Nachruf Nachruf : Konsequenz und leise Töne

Naumburg/Bautzen - Er hatte die Zigarre im Mund, die grau-braune Melone auf dem Kopf und immer wieder einen Plan: Egon Olsen alias Peter Stahl. Am Bautzener Theater stand der Schauspieler, Regisseur und Oberspielleiter 133-mal in der legendären Gaunerkomödie „Die Olsenbande dreht durch“ als Bandenchef Egon Olsen auf der Bühne. Das Publikum feierte ihn, so dass die Inszenierung seit 1998 immer wieder auf dem Spielplan stand. Nun ist Peter Stahl im Alter von 77 Jahren verstorben (wir berichteten).
Roloff: „Das Haus profiliert“
Um den begnadeten Theatermann trauern jedoch nicht nur die Besucher des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters, sondern ebenso die Freunde des Naumburger Theaters, hatte Stahl doch die Geschicke des Hauses am Salztor von 1988 bis zum Jahr 2000 bestimmt. „Peter Stahl hat die Tradition des Puppen- und Figurentheaters ebenso bewahrt wie er das Theater zur Kleinen Bühne profiliert hat“, sagt Sieglinde Roloff.
Und ohne Stahl, da ist sich die ehemalige Naumburger Kulturstadträtin sicher, hätte die Spielstätte auch die Wirren der 89er-Wende und die bald folgenden Pläne zur Fusion mit dem Zeitzer Theater nicht schadlos überstanden. Es sei die Konsequenz gewesen, mit der Stahl seine Ziele verfolgt habe und von der das Naumburger Theater noch heute profitiere, so Roloff, die auch nach der Wende noch im Kulturressort der Naumburger Stadtverwaltung tätig war.
In einer Traueranzeige würdigten auch Oberbürgermeister Bernward Küper sowie Intendant und Mitarbeiter des Theaters das Wirken Stahls, der die Kleine Bühne und das Puppentheater besonders geprägt habe. Dabei war Stahl eher ein Mann der leisen Töne, der mit einem verschmitzten Lächeln, mit Humor und Ironie für sich zu gewinnen wusste. Und der die Tradition des von Carl Naumann 1933 in Rehehausen gegründeten Puppentheaters weiterführte, das nach dessen Tod 1958 nach dem Umzug nach Naumburg in den „Goldenen Hahn“ von der Stadt übernommen worden war. Als Peter Stahl sein Amt antrat, konnten die Naumburger auf beachtliche Inszenierungen verweisen, wie sich Sieglinde Roloff erinnert. Allerdings regte Stahl als Intendant weitere an, ließ als Regisseur bald eigene folgen. Für das Stück für Kinder „Die Liebe zu den drei Orangen“, das 1999 aufgeführt wurde, schrieb er außerdem nach einem Fragment von Carlo Gozzi (1720-1806) den Text. Außerdem brillierte er als Schauspieler, so im „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ nach Nikolai Gogol von Werner Buhss. In der Regie von Alexander Stillmark und in der Ausstattung von Margret Weise stand Stahl damit im April 2000 zum letzten Mal auf der Naumburger Bühne und wurde gefeiert. Im Juni folgten zunächst im Theater und danach im Marientor bewegende Momente des Abschiedes, da Stahls Vertrag auslief und der Wechsel nach Bautzen anstand. Namhafte Gäste wie Mitglieder des Berliner Kabaretts Sündikat oder der Sänger Hans-Eckart Wenzel gaben sich die Ehre. Rolf Rüdiger Weise, der der Bühne als bildender Künstler verbunden war, hielt die Abschiedsrede.
In Schwerin und Halle
Geboren wurde Peter Stahl am 18. Januar 1939 in Sziesze im heutigen Litauen. 1945 kam er nach Dessau, wo er die Grundschule besuchte und eine Lehre als Feinmechaniker absolvierte. In der Lehrzeit spielte er Kabarett. 1960 begann Stahl ein Studium an der Theaterhochschule „Hans Otto“ in Leipzig. Danach hatte er sein erstes Engagement am Theater der Jungen Garde in Halle, seine erste Rolle war die des tapferen Schneiderleins. Von 1965 bis 1968 war Peter Stahl als Schauspieler am Staatstheater Schwerin engagiert. Dort wandte er sich als Regisseur auch dem Puppentheater zu. Von 1968 bis 1988 kehrte er zurück nach Halle als Schauspieler, Regisseur und Oberspielleiter sowie als stellvertretender Intendant. 1988 folgte dann der Wechsel nach Naumburg.