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Mehr Autobahn-Unfälle im Süden Sachsen-Anhalts Mehr Autobahn-Unfälle im Süden Sachsen-Anhalts: Kettenreaktionen im Staugebiet

Von Birger Zentner 09.04.2016, 06:00
Zwei Menschen starben in dem Lastwagen auf der Autobahn 9 am 24. November - dem schwärzesten Tag des Vorjahres.
Zwei Menschen starben in dem Lastwagen auf der Autobahn 9 am 24. November - dem schwärzesten Tag des Vorjahres. Peter Wölk

Weißenfels/Merseburg/Zeitz - Bis zu 69.000 Fahrzeuge donnern täglich auf der Autobahn 9 an Zeitz, Weißenfels, und Merseburg vorbei in Richtung Schkeuditzer oder Hermsdorfer Kreuz. An die 25 Millionen sind das im Jahr. Bis zu 49.000 am Tag oder mehr als 15 Millionen im Jahr ziehen östlich und nördlich von Halle auf der A 14 dahin. Daran gemessen ist es nur ein Bruchteil von ihnen, die in Unfälle verwickelt sind. Dennoch 1.993-mal hat es im vorigen Jahr auf den Autobahnen im Süden Sachsen-Anhalts, dem Zuständigkeitsbereich des Autobahn-Polizeireviers Weißenfels, gekracht. Neun Menschen sind dabei gestorben, 134 sind schwer und 249 leicht verletzt worden. Die Schadenssumme geht in die mehrere Millionen Euro.

Damit verzeichnet das Revier gegenüber 2014 einen deutlichen Anstieg der Unfallzahlen. „Es gab aber auch schon schlimmere Jahre“, sagt Kay Christoph, einer der Sprecher des Reviers. Und er denkt an 2010, als die Polizisten aus Weißenfels zu 2.300 Karambolagen auf den Autobahnen A9, A14, A38, A71 und A143 ausrücken mussten.

Vielzahl von Baustellen

Warum gerade jetzt die Unfälle zugenommen haben, hat verschiedene Gründe. Einer ist nach den Worten von Christoph die Vielzahl von Baustellen auf den beiden genannten Autobahnen. Immer wieder staut sich vor ihnen der Verkehr. Unaufmerksamkeit und zu hohe Geschwindigkeit führen zu Auffahrunfällen. „Dass gerade zu schnelles Fahren ein Problem ist, zeigt sich bei den Messergebnissen“, sagt Veit Raczek, Pressesprecher des Reviers.

Obwohl die Messwagen der Autobahnpolizei im vorigen Jahr mit 1.672 Einsatzstunden etwas weniger als 2014 unterwegs waren und mit 778.367 Fahrzeugen knapp 100.000 weniger gemessen und mit 31.255 deutlich weniger Fahrzeuge geblitzt wurden, ist die Zahl der nach Geschwindigkeitsverstößen verhängten Fahrverbote dramatisch angestiegen. 3.861 waren es 2014, im vorigen Jahr 5.425. Und Fahrverbote werden erteilt, wenn man außerorts mindestens 41 Kilometer pro Stunde schneller als erlaubt unterwegs ist.

121 km/h in 80er-Zonen

„Das sind 121 km/h in 80er-Zonen oder 161 in 120er-Zonen“, sagt Raczek und verdeutlicht, wie gefährlich einige Kraftfahrer unterwegs sind. Das spiegelt sich in den Hauptunfallursachen wider. Zu hohe Geschwindigkeit, zu geringer Abstand und Fehler beim Nebeneinander- und Vorbeifahren sind für rund die Hälfte der Unfälle die Gründe. Nach den Worten der Sprecher hängen die drei Ursachen meist zusammen, treten in Kombination auf.

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Regelrechte Kettenreaktionen

Immer wieder kommt es auf den Autobahnen zu regelrechten Kettenreaktionen. Der 24. November war ein rabenschwarzer Tag. Gegen 9 Uhr kracht ein Lastwagen auf ein Stauende am Kreuz Rippachtal auf der A 9. Drei Lkw schieben sich ineinander. 20 Minuten später kollidieren ein Stück entfernt zwei weitere Lastwagen. Drei Stunden später verkeilen sich noch drei Lastwagen in der Nähe. Die schreckliche Bilanz des Tages: zwei Tote, mehrere Verletzte, Zehntausende Euro Schaden. Fast 15 Stunden lang war die A 9 rund um das Rippachtalkreuz blockiert. 40-mal gab es im vorigen Jahr nach Unfällen Vollsperrungen auf der A 9. Darunter auch eine fast 24-stündige. Allerdings hatte sich in dem Fall die Fahrbahn aufgrund von Hitze am 5. Juli deformiert.

Oft kein Verursacher auszumachen

Wie seit Jahren waren eben auch 2015 die rund 40 Kilometer auf der A9 der Unfallschwerpunkt im Bereich des Autobahnreviers. 889 Kollisionen wurden gezählt, 123 mehr als 2014. Auf der A 14, auf der das Revier für 35 Kilometer zuständig ist, gab es 384 Unfälle. 658 waren es auf der Autobahn 38, allerdings verteilt auf 108 Kilometer. Auf den kleinen Abschnitten der A 71 (vier Kilometer) gab es neun Unfälle, auf den acht Kilometern der A 143 waren es 53 Unfälle, immerhin 16 mehr als im Jahr davor.

Zu den Besonderheiten bei den Unfällen auf den Autobahnen zählt, dass in mehr als zehn Prozent der Fälle kein Verursacher auszumachen ist. 251-mal verschwanden die Schuldigen, begingen Unfallflucht. Unklar bleibt, in wie vielen Fällen es sich aber nur um eine Schutzbehauptung handelt - nach dem Motto: Mich hat einer abgedrängt und ist verschwunden. Am 5. Juli sagte ein 21-jähriger Lastwagenfahrer aus dem Saalekreis, der rechts in die Leitplanke gefahren war, genau das. Ihm konnte die Polizisten die Falschaussage nachweisen. „Dann wird aus dem Unfall eine Straftat“, sagt Raczek. Dennoch kommen jedes Jahr viele Unfallverursacher ungeschoren davon. (mz)