Naumburger Innenstadt Naumburger Innenstadt : Das Bangen um die Existenz

Naumburg - Nahezu menschenleere Straßen und Plätze sowie das Wort „Geschlossen“ prägen dieser Tage vielerorts das Bild. „Es ist bedrückend und beängstigend“, beschreibt Naumburgs Citymanagerin Sylvia Kühl die Stimmung unter Händlern und Gastronomen. Letztere würden ansonsten jetzt in die Saison starten. „Es herrscht viel Unsicherheit“, so Sylvia Kühl weiter. Aus vielerlei Gründen. Es ist unklar, wann der aktuelle Zustand ein Ende hat. Und es ist unklar, wie hoch die finanziellen Hilfen sind und wie diese in Sachsen-Anhalt ausgereicht werden.
„Alle bangen um ihre Existenz, einen Puffer haben die wenigsten“, sagt die Citymanagerin, die indes unterstreicht, dass die Einschränkungen auf Verständnis stoßen: „Es hat seinen Sinn, dass es so gemacht wird.“ Nach ihrer Einschätzung sind rund 80 Prozent der Geschäfte geschlossen, die damit keine oder kaum Einnahmen generieren, um Fixkosten wie Löhne, Miete und das Geld für Lieferanten zu decken. Die Citymanagerin empfiehlt Kurzarbeitergeld sowie Gespräche mit Vermietern und Lieferanten, die mal mehr, mal weniger positiv verlaufen könnten. Und: „Viele halten Abstand von Krediten, aber ich rate, sie in Anspruch zu nehmen.“
In diesen Tagen zählt vor allem eins: Kommunikation. Die Citymanagerin gibt deshalb Informationen wie Anordnungen und deren Aktualisierung an Händler und Gastronomen weiter, ist im intensiven Austausch mit Kollegen in anderen Bundesländern. „Dieses Netzwerk in ganz Deutschland ist gerade 100 Prozent Gold wert“, so Sylvia Kühl, die dem Präsidium des City-Management-Verbandes Ost angehört. Um Händler zu unterstützen, arbeiten der Naumburger Innenstadtverein und das Citymanagement derzeit an einem Online-Shop auf Facebook, über den Waren angeboten werden können. Für all jene, die mit dem Online-Handel bisher keine oder wenige Erfahrung haben, biete es sich nun an, die Möglichkeiten auszuprobieren.
Sylvia Kühl hofft auf Rückhalt aus der Bevölkerung, die lokalen inhabergeführten Geschäfte zu unterstützen. „Ich denke, da ist das Bewusstsein da, dass Naumburger wieder in Naumburg kaufen.“ Bewährt hat sich der Einkaufs-Gutschein des Innenstadtvereins, der sowohl auf dessen Homepage als auch im E-Center weiterhin erhältlich ist.
Vermisst werde, so die Citymanagerin weiter, mehr denn je die soziale Funktion einer Innenstadt als Treffpunkt, wo man im Café sitzt oder sich in einem Geschäft mit der Verkäuferin unterhält. „Ich habe den Wunsch, dass so viele Betriebe wie möglich diese Krise überstehen. Und dass dann die Innenstadt wieder belebt ist, vielleicht mehr als sonst“, so Sylvia Kühl.
