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Mit dem Rauchen aufhören Mit dem Rauchen aufhören: Diese Tipps gibt der Therapeut

07.06.2019, 15:30
Ein rauchender Schüler auf dem Schulhof
Ein rauchender Schüler auf dem Schulhof imago/Horst Rudel

Zeitz - Jedes Jahr aufs Neue macht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Weltnichtrauchertag auf eine schwerwiegende Suchterkrankung aufmerksam: Rauchen. In diesem Jahr lautete das Motto „Tabakkonsum und Lungengesundheit“. Tabakkonsum ist die Hauptursache für die Lungenerkrankung COPD (englisch chronic obstructive pulmonary disease), die man auch umgangssprachlich mit dem Begriff „Raucherlunge“ umschreibt.

Auch der Chefarzt der Klinik für psychische Erkrankungen des Burgenlandkreis-Klinikums Felix Böcker und sein Team ist ständig mit Rauchern und ihrer Sucht konfrontiert. Er erklärt, warum Nikotinabhängigkeit die Therapie behindern kann. Mit ihm sprach MZ-Mitarbeiterin Janine Friedrich.

Warum ist es für viele Raucher so schwer, aufzuhören?
Felix Böcker: Die Tabak-Abhängigkeit ist eine schwere Suchterkrankung mit einer starken körperlichen Abhängigkeit. Es ist sehr schwer für den Raucher aufzuhören, weil sein Gehirn ihm sagt „Rauch' lieber weiter“. Durch das Rauchen aktivieren wir unser Belohnungssystem im Gehirn, das sogenannte Dopaminsystem. Das findet der Mensch, so angenehm, dass er das wiederholen möchte.

Normalerweise wird das Belohnungssystem aktiviert durch positive Erfahrungen und Erlebnisse. Mit Nikotin aktivieren wir das Dopaminsystem und lernen, dass dieses Mittel schneller zu einem Hochgefühl führen kann, als zum Beispiel ein gutes Essen.

Ein Großteil der Raucher möchte aufhören oder zumindest weniger rauchen, schafft es aber nicht. Wie unterstützen Sie diese Raucher?
Böcker:Patienten auf der psychiatrischen Station werden bei der Aufnahme gefragt, ob sie rauchen. Über den sogenannten Fagerströmtest finden wir heraus, wie stark die Abhängigkeit ist. Nach der Einstufung sprechen wir sie darauf an, ob sie weiter rauchen wollen oder nicht. Wir unterstützen die Betroffenen bei der Entscheidungsfindung.

Bedauerlicherweise sagen dann viele: Das ist gerade für mich kein Thema, ich bin hier um meine psychische Erkrankung behandeln zu lassen. Für einen Rauchstopp entscheiden sich wenige. Die können wir mit einer Nikotinersatztherapie begleiten und mit Nikotinpflaster oder -kaugummi dafür sorgen, dass der Rauchstopp und der Nikotinentzug zeitlich voneinander getrennt werden.

Warum ist es für die Ärzte wichtig zu wissen, ob der Patient raucht und wie stark?
Böcker:
Natürlich ist Rauchen erwiesenermaßen gesundheitsschädlich; wir als Ärzte haben ein Interesse daran, möglichst gesunde Patienten zu haben. Zum anderen ist es bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen ausgesprochen störend. Durch Rauchen wird die Wirkung von Psychopharmaka abgeschwächt. Die Behandlung wirkt schlechter, wenn der Patient raucht. Das erschwert die Behandlungsmöglichkeiten des Arztes.

Und wie geht es den Aufhörwilligen dabei?
Böcker:Wir legen dann einen Termin für den Rauchstopp fest. Wir sehen die Patienten ja täglich und fragen sie dann auch im Rahmen der Gesprächstherapie, welche Erfahrungen sie damit machen, was für Schwierigkeiten tauchen auf, welche Ablenkungsmanöver sie anwenden, um das Verlangen nach der Zigarette zu stoppen. Das Craving, der englische Begriff für intensives Verlangen, ist der Grund, warum der Entzug oft abgebrochen wird.

Kann die E-Zigarette bei der Entwöhnung helfen? Oder kommt der Raucher dabei vom Regen in die Traufe?
Böcker:Den Umstieg auf die E-Zigarette empfehlen wir nicht, weil weiterhin das abhängig machende Nikotin zugeführt wird. Die Menschen werden dadurch nicht frei von ihrer Sucht. Tabakrauch enthält viele schädliche Substanzen. Bei E-Zigaretten sind es weniger, allerdings enthalten die auch krebserregende Substanzen.

Erholt sich die Lunge eines Rauchers, wenn er aufhört, wieder oder ist das ein Mythos?
Böcker:In jedem Alter oder Stadium lohnt sich ein Rauchstopp. Natürlich ist der Effekt nach 40 Jahren weniger groß als nach 25 Jahren. Vieles verbessert sich spürbar, zum Beispiel das freiere Atmen, die Haut wird rein und man hat mehr Ausdauer. Außerdem kann man es natürlich dann auch an den Blutwerten erkennen. Vor allem möchte ich den Appell an die jungen Leute richten, möglichst erst gar nicht mit dem Rauchen anzufangen. Als junge Raucher sollte man sofort aufhören und nicht sagen: Ich kann doch später noch aufhören.

(mz)

Ein Raucher zündet sich einen Joint an.
Ein Raucher zündet sich einen Joint an.
dpa