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Kicken, Boxen, Ducken Nach Corona-Pause: Kampfsportschule im „Roten Löwen“ in Lützen ist wieder geöffnet

Der Braunsbedraer Trainer Sven Schiller ist seit dem Vorjahr in Lützen präsent. Warum er nun ein Domizil nahe des Sommerbades beziehen will.

Von Holger Zimmer 22.07.2021, 15:30
Lucy Li Schiller (14) zeigt eine Fußabwehr gegen Yanik Spindler (13), der in Lösau lebt.  Der Fußboden ist mit Kunststoffmatten belegt.
Lucy Li Schiller (14) zeigt eine Fußabwehr gegen Yanik Spindler (13), der in Lösau lebt. Der Fußboden ist mit Kunststoffmatten belegt. Foto: Holger Zimmer

Lützen/MZ - Nach einer langen Durststrecke ist die Kampfkunstschule von Sven Schiller wieder im Gasthaus „Roter Löwe“ aktiv. Der 38-Jährige ist erleichtert, denn auch ihm hat die Corona-Pandemie übel mitgespielt. Sie begann fast auf den Tag genau im März 2020, als der Start in Lützen erfolgen sollte. Ursprünglich kommt der Kampfsport-Fan aus Braunsbedra, wollte aber sein Angebot im Raum Lützen etablieren, wo er auch schon in Muschwitz und Taucha aktiv war.

Kampfsport mehr als nur eine Leidenschaft

Sven Schiller war in jungen Jahren mal in seinem Heimatort mit dem Vater zum Karate-Training gegangen. Wegen der Lautstärke weinte er, ging aber zur Überraschung des Vaters dennoch wieder zur Übungsstunde. „Die Leidenschaft hatte mich gepackt.“ Was er macht, das will er richtig tun und so war es auch bei der Berufswahl. Das Abitur ließ er sausen, weil er nicht studieren wollte. Dafür wurde er Kraftfahrzeug-Mechatroniker und hatte wenigstens einen Abschluss in der Tasche.

Was aber den Sport angeht? „Ich bin nicht groß. Da ist es gut, wenn man sich verteidigen kann.“ Zudem ist er bodenständig. So hatte er die Möglichkeit, bei Mercedes zu lernen, kam aber schnell wieder in die Heimat zurück. Er versuchte sich dann im Kickboxen und im Sports Chanbara, dabei handelt es sich um einen japanischen Kampf mit Luftschwertern. Ihm zuliebe hat auch seine Frau bereits mittrainiert, doch sie ist als Friseurin in einem eigenen Laden beruflich eingebunden.

Kickboxen, Karate und Chanbara: Breites Spektrum an Kampfkunst in Lützen

Dafür ist Tochter Lucy Li regelmäßig dabei und macht schon größeren Jungen etwas vor. Beim Training geht es da richtig zur Sache, sind Körperbeherrschung, Technik und Einsatz gefragt. Was aber bedeuten die Gürtel um die Kleidung? Es sind die für Kinder und Jugendliche, denn den in Schwarz kann man erst mit 18 Jahren erhalten. Hatte man erst in der Franklebener Turnhalle trainiert oder in der Braunsbedraer Pfännerhall, hat sich Sven Schiller in letzterem Ort eine Halle gekauft und für Trainingszwecke hergerichtet.

Mit Knie und Fäusten geht Julius Martin aus Lützen (10) gegen den Sandsack vor.                                                                 Foto: Holger Zimmer
Mit Knie und Fäusten geht Julius Martin aus Lützen (10) gegen den Sandsack vor.                                         Foto: Holger Zimmer
(Fot: Holger Zimmer)

Er machte sich 2007 selbstständig und trainiert mehr als 200 Kinder und Jugendliche. Früher gab es auch Übungsmöglichkeiten in Merseburg, doch seit einem halben Dutzend Jahren hat er sich in Richtung Lützen orientiert. Wohl auch, weil dort die sportlichen Angebote neben Fußball eher gering sind.

Hinzu kommt das recht breite Spektrum. Da kann man Karate mit Handkantenschlägen ebenso betreiben wie Punktekämpfe im Kickboxen, und im Kommen ist Chanbara. Außerdem gibt es Wettkämpfe bis hin zu Weltmeisterschaften. Sven Schiller schaut nach Nordamerika, denn dort hat man im Vergleich mit Deutschland in fast allen genannten Sportarten einen Vorsprung von Jahrzehnten.

Kampfsportschule zieht in die Nähe des Sommerbades in Lützen

Laut Schiller hat man bislang wenig Werbung gemacht, so dass derzeit nur rund 20 Kinder und Jugendliche aus Lützen zu den Übungsstunden kommen. Steffen Holmig bringt dann auch seinen sechsjährigen Sohn Nico in den „Löwen“, eben weil die sportliche Auswahl neben Fußball nicht sehr groß ist. Schließlich muss man die jungen Sportler bei der Stange halten. Das freilich wird schwierig, wenn es wieder Corona-Beschränkungen geben sollte.

Derzeit trainiert Sven Schiller Sportler in einem kleineren Raum neben dem Saal im „Roten Löwen“. Fakt aber ist, dass das gesamte Gebäude in den nächsten Jahren saniert werden soll und man mit größerem Zuspruch rechnet. „Da hatten wir schon Angst um unsere Perspektive in Lützen.“ In Absprache mit der Stadtverwaltung habe man sich deshalb auf ein Objekt in der Nähe des Sommerbades geeinigt. Jetzt hofft er darauf, dass im September der Umbau beginnen und das neue Domizil samt Garderoben und Sanitärräumen hergerichtet werden kann.