, dass auf dem Autobahnzubringer durchs Dorf nach jahrelangem Kampf endlich ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern erlassen und es dadurch merklich ruhiger vor der Haustür wurde. Nun aber ist neuer Krach durch die Autobahn dazu gekommen.
Kampf für mehr Ruhe vor dem Verkehrslärm
Dabei kämpft man in den beiden Ortsteilen seit Jahren für mehr Ruhe vor dem Verkehrslärm der direkt hinter den Dörfern gelegenen Autobahn. Eine Diskussion im Stadtrat im Frühjahr vergangenen Jahres um eine erneute Lärmkartierung hatte dabei die Thematik wieder auf die Tagesordnung gebracht. Im Rat nämlich hatte ein Kleinhelmsdorfer die anwesenden Räte mit einem Experiment überrascht und ihnen mittels eines laut aufgedrehten Radios und eines geeichten Messgerätes demonstriert, wie laut 70 Dezibel klingen.
Zudem übergab der Kleinhelmsdorfer eine Liste regelmäßiger Messungen auf seinem Grundstück. Als Höchstwert hatte er dabei an einem Tag im März 2018 sogar 74 Dezibel gemessen, die von der Autobahn herüberschallten. Nach dieser Sitzung meldeten sich weitere betroffene Bürger und es formierte sich eine Bürgerinitiative, die sich gemeinsam mit der Stadt Osterfeld für mehr Schutz gegen den Lärm dieser Hauptverkehrsader engagieren wollte. Denn nach den Berechnungen des Straßenbaulastträgers seien erhöhte Lärmschutzmaßnahmen nicht nötig, weil die berechneten Werte zu niedrig sind.
Eingebaute Schicht ist eine Erhaltungsmaßnahme
Der SPD-Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben, den man mit ins Boot holte, hatte in Bezug auf die Verkehrslärmbelastung der Osterfelder Ortsteile vor dem Landtag erneut eine Kleine Anfrage gestellt, die nun durch die Landesregierung beantwortet wurde. Dabei war er auf die Sache mit dem Belag gestoßen. Denn noch im vergangenen Jahr hatte die Landesregierung erklärt, dass bei den Lärmberechnungen in dem Osterfelder Bereich ein Korrekturwert von minus 2 Dezibel zur Anwendung kam, weil auf der A9 lärmmindernde Straßenbeläge eingebaut wurden.
Nun musste das Land zurückrudern und eingestehen, dass „eine lärmmindernde Wirkung der Bauweise, dünne Schichten in Kaltbauweisen’ im Regelwerk - unabhängig von der Geschwindigkeit - nicht berücksichtigt ist“. Die eingebaute Schicht sei eine Erhaltungsmaßnahme, die zur Anwendung kommt, wenn die Deckschicht erste Risse zeigt, die Struktur aber noch intakt ist, heißt es weiter.
Überlagerung mit den prioritären Baumaßnahmen vermeiden
Sie diene dazu, die Decke kurzfristig zu stabilisieren, in diesem Fall, um eine Überlagerung mit den prioritären Baumaßnahmen im Bereich der Tank- und Rastanlage Osterfeld zu vermeiden. Um den Forderungen nach einem lärmarmen oder lärmmindernden Belag gerecht zu werden, werde nach Abschluss der Baumaßnahmen auf der A9 in diesem Bereich mittelfristig eine Erhaltungsmaßnahme durchgeführt, die den genannten Korrekturwert von - zwei Dezibel wieder erfüllen wird. „Ein echter Schildbürgerstreich“, so Erben.
Für die Anwohner allerdings eine echter Grund zum Ärgern. Ihnen bleibt nur weiter die Hoffnung, dass der Straßenbaulastträger einlenkt und auf Lärmschutzmaßnahmen oder eine Geschwindigkeitsreduzierung setzt, wie sie hinter der Landesgrenze in Thüringen schon vielfach existiert. (mz)