Motorrad-Freak in Gröben Motorrad-Freak in Gröben: Martin Schulze verwandelt Schrott in echte Schätze

Gröben - Wenn Martin Schulze auf den Trödel- und Antik-märkten der Region unterwegs ist, hält er besonders nach alten Motorrädern Ausschau. Ihnen gehört zurzeit seine besondere Leidenschaft, vor allem dann, wenn er sie wieder zum Laufen bzw. Rollen bringen kann.
„Ich habe schon immer gern gebastelt und geschraubt“, erzählt der noch vor wenigen Jahren jüngste Metallbaumeister Sachsen-Anhalts. Irgendwann sei dann der Wunsch entstanden, nicht mehr nur an DDR-Mopeds herumzuschrauben, sondern vielleicht doch einmal an einem richtig alten Motorrad. Gezielt habe er dann im Internet nach einer Maschine gesucht, die ihn vor allem wegen ihrer Kraft, Robustheit und überdurchschnittlichen Zuverlässigkeit fasziniert hat - der BMW R 35.
Motorrad-Schrauber aus Gröbern: Sein erstes „Baby“ war eine schrottreife BMW R 35
Nach langen Recherchen im Internet habe er vor sieben Jahren bei einem erzgebirgischen privaten Oldtimerhändler die schrottreife R 35 erstanden und abgeholt. Von den im Eisenacher BMW-Werk bis 1940 produzierten Maschinen gebe es zwar noch einige auf dem Markt, allerdings nur wenige Militärausführungen, erzählt Martin Schulze.
Und er verrät, dass man eine verrostete Maschine dieser Modellreihe schon für 500 Euro erstehen kann. Für die restaurierten Maschinen würden Sammler in aller Welt allerdings auch schon einmal 30- bis 40.000 Euro auf den Tisch legen, sagt der 30-Jährige.
Motorrad-Schrauber aus Gröbern: Drei Jahre hat er investiert, um die alte BMW-Maschine in Schuss zu bringen
Drei Jahre lang hat Martin Schulze in jeder freien Minute, meist an Wochenenden und während des Urlaubs, an der BMW geschraubt. Freunde halfen ihm, den Motor wieder in Ordnung zu bringen. Halterungen, Bremsgestänge hat der geschickte Metallbaumeister selbst gefertigt. Auch Schweißarbeiten und Nachfräsungen hat er erledigt. Die fast 80 Jahre alte Maschine bekam neue Schutzbleche, einen originalen Sattel und weitere fehlende Teile. In der Tagewerbener Firma seines Onkels erhielt die R 35 ihre sandfarbene matte Lackierung. Die erste Ausfahrt des restaurierten Schmuckstücks war allerdings nur kurz. „Nach wenigen Metern ging die Maschine aus“, erzählt Martin Schulze schmunzelnd.
Beim zweiten Ausfahrtversuch sei das Motorrad aber bis nach Weißenfels und zurück gelaufen. „Bei dieser Tour fuhr Stolz mit. Schließlich habe ich eine Menge Zeit und Kraft ins Motorrad gesteckt“, sagt Schulze.
Motorrad-Schrauber aus Gröbern findet Schrott-Motorräder auch auf dem Trödelmarkt
Sein zweiter Neuaufbau war dann eine DKW KS 200, hergestellt 1939 in der Zschopauer Maschinenfabrik der Auto Union AG. Die schwarze Maschine mit dem großen Scheinwerfer in Tropfenform habe er von einem Tschechen auf dem Markkleeberger Trödel- und Antikmarkt erworben, zusammen mit einem DDR-Moped „Schwalbe“ der Marke Simson.
Letzteres habe er nach aufwendiger Restaurierung gut verkaufen können, und den Erlös habe er in das komplett vergammelte Motorrad fließen lassen. Jetzt sieht es wieder wie aus dem Laden aus und ist fahrbereit.
Motorrad-Schrauber aus Gröbern schraubt derzeit an einer Zündapp KS 600
Zurzeit arbeitet Martin Schulze an einer in Nürnberg produzierten Zündapp KS 600, Baujahr 1940. Sie hat einen Hubraum von 597 Kubikzentimetern und leistet 28 Pferdestärken. Von 1938 bis 1941 wurde das Motorradmodell als Militärmaschine produziert. Das schwere Motorrad besteche vor allem durch seine Geländekraft und die trotzdem ästhetische Form, gerät Martin Schulze beim Blick auf sein aktuelles Freizeit-Projekt regelrecht ins Schwärmen.
Weil ihm wegen der umfangreichen Arbeit in der Schlosserei seines Vaters momentan die Zeit fehlt, nehme er für die Restaurierung des Motorrads mehr Hilfe als bei den anderen Maschinen in Anspruch, berichtet der junge Handwerksmeister. Noch rollt die Maschine mit dem Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor nicht aus eigener Kraft. Aber für Martin Schulze gibt es keine Zweifel daran, dass es irgendwann so weit sein wird. Und vielleicht bekomme er für dieses wunderschöne Motorrad sogar noch einen Beiwagen, hofft der 30-Jährige.
Wegen ihres Wertes und ihrer Beliebtheit nicht nur bei Sammlern, sondern auch bei Langfingern hat Martin Schulze seine restaurierten Motorräder an einem einbruchsicheren Ort gelagert. Dort wird er auch in Zukunft sicher so manche Stunde verbringen. Schließlich möchte der Gröbener auch noch anderen alten Motorrädern neues Leben einhauchen. (mz)


