Morbide Romantik Morbide Romantik: Lost Places sind in Droyßig gestartet

Droyßig - Brita Krischker bekommt schon am Eingang den ersten, eigentümlichen Eindruck. „Es riecht hier ein wenig modrig und muffig. Das erinnert mich an Venedig“, sagt die Frau aus Bad Köstritz. Krischker ist eine der ersten Besucherinnen, die die neue Ausstellung „Lost Places“ des Fördervereins des Droyßiger Schlosses erleben darf. Und nach einem ersten Rundgang ist sie fasziniert. „Ich habe schon verfallene Orte gesehen, aber noch nicht als Ausstellung erlebt. Das ist was ganz Besonderes.“
Und tatsächlich zeigt der Verein in zwei zusammenhängenden Wohnungen im hinteren Teil des Ensembles den ungeschminkten aktuellen Anblick des Droyßiger Aushängeschildes, welches seit Jahren, ja eigentlich Jahrzehnten vor sich hin modert. Großflächige Bilder, Videoprojektionen und Drohnenaufnahmen zeigen Impressionen vom Schloss, die man so noch nicht gesehen hat. Und das alles in einem Ambiente, in das man sich trauen muss.
Ausstellung zwei Jahre vorbereitet
Denn das alte herrschaftliche Parkett ist abgetreten und mit Farbflecken beschmutzt, Putz und Tapeten bröckeln von den Wänden und der Efeu rankt durch die Fenster ins Innere. Müll wurde teilweise nur zur Seite geschoben. „Hier haben ja bis ins vergangene Jahr noch Mieter gewohnt. Und das Verrückte daran ist, dass die eigentlich gar nicht ausziehen wollten. Die haben den Verfall in Kauf genommen, weil sie an einem so exponierten Ort wohnen durften“, sagt Katrin Beikirch.
Die Kuratorin vom Schlossförderverein hat die Ausstellung zwei Jahre vorbereitet. Hilfe bekam sie von Michael Schomer, Andreas Reißmann, Thomas Linzner, Michael Siebert oder auch vom Ehrenvorsitzenden des Heimatvereins, Günter Koschig, der durch einen kleinen Videofilm führt.
„Wir wollen weniger Wissen vermitteln, als mehr die Emotionen der Besucher wecken"
„Wir wollen weniger Wissen vermitteln, als mehr die Emotionen der Besucher wecken. Aber wir freuen uns natürlich über jeden, der unsere Infotafeln mit der Geschichte des Schlosses liest“, so Beikirch. Infos gibt es aber auch auf dem Boden. Pfeile führen von Raum zu Raum und die sind mit „Das Schloss dem Adel“, „Verlassen, verfallen, eigentümlich schön“ oder „Grauen, Leid und Liebe“ tituliert.
Es ist eine Hommage an das Droyßiger Schloss, so Beikirch. Eine mit viel Liebe und Hingabe. Das merkt man auch am Freitagabend bei der Vernissage auf dem Schlosshof. Der Verein der historischen Kostüme hat seinen Auftritt, das Winken der Herrschaften aus dem Fenster erzeugt Gänsehaut. Thomas Linzner führt als Kreuzritter durch die Ausstellung und auf der Bühne spielen die Saitlinge aus Bockwitz. Unterstützt werden sie dabei von Schauspieler Peter Schneider am Saxofon. Die örtliche Prominenz gibt sich ein Stelldichein.
Peiser probiert auch die VR-Brille aus
Mit Antje Peiser ist aber auch die Geschäftsführerin des Saale-Unstrut-Tourismusverbandes aus Naumburg gekommen. „Wir wollten die Lost Places ja eigentlich zur Internationalen Tourismusbörse in Berlin vorstellen, aber das geht ja wegen Corona nicht. So werden wir die Ausstellung wenigstens online und persönlich bewerben“, verspricht sie begeistert.
Peiser probiert auch die VR-Brille aus. Das steht für virtuelle Realität, und in sieben Räumen kann man sich so um 360 Grad bewegen. „Aber Vorsicht, da kann einem durchaus schwindlig werden“, warnt Frank Ellmerich aus Osterfeld. Er hat diese besonderen Bilder angefertigt und freut sich, dass die Gäste hier Schlange stehen, um das mal auszuprobieren.
Schlange stehen müssen sie auch am Eingang, denn mehr als 20 Besucher dürfen nicht gleichzeitig in die Ausstellung. Und wer neben den Eindrücken etwas mitnehmen möchte, kann sich einen Kalender „Lost Places Droyßig 2021“ für zehn Euro kaufen. Doch die Stückzahl ist begrenzt, so wie auch die Ausstellung, die nur bis Ende Oktober geöffnet ist. Wie gut sie angenommen wird, zeigte sich bereits: 60 Besucher kamen allein am Samstag. Und am Sonntag warteten um 14 Uhr bereits über 30 Gäste auf Einlass.
›› Geöffnet ist samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr. Eintritt: 3,50 Euro für Erwachsene und 1,50 Euro für Kinder. (mz)

